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Entsetzliches Gleichmaß

Entsetzliches Gleichmaß

Titel: Entsetzliches Gleichmaß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olivia Woods
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kein Kostüm war. Sein gesamter Körper war umoperiert worden. »Jetzt passen wir perfekt zusammen«, hatte er gesagt, als er sie nahm. Und sie, unfähig sich zu wehren, hatte sich vorgestellt, sie prügele ihm das betrügerische Fleisch von den Knochen.
    Seitdem schlichen sich die cardassianischen Gesichter in ihre Träume. Anfangs glaubte sie, ihr Unterbewusstsein setze sich mit den Geistern derer auseinander, die sie auf Bajor bekämpft hatte. Doch es gab keine Verbindung zwischen den Leuten, die sie sah, und ihren Erinnerungen an die Heimat. Außerdem ergab nichts von dem, was sie sagten, einen Sinn. Es war, als sprächen sie zu ihr, meinten aber gar nicht sie. Wie diese traurige Frau in ihrem letzten Albtraum.
    Neunundvierzig
.
    Sie hielt inne, erinnerte sich an die Stimme dieser Frau. Dann ließ sie das Gitter los und ließ sich auf die Pritsche fallen. Sie konzentrierte sich auf die Erinnerung.
Sie hatte einen Namen. Inna? Yana? Wie lautete er?
    Die Bilder vergingen so schnell, wie sie gekommen waren. Kira schnaufte frustriert, trat zum Waschbecken und fragte sich, wie viel Schaden ihr Hirn in all den Jahren wiederkehrender Betäubungen wohl genommen hatte. Längere drogenfreie Phasen, wie diese, waren keine Seltenheit. In den letzten paar Jahren war es durchaus zwei, drei Mal vorgekommen, dass sich Dukat monatelang nicht blicken ließ. Was auch immer derzeit auf Terok Nor geschah, es erlaubte ihm offensichtlich nicht, sich seinen sadistischen Gelüsten so ausgiebig wie früher zu widmen.
    Kira legte sich auf den Boden und begann mit den Liegestützen. In ihrer Fantasie hielt sie Dukats Kopf ins Kraftfeld ihrer Zelle, bis er brannte, auseinanderbrach – oder was auch immer Kraftfelder mit Fleisch und Knochen anstellten, die ihnen zu lange ausgesetzt wurden.
    Eines Tages wird er einen weiteren Fehler begehen
, versicherte sie sich, als ihre Arme schon vor Anstrengung schmerzten.
Wie damals, als ich ihm die Nase brach. Und wenn dieser Tag kommt, werde ich bereit sein
.
    Plötzlich war ihr, als vibriere der Boden unter ihren Handflächen.
    Was zum Donnerwetter …?
Sie hielt inne und starrte den Boden an. So etwas hatte sie in all den Jahren noch nie bemerkt.
Ein Erdbeben?
Sie hatte keinen Schimmer, ob Letau tektonisch aktiv war.
    Es wiederholte sich, ganz kurz. Ein Zittern wanderte vom Fußboden durch ihre Finger. Kira spürte Staubpartikel auf ihren Nacken fallen. Sie stand auf und sah nach oben. Die Decke bröckelte. Mit wachsender Besorgnis berührte sie die Wand oberhalb ihrer Pritsche, presste sogar das Ohr dagegen.
    Oh
, Kosst …
    Sie tauchte unter die Pritsche. Diese bestand aus solidem Metall und war in die Wand geschraubt worden. Sie würde ihr zumindest einen Hauch von Schutz bieten. Inzwischen bebte der gesamte Raum. In der Ferne explodierte etwas. Das Licht flackerte. Neuer Staub regnete von der Decke. Kira wartete, bis die nächste Explosion folgte, dann die dritte. Sie kamen näher.
    Nummer vier fühlte sich an, als befände sie sich schon mittendrin.
    Die dicken Mauern bekamen Risse. Das Deckengitter brach aus der Wand und fiel gefolgt von mehreren Hundert Kilogramm Stein zu Boden. Die Pritsche bog sich unter dem Aufprall, und mit einem Mal lag die gesamte untere Etage in Dunkelheit.
    Irgendwo erwachte ein trüboranger Leuchtkörper zum Leben – die cardassianische Notbeleuchtung –, gefolgt von einer aus dem Komm-System dringenden Computerstimme:
»Warnung: Versagen der Hauptenergie in Zellenblock drei und vier. Notfallsysteme reagieren nicht. Sicherheitspersonal auf die Posten. Ausbruchsgefahr!«
    Dann kehrte Stille ein. Kira wartete, tastete die Wände nach neuen Vibrationen ab und fand keine. Sie wusste, dass sie in der relativen Sicherheit bleiben sollte, die ihr die Pritsche bot. Aber was immer da auch geschehen war, es hatte ihr Kraftfeld deaktiviert. Dies war vielleicht ihre einzige Chance zur Flucht, bevor die Energie zurückkehrte.
    Sie kroch unter der Pritsche hervor, hievte das herabgestürzte Gitter aus dem Weg und kletterte über die steinernen Trümmer der Zimmerdecke. Als sie sich in der Ruine ihrer Zelle umsah, fand sie ein schmales Metallstück. Einst hatte es die Mitte des Deckengitters gebildet. Kira zog es aus den Trümmern. Es war so groß wie sie und somit keine ideale Waffe, für den Moment würde es aber genügen.
    Dann – zum ersten Mal seit ihrer Ankunft auf Letau – verließ Kira ihre Zelle.
    Die Kargheit des Korridors überraschte sie. Risse zogen sich durch die

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