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ENTWEIHT

ENTWEIHT

Titel: ENTWEIHT Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
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vielmehr in sich zusammenfiel, suchte Jake Schutz im Windschatten der hohen Steinmauer in der Nähe des Tores. Doch noch vor dieser abschließenden, ungeheuren, dreifachen Ex- beziehungsweise Implosion stand das Anwesen in Flammen und begann allmählich einzustürzen, die Wände gaben nach und sackten langsam in die brodelnde Gluthölle des Kellers.
    In einem Umkreis von wenigen Metern um die gleichzeitig erfolgenden Detonationen gefangen, wurden die letzten Mitglieder von Castellanos Vampir-Gang in Stücke gerissen. In einer Eruption, die die Bestandteile des Gebäudes nach innen und zugleich in die Höhe schleuderte, lösten sie sich buchstäblich in ihre Einzelteile auf. Ein gewaltiger Pilz wuchs in den Himmel, ein heftiger Luftzug fegte nach außen und knickte die nächstgelegenen Olivenbäume um. Der Boden unter Jakes Füßen erbebte, ein blendender Lichtblitz, gefolgt von einem ohrenbetäubenden Knall, zerriss die Nacht und das Haus hörte auf zu existieren. Als der Widerhall von den Hängen sich legte, sah Jake wieder hin.
    Nicht dass es viel zu sehen gab: lediglich eine riesige eingeebnete Fläche an der Stelle, an der das Anwesen gestanden hatte, Tonnen von Schutt und heißer Erde, die vom Himmel herunterprasselten, und dampfende, glühende Fontänen, die wie Lava aus der Oberfläche der bebenden Schlacke schossen …
    »Fertig«, sagte Jake. »Aber haben wir unsere Sache auch gut gemacht? Sind womöglich doch welche von ihnen in diesen Olivenhain entkommen?«
    Es gibt eine Möglichkeit, das herauszufinden, erwiderte Korath »atemlos« in Jakes Geist.
    Im Kontinuum warfen sie einen Blick durch eine in die Zukunft führende Tür auf Jakes blauen Lebensfaden, der sich vorwärts in ein bislang noch ungelebtes Leben wand. Doch in der unmittelbaren Zukunft gab es keine roten Fäden.
    Wie es aussieht, haben wir sie alle erwischt, meinte Korath mit einem erleichterten Seufzen. Zwischen all dem Blau kann ich nicht einen Hauch von Rot entdecken.
    »Nein, jedenfalls nicht hier, an diesem Ort«, sagte Jake. »Es scheint, die Arguccis hatten recht: Meine Rache ist vollzogen. Aber was deine Angelegenheit betrifft – und die des E-Dezernats und der ganzen Welt – nun, darum müssen wir uns noch kümmern.«
    Fast schien es, als wäre dies ein Stichwort gewesen. Denn als er an seinem Beobachtungsposten wieder aus dem Kontinuum trat, um seine Sporttasche zu holen, erreichte ihn Liz Merricks entsetzter Schrei: Jake! Über eine Entfernung von fast tausend Kilometern war es nur ein Flüstern im psychischen Äther.
    Er zuckte zusammen. »Liz!«, stieß er hervor und ließ seine Blicke ringsum schweifen, bemüht, das Dunkel zu durchdringen, um festzustellen, wo sie sich befand, ehe er begriff, dass sie gar nicht in der Nähe war. »Liz?«
    Jake!, erscholl es erneut, wesentlich klarer, lauter diesmal, als Liz’ Gedankensonde sich an die seine heftete. Gleichzeitig kamen die Bilder – ebenso lebensecht wie die Realität, der sie entstammten; ein wirbelndes Kaleidoskop so surrealer Szenen und Empfindungen, dass Jake sie kaum aufzunehmen vermochte. Und dies von Liz, die als »Empfänger« wirklich gut war, doch angeblich die reinste Amateurin, wenn es ums »Senden« ging. Mit Jake allerdings harmonierte sie einfach. Gott sei Dank!, dachte er.
    Oder vielleicht auch nicht, denn was er mitbekam, war zumindest ebenso Angst einflößend wie das, was er gerade hinter sich hatte, denn ihm war klar, dass all dies Liz tatsächlich zugestoßen war:
    Blitz und Donner, der Boden unter ihren Füßen schwankte wie bei einem Erdbeben ... eine überstürzte Flucht vor glühendem, flüssigem Feuer, gefolgt von dunkler, drangvoller Enge … und inmitten von all dem ein schreckliches Frauengesicht. Grässlich anzusehen, runzlig und voller Falten wie eine Dörrpflaume, funkelte es einen aus den blutroten Augen einer hassverzerrten Dämonenfratze wütend an, die selbst dem Teufel, wäre er denn eine Frau, zur Ehre gereicht hätte!
    Der telepathische Hilferuf erscholl und verklang wieder, während Liz der Bedrohung, der sie gegenüberstand, erlag. Doch mit einem Mal kannte Jake die Koordinaten, als hätte jemand sie in seinen Geist eingebrannt.
    Ahhh!, machte Korath, der in diesen kurzen Augenblicken mehr denn je mit seinem Wirt eine Symbiose einging. Jake!, rief er aus. Jake! Diese Kreatur kenne ich doch! Ja, denn auf der ganzen Welt – in zwei Welten – gibt es so etwas nur einmal. Oh, jetzt kenne ich sie. Das kann nur … das ist …

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