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ENTWEIHT

ENTWEIHT

Titel: ENTWEIHT Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
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Glöckchen – Vavaras Stimme in der Nachtluft.
    Sie teilte ihnen mit, dass sie nicht mit Gnade rechnen durften, und sagte ihnen, was sie tun mussten, wenn sie überleben wollten – töten, ihren Durst stillen, keine Gefangenen nehmen und den Feind bis zum letzten Mann niedermachen. »Genau das haben sie mit euch – und mit mir ebenfalls – vor!«, endete sie. »Ich für meinen Teil habe nicht vor, das geschehen zu lassen. Und ihr … müsst eure eigene Entscheidung treffen und euer Schicksal selber in die Hand nehmen. Wann das Ganze passieren wird: recht bald, nehme ich an. Dieser Hund Malinari hat mir nämlich eine der Meinen geraubt und ist geflohen. Aye, und er hatte es ziemlich eilig, von hier wegzukommen.«
    Damit hob Vavara das Kinn und legte den Kopf in den Nacken, bis ihr hypnotischer Blick sich auf das vergitterte Fenster hoch oben heftete, hinter dem Liz stand und hinabschaute. Während die Schar einstmals gottesfürchtiger Frauen, nun Vampirsklavinnen, sich allmählich auflöste, wandte ihre Gebieterin sich mit rauschender Robe um und verschwand im Gebäude ...
    Voller Entsetzen, vor Angst wie erstarrt angesichts des Blickes, den Vavara zu ihrem Kerkerfenster hinaufgeworfen hatte, war Liz entschlossen, sich zu wehren, zu kämpfen, wenn diese »Lady« zurückkehrte. Doch was immer Vavara da unten zu tun hatte, es dauerte eine Weile, sodass Liz bereits zu hoffen begann, sie habe sie vergessen. Dem war allerdings nicht so, denn in ebendiesem Augenblick spürte sie Vavaras Präsenz und hörte erneut den Schlüssel im Schloss knirschen.
    Dann wurde die Tür aufgestoßen! … Liz stand da, einen Holzschemel in den hoch erhobenen Händen … ließ ihn mit aller Kraft herabsausen und traf … nichts!
    In einer fließenden Bewegung glitt Vavara zur Seite, streckte die Hand aus, fing den Schemel mitten in der Luft ab und schleuderte ihn beiseite. Sie sagte: »Du willst mir doch nicht etwa weh tun, meine Schöne?«, und mit einem Mal schämte Liz sich dafür, dass sie so etwas überhaupt versucht hatte! Was denn – einem so reizenden, zauberhaften Wesen den Schädel einschlagen? Allein der Gedanke daran war verwerflich! Da stand Vavara vor ihr, so strahlend schön, dass es schon beinahe schmerzte, unwiderstehliche Wärme ausstrahlend, ein hypnotisches Trugbild äußerster Reinheit.
    Unwiderstehlich?
    Nein, sie spiegelt mir etwas vor! Liz wich zurück, ließ ihre Gedanken schweifen, um sicherzugehen, dass sie auch richtig lag –
    – und schreckte prompt zurück vor dem Grauen im Zentrum all dieser falschen Schönheit, vor der runzligen, blutsaugenden Kreatur, die Vavara eigentlich war!
    Vavara merkte, dass Liz sie durchschaut hatte. Sie ließ ihre Maske fallen, verwandelte sich in die alte Hexe, die sie in Wirklichkeit war, kam auf Liz zu und zeigte ihr ein glänzendes, sichelförmiges Messer. »Für dich«, krächzte das verderbte, vernarbte, ledrig-schwarze Ungeheuer. »Für dein Gesicht und deinen hübschen Körper. Aber vorher – vielleicht auch erst, wenn wir schon dabei sind – wirst du mir alles erzählen.«
    In diesem Moment erscholl wütendes Motorengeheul, Bremsen quietschten gequält, unten im Hof und den Kreuzgängen liefen erschreckte Nonnen hin und her und aufgeregtes Gezeter wurde laut. Mit einem Satz war Vavara an dem hohen Gitterfenster. Vor Wut mit den Füßen aufstampfend angesichts dessen, was sie da sah, krächzte sie ihren Zorn hinaus.
    Doch ihre Rage währte nur einen Augenblick, ehe der Überlebensinstinkt der Wamphyri die Oberhand gewann. Schweigend und doch tödlicher denn je wandte sie sich vom Fenster ab, stürzte sich auf Liz und versetzte ihr einen Hieb gegen die Schläfe, der ihr die Besinnung raubte! Während Liz bereits das Bewusstsein verlor, war ihr, als höre sie einen weiteren, wesentlich schwereren Motor aufheulen und dazu einen Heidenlärm wie von einem gewaltigen Aufprall … und was auch immer da unten vor sich ging, fürs Erste war es die Rettung ihrer natürlichen Schönheit, wahrscheinlich auch ihrer Seele, und ganz bestimmt rettete es ihr den Verstand ...
    Ben Trask richtete sich auf, trat von dem Geländewagen weg, der ihm wenigstens teilweise Schutz geboten hatte, und bewegte sich, die Neun-Millimeter-Browning schussbereit, langsam auf das zerstörte Tor zu, als der Tanklaster in die Luft flog und ihn wieder zurück gegen den Wagen schleuderte. Es lag keineswegs an der Druckwelle, denn die Mauer schützte ihn ja, sondern an der schieren Lautstärke, dem

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