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Entsetzliches Gleichmaß

Entsetzliches Gleichmaß

Titel: Entsetzliches Gleichmaß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olivia Woods
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selbst sich befand. Was erwartete sie auf der anderen Seite dieser Tür? Laut den Skizzen existierte der Raum, in dem sie sich befunden hatte, gar nicht. Wahrscheinlich hatte Dukat ihn und die untere Etage schon gebaut, lange bevor er sie hierherbrachte. Wie viele Insassen die Zelle wohl vor ihr bewohnt hatten? Und was mochte aus ihnen geworden sein?
    Vermutlich befand sie sich gar nicht auf einer der unteren Etagen. Dukat würde einen Raum wie diesen nicht in der Nähe der Gefangenen bauen. Also war sie vermutlich auf der Hauptebene – doch fernab von den viel frequentierten Bereichen, wo Unautorisierte auf ihn stoßen oder Dukats Kommen und Gehen bemerken mochten. Kira blickte zur Tür und sah einmal mehr den diagonalen Riss unten links. Dann rief sie sich weitere Kamerabilder auf und suchte nach Wänden, die von dem, was den unteren Etagen die Energie genommen hatte, in Mitleidenschaft gezogen worden waren.
    Nach wenigen Minuten wurde sie fündig: Eine schmucklose Wand am Ende einer Nische wies unten rechts einen dünnen Riss auf. Kiras Blick wanderte zwischen dem Monitor und der Tür hin und her. Die Risse hätten einander als Spiegelbild dienen können. Kein Zweifel: Der Monitor zeigte den Nachbarraum dieses Zimmers. Auf den Skizzen fand sie die Nische wieder – sie gehörte zu einem Korridor und lag auf halbem Weg zwischen einem Wartungsraum und einer Kreuzung mit einem zweiten Gang. Letzterer führte ins Operationszentrum des Gefängnisses. Der Großteil des Personals war wahrscheinlich unten mit dem Aufstand beschäftigt. Dennoch befanden sich sicher Wachen auf der Hauptebene und beschützten die Herzstücke der Einrichtung. Kira wusste nur ein Mittel, sich ihrer in einem Zug zu entledigen, und nach zwanzig Minuten der Datensuche und des Kampfes gegen die Sicherheitsprotokolle, belohnte sie der Stationscomputer für ihre Ausdauer.
    »Warnung: Versagen der Hauptenergie in Zellenblock eins und zwei. Notfallsysteme reagieren nicht. Sicherheitspersonal auf die Positionen. Ausbruchsgefahr!«
    Auf den Monitoren eilten die Cardassianer durch die Hauptebene, stürmten in Turbolifts und hechteten Notleitern hinunter. Kira erlaubte sich ein kleines Lächeln. Dann nahm sie ihren Metallstab vom Boden und löste die magnetischen Schlösser, die die Tür sicherten. Sie glitt still zur Seite, und Kira betrat die Nische jenseits der Schwelle. Fernes Gebrüll und leiser werdende Schritte drangen an ihre Ohren, unterbrochen vom stationsweiten Geplärr der Alarmsirenen. Kira wartete, gab den Cardassianern mehrere Minuten, um sich neu zu positionieren, und lauschte zufrieden, wie es auf der Hauptebene ruhiger wurde. Schließlich war es vollkommen still.
    Sie betrat den Korridor. Und die Stille verschwand.
    »Dal Rokai, bitte kommen!«
    Kira presste sich gegen die Wand, dicht vor der Kreuzung. Die Stimme war von irgendwo jenseits der Ecke gekommen.
    »Hier Rokai. Bericht.«
    Kiras Mundwinkel zuckten. Dem Klang nach zu urteilen, stand Letaus Wärter keine zehn Schritte von ihr entfernt.
    »Sir, alle Zellen stehen offen«
, sagte die Funkstimme. Im Hintergrund erklangen Schüsse.
»Wir haben mindestens hundert Inhaftierte getötet, aber einige der Gefangenen konnten unsere Leute überwältigen. Sie bewaffnen sich, Sir. Sie müssen uns Hilfe schicken!«
    »Es ist niemand mehr übrig! Ich bin allein hier oben.«
    »Dann kontaktieren Sie Cardassia. Sagen Sie ihnen …«
    »Ich kann ihnen gar nichts sagen! Ich komme zu niemandem mehr durch, seit Weyoun die Jem’Hadar losgelassen hat.«
    »Bei allem Respekt, Sir, irgendwer
muss
handeln. Die Gefangenen dringen zu den oberen Etagen vor! Ich weiß nicht, wie lange wir sie noch zurückhalten können!«
    »Hören Sie mir zu«, erwiderte Rokai scharf. Sie hörte, wie er näher kam. »Mir ist scheißegal, was es Sie kostet – Sie und Ihre Männer erledigen jetzt Ihre Arbeit und bekommen die Lage unter …«
    Rokai verstummte, als er um die Ecke bog und Kiras Stab ihn traf. Sie hielt die raue Spitze des Metalls an die weiche Haut unterhalb seines Kinns und drückte gerade fest genug zu, damit er ihre Absichten verstand: Bei der kleinsten Bewegung würde sie ihm das Metall in die Kehle rammen, bis es im Nacken wieder austrat.
    »Ihre Waffe«, flüsterte Kira. »Ziehen Sie sie aus dem Holster. Langsam.« Sie drückte ein wenig fester zu, um zu unterstreichen, wie ernst es ihr war.
    Rokais schmales, faltiges Gesicht war völlig ausdruckslos, als er ihr seine Disruptorpistole übergab. Die

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