ENTWEIHT
verstanden und war erbebt bis ins Mark. Doch die Hoffnung stirbt zuletzt, und was hängen blieb, war der Satz: »Ich glaube, dass sie es vielleicht überlebt.« Diese Worte hatten ihm Kraft gegeben ...
... bis jetzt.
Manolis und Lardis waren hinzugekommen. Während Letzterer hinten einstieg, sah Manolis das Gesicht, das Trask machte. »Dafür haben wir jetzt keine Zeit, Ben«, sagte er. »Wir müssen weiter. Es ist noch nicht vorbei. Der Kleine Palast, der Palataki, wartet auf uns.«
Trask warf einen letzten Blick auf das Kloster … und Manolis sah ihn heftig zusammenzucken, während ihm zugleich der Kiefer nach unten klappte. Der Grieche folgte Trasks Blick und begriff. Eine riesige schwarze Limousine – Vavaras Wagen – schoss krachend durch die hell lodernden Überreste der Torflügel und raste auf den Geländewagen zu!
Drei der vier Reifen der Limousine brannten. Dach und Motorhaube waren übel verbeult, Trümmerteile und Steine aus dem Mauerwerk fielen davon ab. Die Fenster auf der ihnen zugewandten Seite waren von der Druckwelle herausgesprengt, eine Vordertür hing nur noch an einer Angel und schleifte scheppernd und Funken sprühend über den Schotter. Die Fondtüren standen beide offen und schlugen wie Fledermausflügel. Irgendwie wirkte der Wagen selbst wie ein Ungeheuer – darauf versessen, frontal auf das stehende Fahrzeug zu krachen, schlingerte er quer über den Parkplatz.
Doch nein, als Trask und Manolis sich zur Seite warfen, raste er in einer Wolke aus aufspritzenden Kieselsteinen so dicht an ihnen vorbei, dass er sich am Heck des Geländewagens die Fondstür abriss, und donnerte weiter Richtung Straße.
»Sie ist entkommen!«, stieß Trask atemlos hervor. »Gottverflucht, Vavara hat es geschafft! Das kann nur die Hexe selber gewesen sein … ich weiß, dass sie es war!«
Als die riesige schwarze Limousine schleudernd auf die Straße einbog, riss die Fahrertür ab, und alle konnten sehen, dass es sich in der Tat um Vavara handelte: Da saß sie, ein Albtraum von einer Hexe, mit weit aufgerissenen Kiefern über das Lenkrad gebeugt, und funkelte sie aus blutroten Augen wütend an. Vavara, allein in jenem verwüsteten Autowrack, das aussah, als wäre es einem Bombenangriff entronnen. Sie war als Einzige entkommen.
»Ihr nach!«, brüllte Trask, vor lauter Hass wieder ganz der Alte, während er sich in den Wagen zwängte. Und als Manolis auf dem Beifahrersitz neben Stavros Platz nahm, packte Trask ihn an der Schulter: »Jetzt bist du an der Reihe«, sagte er. »Das ist die Vampirschlampe, die dich von der Straße drängte und deine Freundin, die Pathologin, umgebracht hat. Na gut, zahlen wir es ihr mit gleicher Münze heim!«
Was Trask nicht gesehen hatte und auch nicht wissen konnte, weil niemand etwas Derartiges geahnt hatte, war, dass Liz im Kofferraum der Limousine lag. Und er konnte auch nicht wissen, dass Ian Goodly trotzdem wieder einmal richtig gelegen hatte: Weil Liz sich nämlich mit Vavara im Innern des Klostergebäudes befunden und Vavara, wie die meisten Vampire, sich ein Schlupfloch beziehungsweise einen Fluchtweg offen gehalten hatte – darum war Liz, wenn auch nur aufgrund der Beharrlichkeit der Wamphyri, noch am Leben.
Die Frage war nur, wie lange noch …
Stavros hatte mitbekommen und auch begriffen, was Trask so schroff und von Rachedurst erfüllt zu Manolis gesagt hatte, und brauchte keine zweite Aufforderung. Krachend legte er den Gang ein. Mit den Reifen Staub und Kies aufwirbelnd, schlingerte er auf die Straße, richtete das Lenkrad gerade und schoss Vavaras schwarzer Limousine hinterher.
Sie hatte einen Vorsprung von vielleicht zehn Sekunden, war allerdings keine besonders gute Fahrerin, und obwohl sie den stärkeren Motor hatte, holte Stavros recht bald auf. »Ihr Wagen ist größer und schwerer als unserer«, sagte Lardis, der auf dem Rücksitz neben Trask saß. »Sollen wir ihn wirklich rammen und von der Straße drängen? Ich frage mich, wer dann wohl wen rammen wird? Es ist ganz schön tief bis zum Meer runter, und da gibt es ein paar ziemlich spitze Felsen, von denen man schön abprallen kann, bis man unten ankommt.«
»Je spitzer, desto besser«, knurrte Trask. Und zu Manolis gewandt, der vorn auf dem Beifahrersitz saß: »Wird Stavros das hinkriegen?«
»Wenn überhaupt jemand, dann Stavros«, erwiderte Manolis, während er sich krampfhaft festklammerte, als Stavros, mit dem Lenkrad kämpfend, eine scharfe Rechtskurve nahm. Stavros versuchte, sich dicht
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