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Entsetzliches Gleichmaß

Entsetzliches Gleichmaß

Titel: Entsetzliches Gleichmaß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olivia Woods
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sie. »Bajor widersetzt sich unseren Versuchen, es zu verändern. Nicht allein unserer Macht! Es wehrt sich gegen die Veränderungen, denen wir selbst uns willentlich unterwarfen, als wir unser Überleben in die Hände des Militärs legten … als wir alles aufgaben, das uns daran erinnerte, wie schwach wir geworden waren. Selbst nach dreißig konfliktreichen Jahren klammern sich die Bajoraner noch immer an ihre Spiritualität, ihre reiche Vergangenheit, ihre archaische Lebensweise. Sie beweisen uns, dass die Eigenschaften, die wir aufgegeben haben, stärker sein können als die, mit denen wir sie ersetzt haben. Dass wir damals vielleicht die falsche Entscheidung getroffen haben. Ich glaube, wir ertragen einfach nicht, dass sie damit recht haben könnten.«
    Sie sah zu ihm auf. »Ich liebe Cardassia, Ataan. Wirklich. Ich bin stolz auf unsere Zivilisation. Aber wenn ich bedenke, was wir hergegeben haben, um dort hinzukommen, wo wir jetzt sind, kann ich nicht anders, als mich zu fragen, ob die problembelastete Welt hier tatsächlich Bajor ist.«
    »War das eine rhetorische Frage?«, gab Ataan in ruhigem Tonfall zurück.
    Iliana hob eine Braue. »Nein, war es nicht.« Sie setzte sich auf die Bettkante, beobachtete sein Gesicht und wartete auf eine Reaktion. Stille senkte sich über sie beide. Iliana wusste, dass sie wahrscheinlich gerade alles ruinierte, was sie während des vergangenen Monats aufgebaut hatten, aber das war vielleicht gar nicht so schlimm.
Es würde die Trennung vereinfachen. Er kann sich jederzeit höflich verabschieden und wegbeamen lassen. Das wäre ein klarer Schnitt
.
    Ataan atmete tief ein. Und dann überraschte er sie.
    »Ich glaube, du hast recht«, sagte er und gab ihr einen Moment, um das Geständnis zu verdauen. »Ich glaube, Bajor hat uns alle ein wenig wahnsinnig werden lassen. Wir sind besessen davon – und zwar aus exakt den Gründen, die du gerade genannt hast. Und diese Besessenheit bringt uns allmählich um. Wie eine tödliche Sucht.« Sein Blick fiel auf das Padd, das er noch in der Hand hielt. »Es steht wohl außer Frage, dass die Annektierung hier in der Heimat zu einer Spaltung führte. Es ist, als glaube man auf beiden Seiten der Diskussion, die Antwort auf die bajoranische Frage würde Cardassia neu definieren – im Guten wie im Schlechten, jetzt und für die Zukunft. Wir stecken bis zum Hals in Treibsand.« Er sah wieder zu ihr auf. »Aber was ist die Alternative? Sollen wir Bajors Extremisten gewinnen lassen? Das würde ihnen und uns gleichermaßen schaden. Wir können dem Terror nicht den Rücken kehren. Wie auch immer einige von uns über Cardassias momentanen Kurs denken – stell dir mal vor, wie viel schlimmer wir dastünden, wenn wir uns dem Bösen, das uns begegnet, nicht stellen würden! Wir tragen Verantwortung, Iliana, und wir können uns nicht vor ihr verstecken. Ganz egal, wie sehr wir es uns wünschen.«
    Abermals kehrte Stille ein. Iliana hatte Ataan nie für einen der roboterhaften Doktrindenker gehalten, die ihrer Ansicht nach den Großteil des Militärs ausmachten. Entsprechend hätten seine Aussagen sie nicht überraschen dürfen. Doch sie war vollkommen unvorbereitet auf die Gefühle, die seine Worte in ihr geweckt hatten. Seine Charakterstärke und seine ganz privaten ethischen Überzeugungen sorgten dafür, dass sie sich zum ersten Mal fragte, ob das Militär tatsächlich Gutes bewirken könnte – wenn es in ihm mehr Männer wie Ataan gäbe. Er gab ihr Hoffnung für die Zukunft. Seit ihrer Kindheit hatte sie keine Hoffnung mehr empfunden.
    Aber er geht nach Bajor
.
    Sie wünschte den Bajoranern nichts Böses. Sie waren ein geplagtes Volk und brauchten Cardassias Hilfe zweifellos so sehr wie Cardassia die ihre. Iliana wünschte sich nur, der dortige Konflikt würde bald und ohne weiteres Blutvergießen enden.
    Und ohne Ataan.
    »Iliana, was ist los?«
    Sie sah aus dem Fenster zu dem kleinen blauen Kreis namens Letau. »Der Monat verging viel zu schnell. Ich wünschte, wir hätten noch Zeit.«
    Er streichelte ihre nackte Schulter mit der Rückseite seiner Finger. »Ich auch. Aber ich schicke dir Nachrichten, wann immer ich dazu komme. Und ich hoffe, du mir auch.«
    Sie rollte mit den Augen. »Na klar. Aber das ist nicht dasselbe.«
    »Ich weiß. Aber es macht uns die Trennung ein wenig erträglicher. Und sobald mein Einsatz vorüber ist, sind wir wieder zusammen.«
    »Nicht, wenn man ihn verlängert oder dich auf ein Schiff oder irgendeinen anderen Felsen

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