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ENTWEIHT

ENTWEIHT

Titel: ENTWEIHT Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
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Felswand abzeichnete. Er schaffte es, die ersten beiden Sprengsätze in die Ausschnitte zu legen, an denen die Stützpfeiler in tief in die Felswand gebohrten Fassungen einbetoniert waren. Als er seine Sporttasche jedoch neben dem letzten Pfeiler absetzte und die dritte und letzte Sprengladung herauszerrte, wurde ihm seine Hast zum Verhängnis.
    Zusammen mit dem Sprengstoff zog er eine lose in der Tasche liegende Taschenlampe heraus. Noch ehe Jake sie festhalten konnte, fiel sie … prallte vom Felsen ab … schaltete sich ein … und wirbelte, sich immer wieder überschlagend und dabei hell leuchtend wie ein Blinklicht, in die Finsternis hinab!
    Natürlich hörte jemand das Geklapper, das Licht war nicht zu übersehen und von oben rief der Wachtposten barsch: »Was, zum Teufel …!? «
    Mit angehaltenem Atem stopfte Jake die letzte Sprengladung an ihren Platz und stellte den Zeitzünder ein. Das Ganze hatte nicht mehr als sechzig Sekunden gedauert; entsprechend waren die Zünder auf achtzig, sechzig und zwanzig Sekunden für die letzte Ladung eingestellt. Auf diese Weise hatte Jake ein bequemes Zeitfenster von zwanzig Sekunden für seine Flucht, ehe der erste Sprengsatz hochging, dem kurz darauf der zweite und dritte folgen würden.
    Alles überhaupt kein Problem, wäre er nicht gesehen worden.
    Aber sie hatten ihn gesehen!
    Als Jake sich viel zu hastig wieder aufrichtete, rutschte er auf der nassen Felsoberfläche aus und hätte um ein Haar das Gleichgewicht verloren. Höchste Zeit, dass er von hier verschwand, Korath ließ bereits die Gleichungen ablaufen.
    Schritte polterten auf den Dielen über ihm; das wohlbekannte Ch- ching!, mit dem jemand eine Handfeuerwaffe spannte, gefolgt von einem ohrenbetäubenden Schmettern – kein Donner diesmal, sondern das obszöne Geknatter einer Uzi, die durch die Dielenbretter feuerte. Jake vernahm das Splittern von Holz und das Surren der Kugeln, die ihn wie lästige Insekten viel zu dicht umschwirrten.
    Vor lauter Überraschung ließ sein altmodischer Überlebensinstinkt Jake, völlig unzeitgemäß, nun seinerseits nach der Waffe greifen, dummerweise ohne überhaupt auf die Gleichungen zu achten, die sich in ebendiesem Augenblick vor seinem geistigen Auge entrollten, während Korath die ganze Zeit über nur schrie: Jake, lass eine Tür erstehen! Jetzt! Jake! Jaaake!
    Doch erneut rutschte Jake auf dem glitschigen Untergrund aus. Eine Luke öffnete sich zwischen den Dielenbrettern des Balkons. Eine Leiter wurde aus ihrer Halterung gelöst, an geölten Scharnieren hinabgeschwenkt und setzte krachend auf; zwei Beine kamen in Sicht, gefolgt von einem Körper und schließlich einem Arm mit einer Hand, in der eine Uzi ruckend und zuckend blindlings Mündungsfeuer und einen ganzen Kugelhagel in Jakes Richtung spuckte.
    Er feuerte zurück. Das Krachen seiner Neun-Millimeter-Browning Automatik ging im Rattern der Uzi beinahe unter. Doch mit einem Mal schrie der Mann auf der Leiter auf, wurde zurückgeschleudert und ließ seine Waffe fallen. Gleichzeitig traf etwas Weißglühendes – etwas Helles, Glänzendes – Jake in den Kopf, löste alles um ihn herum auf und verwandelte die Nacht in einen Strudel aus loderndem Schmerz.
    Ich bin getroffen!, dachte Jake, während alles ringsum entglitt, bis das Einzige, was ihm noch blieb, die sich stetig wandelnde, vor seinem geistigen Auge immer trüber werdende Möbiusformel war.
    Eine Tür!, kreischte Korath erneut, und endlich gelang es ihm, zu Jake durchzudringen, ehe dieser vollends das Bewusstsein verlor.
    Jake war von seinem Sims abgerutscht; im Sturz spürte er, wie die Nachtluft an ihm vorüberrauschte, und wusste, dass es noch etwas gab, was er eigentlich tun müsste. Ein Tor, das war es. Er musste die Zahlen anhalten und ein Tor heraufbeschwören.
    Und ebendies tat er auch … mitten in seinem Weg nach unten ließ er ein Tor erstehen … durch das er hindurchstürzte.
    Als der erste Sprengsatz detonierte, griff von oben und hinten eine glühende Riesenhand nach Jake, die ihn mit voller Wucht in die undurchdringliche Finsternis des Möbiuskontinuums stieß …
    Es dauerte lange, bis Jake wieder zu sich kam, und wohl noch länger, bis er begriff, dass er nicht bloß träumte, sondern schwebte, in einem unbekannten Medium dahintrieb, und dass jemand, der sich in der kleinstmöglichen Nische seines Geistes verbarg, bibbernd mit zitternder Stimme vor sich hin fluchte. Doch wo auch immer Jake sein mochte, es war finster – so finster – und

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