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Entsorgt: Thriller (German Edition)

Entsorgt: Thriller (German Edition)

Titel: Entsorgt: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph D'Lacey
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womöglich sogar aus freien Stücken? War sie tatsächlich eine überzeugte Männerhasserin, oder stand sie einfach auf Frauen? Aus der Art, wie sie den Arm um Tammy gelegt hatte, sprach mehr als die Absicht, sie zu beschützen. Sie schröpfte jeden einzelnen Augenblick dieser körperlichen Berührung, voller Panik vor dem Moment, in dem sie enden würde. Kevins Erscheinen führte dieses Ende herbei.
    Als er an den Frühstückstresen trat und Tammy ihm ihre Arme entgegenstreckte, sah Mrs. Ahern wieder so aus, wie es sich für sie gehörte: vereinsamt. Er zog Tammy an sich, hielt ihren Kopf an seiner Brust und blickte seiner Nachbarin in die Augen.
    »Danke, dass Sie hier waren, Mrs. Ahern. Wir kommen jetzt allein zurecht.«
    Er lächelte sie an, alles andere als aufrichtig, wusste er doch, dass er ihr gar keine Wahl ließ. Als sie das Haus durch die Hintertür verließ, stieg sie vorsichtig über den verstreuten Abfall hinweg. Schweigend hielt er Tammy einige Minuten lang im Arm, seinerseits völlig konsterniert angesichts ihrer Verwirrung. Sie war nicht der Typ Frau, der leicht aus der Fassung zu bringen war. Sie war zäh, nicht so schnell kleinzukriegen. Eines der wenigen Dinge, die er immer noch an ihr bewunderte.
    Schließlich ließ er sie los und öffnete den Schrank unter der Spüle. Er nahm eine Rolle schwarzer Müllsäcke heraus und riss einen davon ab. Aus der Besenkammer holte er Handfeger und Kehrblech. Als er Richtung Tür ging, begann Tammy zu sprechen.
    »Fass es nicht an. Da … drin … ist irgendwas.«
    Ungerührt erwiderte Kevin: »Das ist Müll, Schatz. Weiter nichts. Und ich werde ihn jetzt für dich wegräumen.«
    »Aber da war …«
    »Da war was?«
    Schließlich schüttelte sie den Kopf.
    »Egal.«
    Mit zusammengekniffenen Lippen trat Kevin nach draußen.
     
    Sein Klagen trieb Nägel der Schuld in sein Herz. Schuld dafür, dass er unfähig war, seine Bedürfnisse zu befriedigen. Schuld über das, was er womöglich würde tun müssen, sollte er sich doch dafür entscheiden, diese Bedürfnisse zu befriedigen.
    Ein paar Minuten zuvor hatte er eine Untertasse mit strahlend weißer Flüssigkeit, noch warm von der Mikrowelle, vor seiner Lumpenkisten-Wiege abgestellt. Das Ding hatte sein einzelnes Glasauge auf ihn gerichtet, mit einem so vorwurfsvollen Blick, als hätte er vor, es zu foltern. Sein klägliches Wimmern klang so trostlos und elend, dass es ihm den Brustkorb durchbohrte.
    Von Milch schien es sich also nicht zu ernähren.
    Blind vor Tränen hatte er den Schuppen verlassen und starrte nun durch die Reihen der langsam Gestalt annehmenden Früchte seines Gartens hindurch. Schoten, Kürbisse, essbare Blumen, Samenkapseln, nahrhafte grüne Stängel. All das hatte sich aus der Asche und dem Staub des Vergangenen erhoben, bezog seine Kraft und Vitalität aus toter oder sich zersetzender Materie, von den Dingen, die einmal gelebt hatten.
    Die Antwort lag hier vor seiner Nase. Ihm war noch kein Problem begegnet, das er nicht durch ein wenig Zeit im Garten hatte lösen können. Er betrachtete die Stangenbohnen, die er vor knapp einem Monat gepflanzt hatte. Einige hatten bereits Blüten gebildet und wieder verloren. Zurück blieben die winzigen Vorläufer der langen flachen Samenschoten, die er einmal essen würde. Jene davon, die er nicht kochen oder einfrieren würde, würden reifen und trocknen, und die violett gefleckten Bohnen darin würde er behalten, um sie im nächsten Jahr zu pflanzen. Generationen von Stangenbohnen waren hier in diesem Garten gekommen und gegangen. Miniatur-Nieren: Das war es, woran die Bohnen ihn erinnerten.
    Unter der Erdoberfläche bildeten sich im Schatten ihrer Blüten aus Wurzelknötchen büschelweise Kartoffelknollen. In seinem winzigen Gewächshaus erschienen klitzekleine Rispen grüner Tomaten. Sie wuchsen auf einem speziellen Kompost, den er über die Jahre entwickelt hatte. Der Tod nährte das Leben. Das war ein natürlicher Prozess. Und Blumen, Früchte und Samen waren die Organe, mittels derer dieses Leben sich reproduzierte und gedieh.
    Streng genommen lebte das Ding in seinem Schuppen überhaupt nicht. Es war inmitten des Schleims und Schmutzes menschlicher Hinterlassenschaften zur Welt gekommen, entsprang dem, was andere weggeworfen hatten, einer Welt der toten Dinge, und war von seinem Geburtsort davongekrochen, um zu überleben. Soviel stand fest: Das, was es zum Leben brauchte, fand es nicht auf der Mülldeponie. Der Tod nährt das Leben. So lautet das

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