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ENTWEIHT

ENTWEIHT

Titel: ENTWEIHT Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
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eines Lords, dazu gemacht, dem Gegner tiefe Schnittwunden zuzufügen, und nicht, ihm den Schädel einzuschlagen oder ihm die Gliedmaßen abzuhacken – gegen einen unbewaffneten Mann allerdings nicht minder tödlich.
    Malinari war zwar kein Feigling, aber er war auch kein Narr. Indem er zurückwich, log er: »Ich spürte nichts in der Nacht! Aber wundert es dich, dass ich hier oben bin und meine Gedanken schweifen lasse? Würdest du dich anders verhalten, wenn du diejenige wärst, die hinausgeworfen wurde, gezwungen, diesen Ort zu verlassen? Ich habe einen weiten Weg vor mir und muss überlegen, wohin ich gehe.«
    Sie war verblüfft. »Wohin du gehst? Diesen Ort hier verlassen …?«
    »Wolltest du das denn nicht?«, sagte er. »Mich loswerden? Sagtest du es mir etwa nicht mitten ins Gesicht? Ah, man kann es dir ansehen, an deinem Gesicht, deiner ganzen Haltung, Vavara! Um zu begreifen, was in dir vorgeht, brauche ich keinen ›viel gepriesenen Mentalismus‹.«
    Sie trat einen Schritt zurück, zog ihre schwachen Gedankensonden zurück und errichtete rasch ihrerseits eine Abschirmung. »Aber ...«
    »Also wirst du mich auch loswerden«, schnitt er ihr das Wort ab. »Heute Nacht verlasse ich dich!«
    »Heute Nacht?« Vavaras Züge gerieten in Fluss, sie nahm wieder die Gestalt einer Frau an, richtete ihr Schultertuch und verbarg ihren Handschuh in dessen Falten. »Ich … ich hatte ja keine Ahnung. Du hast nichts gesagt.«
    »Es gab nichts zu sagen. Du willst, dass ich gehe, also gehe ich. Das Einzige, was ich bedaure, ist, dass unsere alte ›Freundschaft‹ dir so wenig bedeutet; dass du mir nach allem, was ich für dich getan habe, im Gegenzug nichts anzubieten hast.«
    »Du meinst meine Sammlung im Palataki?« Sie kniff die Augen zusammen.
    »Ganz recht. Deine Sammlung … und deine Frauen.«
    »Ha!«, schnaubte sie. Mittlerweile trug sie wieder ihre Maske, das Aussehen einer ausnehmend schönen Frau, zur Schau. »Du bist nichts als ein gemeiner Dieb, Malinari. Du nimmst, was dir beliebt, und erst hinterher fragst du, ob ich es dir gestatte!«
    »Aber ich habe doch gefragt«, entgegnete er. »Äh, und zwar bevor ich nahm.«
    »Du fragtest, und ich sagte nein. Einmal, die Sache mit Sara, war genug.«
    »Also ist es jetzt so weit gekommen«, seufzte Malinari. »Unsere Wege trennen sich.«
    »Ja, und es ist besser so, für jeden von uns«, erwiderte Vavara. »Für dich, für mich – und auch für jenes Wesen namens Szwart. Je weiter wir voneinander entfernt sind, desto mehr schätzen wir einander. Denn schließlich sind wir, wie du selbst erst vor einem Moment sagtest, Wamphyri.« Das Thema wechselnd, fügte sie hinzu: »Was gedenkst du mitzunehmen?«
    Er zuckte die Achseln. »Ich bin mit leeren Händen gekommen und werde auch mit leeren Händen gehen. Ich verfüge über Geld in vielerlei Währungen … Ich werde mir eine Stätte in Bulgarien suchen, wenn nicht gar in Rumänien. In Rumänien ist Grundbesitz günstig und die Sprache ähnelt der unseren. Außerdem soll es dort in den Bergen verfallende alte Festungen geben, denen nur noch ein Gebieter fehlt.«
    »Dann fängst du also ganz von vorn an?«
    »Mir bleibt ja nichts anderes übrig.«
    »Und wie willst du dich davonmachen?«
    »In Krassos-Stadt gibt es unzählige Boote zu mieten«, log Malinari erneut und spann den Faden weiter. »Ich kann für die Überfahrt bezahlen … oder auch nicht, je nachdem, wie ich gelaunt bin. Aber mach’ dir keine Sorgen, ich werde keine Beweise zurücklassen. Du hattest schon genug Ärger. Ich werde nachts reisen und tagsüber ruhen. Das ist die einzige Möglichkeit.«
    Vavara legte die Stirn in Falten. »Und wird es dir nichts ausmachen, dass ich so einen großen Vorsprung vor dir habe, und Szwart vermutlich ebenfalls?« Sie war verwirrt und offenkundig besorgt über die plötzliche Wendung, die die Ereignisse nahmen.
    »Die Welt ist groß«, erwiderte er, »und voller gutherziger Menschen und leichtgläubiger Narren. Mit ein bisschen Glück werde ich einen neuen Jethro Manchester finden.«
    »Selbst wenn, braucht die Saat Zeit, um heranzureifen«, rief sie ihm voller Bosheit ins Gedächtnis. »Und dir fehlen die Voraussetzungen. Du verfügst über keinen langjährigen Leutnant, der Sporen im Blut oder einen Egel im Körper hat und den du beim Anlegen eines Gartens benutzen könntest. Tja, bevor du überhaupt angefangen hast, werden diese Insel und die gesamten Mittelmeer-Ländereien ringsum mir und England und Frankreich

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