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Entsorgt: Thriller (German Edition)

Entsorgt: Thriller (German Edition)

Titel: Entsorgt: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph D'Lacey
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Föten; Schmiere, Fett und Öl; umgekippte Schubladen und ihr verschmähter Inhalt; ausgemusterte Schreibtische und Lampen; Tastaturen, Mäuse, PCs, Laptops, Festplatten, Monitore, Fernseher, Satellitenschüsseln, Lautsprecher, Handys, Simkarten, Programme.
    Blut.
    Rost.
    Blitzschlag.
    Wille.
    Das war es, was den Fäkalithen hervorgebracht hatte. Er wuchs rasch.
    Er schwamm durch die Deponie wie durch den luftleeren Raum. Obwohl ihr Inhalt durch die schweren Verdichter zu einem nahezu soliden Ganzen zusammengepresst war, bewegte er sich mit einer Anmut und Leichtigkeit durch die massive Masse hindurch, als durchglitte er sein privates Aquarium. Nichts konnte ihn aufhalten. Immer wieder zog es ihn – rief es ihn – an Stellen, an denen er neue, brauchbare Teile fand: das Fenster einer Waschmaschinentür für ein neues Auge; eine alte Heizkörperverkleidung als Verschalung für seine Auspuffrippen; leere Bier- und Ölfässer zur Verlängerung seiner Wirbelsäule. Wenn er abtauchte, kräuselte sich die zerklüftete Oberfläche der Müllhalde wie die Wogen eines vergifteten Meeres. Innerhalb weniger Stunden war der Fäkalith ausgewachsen.
    Die Gaben des alten Herrn – die Igel, Katzen, Kaninchen, sein eigenes Blut, der Körper und Geist des Jungen wie auch das Blut seiner Schwester -, all das durchströmte ihn, lebte in ihm, als Teil seines immer noch wachsenden Bewusstseins. Sie ergaben die Muster, nach denen er seine unbelebten Bestandteile belebte. An einigen Stellen seines Körpers bildete ein dichtes Meer von Stacheln eine Art borstiges Fell, seine Zähne glichen denen von Hundefängen, menschlichen Schneidezähnen und den Backenzähnen von Pflanzenfressern, waren allerdings riesig und bestanden aus massivem Schrott. Seine Kiefer waren Gelenkträger, seine Finger bestanden aus Achsaufhängungen. Er lief auf Beinen aus Alteisen, und in seinen Gummi- und Kupferadern floss ein Gemisch aus Chemikalien, Abwässern und Blutplasma. In diesem Blut pulsierten die Seele und der Wille des Fäkalithen. In seinem stahlverkleideten Schädel arbeiteten Prozessoren, Motherboards, Festplatten sowie ein Konglomerat menschlicher und tierischer Gehirne und eine Vielzahl von Programmen, die sich beständig weitervernetzten und -entwickelten. Bewusstsein sickerte in die Schaltkreise, Codes ratterten durch Nervenbahnen. Im Schlamm am Boden der Deponie philosophierte und meditierte der Fäkalith, während er seine Bahnen zog.
    Wie alle vernunftbegabten Wesen hinterfragte er den Grund seines Daseins, den Sinn seiner Existenz. Ihr Wo, ihr Wenn und ihr Wie.
    Und das Warum.
    Anders als die meisten vernunftbegabten Wesen begann der Fäkalith zu verstehen, warum er existierte, wo er herkam und was er zu tun hatte.
    Es hatte viele wie ihn gegeben, am selben Tag geboren, von denselben Elementargewalten belebt. Wie sie alle erschaffen durch die immense Kraft und Wut des Sturmes, war der Fäkalith der Einzige, der überlebt hatte. Aber jene Ursuppe, aus der sich die Seinen erhoben hatten, existierte noch immer. Er könnte ihr Vordenker sein. Er könnte ihr General sein. Wenn er sie nur zurückbringen könnte.
     
    Der Schuppen war verlassen.
    Es war, als hätten weder der Junge noch die Kreatur jemals existiert.
    Mason saß auf dem schmutzigen Bretterboden. Ein Sonnenstrahl schnitt tief ins Dunkel, ohne ihn zu berühren. Er beobachtete den Tanz der Staubkörner in dem Lichtkegel. Tote Atome, antriebslos dahinschwebend. Geistlose, abgestoßene Fragmente dieser Welt.
    Alles hatte sich verändert.
    Jauche und Blut strömten durch die Adern und die improvisierten Tubuli der Kreatur, Leben und Tod verbanden sich zu einem dritten Zustand: neugeboren in diese Welt. Kaum geboren, schon auf und davon.
    Die Kreatur hatte ihn noch in derselben Nacht verlassen, in der er ihr den Jungen gegeben hatte – und sie war nicht zurückgekehrt.
    Mason spürte das spröde Holz unter seinen tastenden Fingern. Von Donald Smithfield gab es keine Spur mehr. Weder Flecken seines Blutes noch Fetzen seiner Kleidung. Nicht eine Schuppe seiner Haut oder einen Splitter seiner Knochen. Nicht ein Haar. Die Forke und der Spaten, die Kelle, die Hacke und die Heckenschere. Die alten Zeitungen und Lumpen, die sein Lager gewesen waren. Selbst die alten Bücher im Regal. Alles weg.
    Das alles diente einem Zweck, da war Mason sich sicher, aber jetzt, wo er versuchte, sich daran zu erinnern, war es ihm unmöglich, einen Sinn darin zu sehen. Ein Teil von ihm glaubte nicht einmal, dass es

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