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ENTWEIHT

ENTWEIHT

Titel: ENTWEIHT Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
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viel zu sehr damit beschäftigt, den Wagen auf der Straße zu halten, und hatte gar keine Zeit, darüber nachzudenken, wer ihn da in den Abgrund stieß! Und selbst wenn er sich an etwas erinnert, weshalb sollte er denn annehmen, dass es irgendetwas anderes war als ein Unfall? Er liegt mit gebrochenen Knochen im Krankenhaus in Kavála, da hat er bestimmt andere Sorgen. Außerdem gibt es in Krassos-City, wo ich diese Limousine erstand, genügend andere Wagen, die genauso aussehen. Wenn sie es sich leisten können, sind die Griechen sehr eitel und geben gerne an. Auf einer so kleinen Insel sind derartige Fahrzeuge ein Statussymbol. Und überhaupt, in einer Welt wie dieser, voller religiöser Idioten, wer sollte da schon darauf kommen, eine Nonne oder auch mehrere zu verdächtigen?«
    Malinari zuckte die Achseln. »Vielleicht hast du ja recht. Aber trotzdem darfst du diese Leute niemals unterschätzen.«
    »Du hörst dich an, als würdest du aus Erfahrung sprechen«, entgegnete sie. »Zweifellos von den Problemen, die du in Australien hattest.«
    »Genau«, sagte Malinari. »Und was deine Frage, wer wohl eine Nonne verdächtigen würde, betrifft: Wer hätte schon damit gerechnet, dass jemand mich – einen Lord der Wamphyri – in einem Hotelkasino in den australischen Bergen ausfindig machen würde? Und doch haben sie es geschafft!«
    »Trotzdem«, sagte Vavara, »mache ich mir keine allzu großen Sorgen darum, dass dieser Mann überlebt hat. Was denn, ein kleiner Polizist? Was kann der schon mit einem Egel anfangen? Die Frau dagegen, diese Pathologin – die musste sterben. Wir konnten es uns nicht leisten, sie einen Bericht über eine seltsame Anomalie verfassen zu lassen, über ein egelartiges Wesen, einen Parasiten in einem menschlichen Leichnam, noch dazu unter so eigenartigen Umständen. Zugegeben, wären beide ums Leben gekommen, könnten wir uns ein bisschen sicherer fühlen, aber es ist nun mal geschehen und wir können nichts daran ändern. Aber sag’ mir, was soll diese Kleinkrämerei? Ist das etwa deine Art, die Verantwortung abzuwälzen? Glaube bloß nicht, ich hätte vergessen, Nephran Malinari, dass ich das ganze Problem im Grunde nur deinen absonderlichen Gelüsten zu verdanken habe. Du solltest dich mit dem, was ich erreicht habe, zufrieden geben.«
    »Du bist heute Nacht aber streitsüchtig«, sagte Malinari. »Es lag nicht in meiner Absicht, dich zu kritisieren. Ich zählte lediglich ein paar Fakten auf. Aber wenn du schon auf meinen Gelüsten herumreiten musst, möchte ich dich auch an deine erinnern. Die Sache mit dem Zigeunermädchen zum Beispiel. Als du sie nahmst, muss dir doch klar gewesen sein, dass du dich damit in Gefahr begibst. Und sie dann auch noch entwischen zu lassen ...!«
    Einen Moment lang schwieg Vavara missmutig. Doch dann sagte sie: »Ich habe bereits erwähnt, dass dies ein Fehler war. Aber die Kleine war so schön – so elfenhaft, so unschuldig, so Szgany – außerdem war es ja nicht so, dass ich sie absichtlich verführt hätte. Nein, schließlich suchte sie mich auf! Sie kam aus eigenem, freiem Willen ins Kloster. Aber nachdem ich sie erst einmal gesehen hatte, brachte ich es einfach nicht mehr fertig, sie abzuweisen. Ihr Stamm hatte mitsamt Wagen und allem auf einer der großen Fähren vom Festland übergesetzt, sie tanzten für die Touristen in den Tavernen, spielten auf ihren Trommeln, Geigen und Tamburins und verkauften in den Dörfern Papierblumen und anderen wertlosen Tand von Tür zu Tür, um sich ein paar Drachmen zu verdienen. All dies erzählte sie mir, als sie ihre Blumen ins Kloster brachte. Doch sie war die schönste Blume von allen. Ein, zwei Tage lang glaubte ich tatsächlich, ich wäre in sie verliebt.«
    »Eine wunderschöne Blüte, eh?«, sagte Malinari. »Also naschtest du ein bisschen von ihrem Nektar.« Seine Bemerkung klang zwar trocken und wenig mitfühlend, war aber keineswegs bissig gemeint. Jeder nach seinem Geschmack.
    Jedenfalls nahm Vavara es ihm nicht übel. »Ich nahm ein bisschen und gab auch etwas zurück«, sagte sie mit einem nachlässigen Achselzucken. »Ich dachte, sie sei meinem Bann erlegen – und bis zu einem gewissen Grad war sie das ja auch. Aber die Bindung an ihren Stamm war stärker. Nur ein paar Tage mehr, und sie hätte für alle Zeiten mir gehört … aber es hat nicht sollen sein. Ich sage dir, Malinari: In diesem Mädchen brach das Szgany-Blut von der Sonnseite durch! Und was ihre Flucht betrifft: Eigentlich war es ja keine

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