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Entsorgt: Thriller (German Edition)

Entsorgt: Thriller (German Edition)

Titel: Entsorgt: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph D'Lacey
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Erdreich aufgeschüttet war. Hier hatte man noch am selben Tag den Müll verkippt und verdichtet. Jetzt war die entsprechende Grube voll, und man hatte sie mit Erde bedeckt. Er zog Schuhe und Socken aus und trat auf den weichen, warmen Humus. Er krümmte die Zehen und grub sie in die Erde, ließ zu, dass diese sich zwischen seinen Zehen und unter seinen Zehennägeln festsetzte. Er gab sich ganz dem Gefühl hin, geläutert zu werden. All sein Ärger über das Mädchen, die Erinnerungen an seine Zeit in den Wäldern, all das sickerte wie Eiter in einen Umschlag aus Lehm.
    Sein Geist lichtete seinen Anker.
    Zuerst war das Vibrieren in seinem Kopf. Ihm wurde schwindelig, und seine Zähne summten, wenn er sie aufeinanderbiss. Es war, als hätte er einen Subwoofer gegen seinen Hinterkopf gepresst. Der Infraschall erschütterte seine Kalotte auf einer Wellenlänge, welche die Nähte seines Schädels aufzutrennen drohte. Doch auf der Bewusstseinsebene, die er erreicht hatte, empfand er selbst das nicht als unangenehm.
    Dann erstreckte sich das Vibrieren auf den Rest seines Körpers, und er kam wieder zu sich. Er öffnete seine Augen. Sein gesamter Körper oszillierte. Es war überhaupt nicht in seinem Kopf, es stieg durch seine Füße empor. Er blickte nach unten. Seine Füße waren bereits bis zu den Knöcheln im weichen Boden eingesunken. Er verharrte regungslos.
    Aus dem Vibrieren wurde ein Rumpeln. Er konnte es nun überall um ihn herum hören. Er spürte es in seiner Brust. Sein Herz stolperte über den eigenen Rhythmus. Die Erde begann zu beben. Seine Knie reagierten wie Stoßdämpfer. Dann riss ihn das Beben von den Beinen, und er fiel auf den weichen Boden. Da war ein unterirdisches Donnern. Seine Hände sanken durch nachgebende Erdschichten. Sein Körper folgte ihnen. Er hatte Dreck im Mund. Erde, Sand und Steinchen bahnten sich ihren Weg unter seine Augenlider, rieselten in seine Ohren. Er wollte schreien, doch dies wäre eine Verschwendung der wenigen verbliebenen Atemluft in seinen Lungen gewesen. Die Welt wurde von Stößen erschüttert. Er befürchtete, entweder verschüttet oder ins All hinausgeschleudert zu werden. Der Sauerstoffmangel ließ Sternchen hinter seinen zugedrückten Lidern tanzen und ihn verzweifelt nach Luft schnappen, wobei er immer mehr Erde in seine Lungen saugte und zu ersticken drohte. Das Sternenfunkeln wurde heller, seine Muskeln entspannten sich. Er wusste, dass es falsch war, hatte aber nicht mehr die Energie, sich zu wehren.
    Die Erde hörte auf, sich zu bewegen.
    Mason stemmte sich mit letzter Kraft aus dem aufgewühlten Erdreich, während er versuchte, gleichzeitig Dreck zu spucken und zu atmen. Einige Minuten lang war er immer noch davon überzeugt, dass er sterben würde, nur nicht unter der Erde. Aber jedes Einatmen hauchte ihm neues Leben ein, und jedes Ausatmen befreite seine Atemwege weiter von Dreck und Matsch. Er heulte Schlamm und schüttelte Steinchen aus seinen Ohren.
    Als er sich kräftig genug fühlte, erhob er sich auf die Knie, säuberte sich das Gesicht und schnäuzte die Nase auf den Boden. Dann stand er auf. Das Gefühl, die Erde mit seinen nackten Fußsohlen zu berühren, war jetzt gar nicht mehr so angenehm. Noch bevor er einen Schritt weg von der frisch zugeschütteten Grube getan hatte, spürte er eine sirupartige Wärme durch die Deckschicht quellen. Diesmal vergeudete er keine Zeit damit, stehen zu bleiben und das Phänomen zu inspizieren. Er wusste genau, was es war.
    Voller Schuldgefühle, ohne jedoch den genauen Grund dafür zu kennen, wurde sein Heimweg von dunklen Schatten der Vorahnung flankiert.
     
    Ray erwachte mit weit aufgerissenen Augen und war sofort voll da. Die ganze Wohnung bebte. Er konnte hören, wie die Gläser im Küchenschrank klirrten und das Besteck in der Schublade schepperte. Sein Handy hüpfte Richtung Nachttischkante und fiel auf den Boden.
    Sekunden später ließ das Beben nach, wurde zu einem Zittern und verebbte schließlich ganz. Mit pochendem Herzen taste er nach Jenny und drückte ihre Hand.
    »Hast du das gespürt?«, flüsterte er.
    Es dauerte ein paar Sekunden, bis sie antwortete.
    »Was gespürt?«, sagte sie schließlich mit schlaftrunkener Stimme.
    Er hatte so viel THC im Blut, dass er bloß ein paar Minuten brauchte, bis er wieder eingeschlafen war. Alles, an was er sich morgens noch erinnerte, war ein unbestimmtes Gefühl von Beklemmung.
     
    Tamsins Träume werden zunehmend länger und intensiver. Dennoch kann sie sich

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