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Entsorgt: Thriller (German Edition)

Entsorgt: Thriller (German Edition)

Titel: Entsorgt: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph D'Lacey
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Armen begann sie einzelne Teile aus dem Abfallhaufen zu lösen, aber alles, was sie zu fassen bekam – einen alten Nudelkarton, eine zertrümmerte Neunvoltbatterie, einen Lumpen – hing daran fest, als wäre es damit verwachsen. Sie zog fester und versuchte, ihre Finger durch ein Stück schwarzes Plastik zu graben. Der Müll rollte ihr entgegen, und sie fiel auf ihren Hintern in das klitschnasse Gras.
    »Scheiße.«
    In ihrer Hand hielt sie noch immer die Zunge eines alten Tennisschuhs. Sie bemühte sich, wieder auf die Füße zu kommen. Ray, der alles genau mit angesehen hatte, begann den Müllhaufen mit anderen Augen zu betrachten. Er wirkte jetzt schwer, geradezu muskulös.
    Er entdeckte die Augen, bevor Jenny sie sah. Glänzend, braun, voller Leben und beseelt von einer Intelligenz, die der des Kaninchens, dem sie einst gehört hatten, weit überlegen war. Mit geradezu irreal anmutender Geschwindigkeit wogte der Müllhaufen Jenny entgegen und warf sie auf den Rücken. Noch bevor Ray überhaupt reagieren konnte, hatte er ihre Beine verschlungen und robbte wie ein Walross über sie hinweg.
    Sie schrie auf: Angst und Fassungslosigkeit.
    Ray war wie gelähmt.
    Sie schrie erneut: Schmerz.
    »RAY. Es BEISST mich. Mach es WEG!«
    Er starrte das Ding an, ohne zu begreifen, was es war. Wie zum Teufel sollte er Jenny vor einem lebenden, atmenden Haufen Hausmüll retten? Ein weiterer Schrei. Mit weit aufgerissenen Augen blickte sie ihn flehend an.
    »UM GOTTES WILLEN, Ray. TU DOCH WAS.«
    Endlich befreite sich das instinktgesteuerte Tier in Ray, sein innerer Neandertaler, aus dem dichten Marihuananebel. Wutentbrannt und mit aller Brutalität ließ er das Ding seinen Stiefel schmecken, trat darauf ein wie ein Hooligan auf einen am Boden liegenden Polizisten. Die Stahlkappen seiner Dr.-Martens-Stiefel bohrten sich immer und immer wieder in den Abfallhaufen, durchstießen schwarze Folie, zerquetschten verbeulte Blechdosen und krachende Plastikschalen im Inneren des Dings. Sofort platzte es auf und begann faulige Brühe zu spucken. Der Gestank ließ ihn würgen, dennoch trat er weiter zu. Furcht und Ignoranz verwandelten ihn in einen Berserker. Er trat und würgte und trat erneut zu und riss das Ding weiter auf. Inzwischen bedeckte es Jenny bis zur Brust, aber den verheerenden Attacken von Rays Stiefeln hielt es nicht lange stand.
    Schon bald trat er bloß noch auf einen leblosen Haufen Abfall ein. Mit jeder weiteren Attacke flogen Stücke und Fetzen davon über den Grünstreifen. Er trat und trat. Jenny stieß das, was von dem Ding übrig war, weg von ihrem Körper und rollte sich zur Seite, während er immer noch zutrat. Die Augen, die klugen kleinen Kaninchenaugen, blickten ihn neugierig an, als müssten sie unbedingt erfahren, was er ihrem zerfetzten Leib noch antun würde. Er sah sie und trat hinein, trat sie tot, zertrampelte sie, bis sie nur Matsch und Schleim waren. Tränen strömten über sein Gesicht, und schließlich, am Ende seiner Kräfte, spie er sein Frühstück zwischen den im nassen Gras verteilten Müll.
    Jenny stand hilflos und weinend da, offensichtlich unter Schock. Während sie vor Schmerzen heulte, suchte sie den Boden ab und hinkte durch die verstreuten Überbleibsel der Kreatur. Ray bemerkte das große Loch in der Kappe ihres Schuhs und das Blut, das ungehindert daraus hervorsprudelte.
    »Wir müssen dich sofort ins Krankenhaus bringen.«
    »Noch nicht«, erwiderte sie.
    »Doch, Jenny. Jetzt sofort. Du verlierst zu viel Blut.«
    Sie blickte ihn an, inständig flehend, aber dennoch erstaunlich beherrscht.
    »Bitte, Ray. Zuerst müssen wir meinen Zeh finden.«
     
    Mason fand das Ding früh am Morgen nach dem Sturm.
    Er hatte gesehen, wie sich etwas am Fuß der Bohnenstangen herumdrückte und zunächst gedacht, es wäre eine Katze, die ihr Geschäft verrichtete, oder ein krankes Kaninchen, das Schutz suchte. Beides hätte ihn nicht groß gestört. Er hätte den Katzenkot eingesammelt – man kann ja nie wissen, was für Giftstoffe er enthält – und irgendwo entsorgt, wo er seiner Saat nicht schaden konnte. Wenn es ihm gelungen wäre, das Karnickel zu fangen, hätte er dessen von Myxamatose geplagtem Leben ein Ende bereitet oder es zurück ins Buschland hinter seinem Garten verfrachtet. Aber schon nach wenigen Sekunden war ihm klar, dass es etwas anderes sein musste. Die Farben waren zu unnatürlich. Die Bewegungen stimmten einfach nicht.
    Mit einer Tasse Tee in der rechten Hand, von der er erst einen

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