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Entsorgt: Thriller (German Edition)

Entsorgt: Thriller (German Edition)

Titel: Entsorgt: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph D'Lacey
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kalten, nassen und verdreckten Knien auf eine Bank. Er nahm die Zigarette heraus, die er in seinem Brillenetui versteckt hatte, und zündete sie mit einem kleinen pinkfarbenen Feuerzeug an. Die seit einer Weile ungewohnte, weil seltene Dosis Nikotin flutete seinen Blutkreislauf, und ihm wurde schummrig vor Augen. Immerhin etwas, das ihn für die Spaziergänge mit den Kötern entschädigte.
     
    Die Straßen waren mit einem dünnen Wasserfilm überzogen, der aufspritzte und sich wieder verschloss, wenn Autos darüber fuhren.
    In seinem lahmen, verbeulten schwarzen Rover tippte Ray Wade mit dem Fuß kurz die Bremse an, bevor er ihn wieder aufs Gaspedal setzte.
    »Was?« fragte Jenny.
    »Nichts«, erwiderte Ray. Aber er wollte nicht lügen. »Dachte, ich hätte was am Straßenrand gesehen. Bist du so nett und zündest uns’ne Kippe an?«
    »Ich hab’s auch gesehen, sah aus wie ein …«
    »Ein Körper. Ich weiß.« Ray gab Gas. »Es war ein Müllsack voller Abfall. Sonst nichts.«
    »Wir sollten nachsehen.«
    Ray schielte zu ihr herüber, um zu sehen, ob es ihr Ernst damit war, wohl wissend, dass er, wenn dem so war, keine Ruhe mehr hätte, bis er tat, was sie wollte. Egal, was sie gemeinsam unternahmen, es lief immer aufs Gleiche hinaus: sie schauten die DVDs, die sie sehen wollte, gingen in die Clubs, in die sie gehen wollte, hingen mit ihren Freunden herum und orientierten sich selbst beim Sex einzig an ihren Wünschen und Vorstellungen.
    Vielleicht würde es ihm diesmal gelingen, die Bombe zu entschärfen.
    »Da hat irgendjemand seinen Müll entsorgt, Jenny. Die Zigeuner kippen in dieser Straße ständig ihren Scheiß ab.« Er blickte übertrieben deutlich auf seine Uhr. »Egal, wir sind ohnehin schon spät dran. Könnte ich bitte eine Zigarette haben?«
    Jenny hatte die Arme übereinandergeschlagen und die Lippen geschürzt. Ray sah, dass sie nachdachte. Nicht gerade ihre größte Begabung. Sie war besser zu ertragen, wenn sie nicht zu viel dachte.
    »Was, wenn da jemand liegt? Verletzt oder bewusstlos? Wir sollten auf jeden Fall nachsehen, Ray.«
    »Jenny. Noch schaffen wir zumindest die Hälfte von Bodgers Vorlesung. Wenn wir jetzt anhalten, verpassen wir sie komplett.«
    »Nein. So macht es nämlich jeder.«
    »Jeder macht was?«
    »Jeder, der dort vorbeifährt, sieht, dass da etwas ist. Und alle reden sich ein: ›Oh, es ist nur ein Sack voller Müll. Oh, ich hab es zu eilig, um anzuhalten.‹ Wie würdest du dich fühlen, wenn du verletzt wärest und alle dich ignorieren würden?«
    »Ich hab’s dir doch gesagt: Ich habe es gesehen. Das war nichts.«
    »Fahr zurück.«
    »Heili…«
    »Mach schon, Ray. Ich mein’s ernst.«
    Ray verachtete sich, weil er schon wieder eingeknickt war. Aber diesmal war es was anderes, oder? Vielleicht war ja wirklich jemand in Gefahr. War es unter diesen Umständen nicht sogar seine moralische Verpflichtung, umzudrehen? Er fluchte in sich hinein und hielt nach einer Stelle zum Wenden Ausschau.
    »Sollte es sich als ein schwarzer Müllsack voller Abfall herausstellen, bist du mir was schuldig. Aber so richtig«, sagte er.
    »Wieso sollte ich dir etwas dafür schuldig sein, dass wir uns richtig verhalten, Ray?«
    »Wenn wir wegen nichts und wieder nichts die Vorlesung verpassen, hab ich was gut bei dir.«
    Sie zuckte mit den Achseln.
    »Na schön. Dann hast du was gut.«
    Ray grinste.
    »Zwei Hunde«, sagte er.
    »Bitte?«
    Sie wusste sehr genau, was er meinte.
    »Wenn wir’s das nächste Mal machen, dann wie zwei Hunde.«
    »Was auch immer.«
    Er sah zu ihr rüber, um festzustellen, wie ihre Stimmung war. Ob sie … schon wieder grübelte? Nein, für einen einzigen Morgen und ihre Verhältnisse wäre das ein bisschen viel Grübelei.
    »Jetzt gib mir die Kippe, Jenny.«
    Sie knitterte das leere Päckchen in ihrer Faust zusammen, kurbelte das Fenster herunter und schmiss es hinaus in den nasskalten Morgen.
    »Sind leer«, sagte sie.
     
    »Schnell. Beeil dich. Bitte, Don, er kommt bald zurück.«
    Stoßweise presste Don die vor Angst halb gelähmte, nahezu willenlose Tammy gegen die mit beigem Teppichboden bezogenen Treppenstufen. Mit auf den Schuhen hängender Schuluniform und Unterhose stand er auf dem Parkett des Hausflurs und hielt ihre Hüften, während sie auf der dritten Stufe kniete. Sein stockender Atem, die Panik darin, schmerzte und entzückte sie gleichermaßen. Er war ungeschickt, aber eben das machte alles umso delikater.
    Sie stellte sich vor, wie Kevin

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