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ENTWEIHT

ENTWEIHT

Titel: ENTWEIHT Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
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dem Rücksitz der schwarzen Limousine wieder zu sich kam, nur um festzustellen, dass sie sie aus dem Wagen in den Klosterhof zerrten. »Sie«, das waren zwei Frauen mit unglaublicher Körperkraft, die Nonnenkleidung trugen. Es handelte sich in der Tat um Nonnen, zumindest waren sie früher einmal welche gewesen. Und als Liz die Augen schloss, eine Ohnmacht vortäuschte und kurz eine telepathische Sonde ausstreckte, um zu überprüfen, ob sie mit ihrer Vermutung recht hatte, wurde ihr endlich klar, wo sie sich befand.
    Diese grässlichen Gedanken – voller Lüsternheit und Blutgier –, die aus allen Richtungen auf sie einströmten, und inmitten von alldem eine hell leuchtende Flamme äußerster Unschuld und Reinheit, deren kalten, berechnenden Glanz sie schon einmal gesehen hatte und als Täuschung durchschaute!
    Also blieb Liz reglos liegen – was gar nicht so einfach war, denn sie hatte einen Schlag ins Genick erhalten und ihr Nacken schmerzte – und ließ sich von ihnen in die Finsternis tragen, in das nun entweihte Kloster, zwei gewundene Treppenfluchten hinauf. Absätze klapperten über kalten Stein, bis sie sich zuletzt in Gegenwart jenes furchtbaren Leuchtens, in Vavaras verlogenem Schein wiederfand.
    Auf einem niedrigen Bett oder vielmehr einer Pritsche wurde sie abgelegt, wo sie sich stöhnend auf die Seite wälzte, um sicherzugehen, dass sie der Wand zugewandt lag. Als sie eine scheinbar sanfte Hand an der Schulter spürte, die sie rüttelte, stöhnte sie erneut – allerdings nur schwach, ach, wie schwach – und tat weiterhin so, als wäre sie ohnmächtig.
    »Riechsalz«, sagte eine freundliche, doch gebieterische Stimme. Sie gehörte jenem lügnerischen Glanz und sprach zu ihren Sklavinnen. »Geht, holt Riechsalz – nein, wartet! Eine von euch bleibt hier und berichtet mir über sie: Wer war bei ihr, wie viele und wo sind sie jetzt?«
    Als Vavara die Einzelheiten vernommen hatte – oder zumindest diejenigen, die ihre Informantin kannte –, meinte sie: »Aha. Es muss sich wohl um dieses E-Dezernat handeln, von dem Malinari sprach. Malinari, das Hirn, aye – dieser verräterische, verlogene Hund! Kein Wunder, dass er sich aus dem Staub machte! Und ich hatte recht: Er wusste, dass sie hier sind, und stahl sich davon. Er ließ mich im Stich und ich kann sehen, wo ich bleibe. Aber jetzt sind sie nur noch zu siebt und ich habe diese Frau hier. Werden sie es wagen, mich anzugreifen, nun, wo sie wissen, dass sie sich in meiner Gewalt befindet? Ich glaube schon, denn Malinari warnte mich, dass dieses E-Dezernat nicht weniger gnadenlos vorgeht als wir … für diesen Fall muss ich Vorbereitungen treffen. Darum geh jetzt, rufe die Frauen zusammen, sie sollen sich unten im Kreuzgang versammeln. Ich werde dort zu euch sprechen.«
    Nachdem Vavaras Sklavin hinausgeeilt und der Widerhall ihrer Schritte im Treppenhaus zu vernehmen war, spürte Liz erneut die Hand auf ihrer Schulter, diesmal allerdings keineswegs mehr sacht – die Berührung von vorhin war ebenso verlogen gewesen wie der glockenhelle Klang von Vavaras Stimme. »Nun zu dir, meine Schöne«, flüsterte die Vampirin heiser, »meine ach-so-Schöne: Wenn ich zurückkomme, werden wir beide uns unterhalten. Schmerz ist ein wunderbares Stimulans, und ich weiß, dass er dir die Zunge lösen wird … lediglich lösen, bedenke, du darfst sie noch eine Weile behalten. Ah, die Zunge braucht man nun einmal, will man sich zusammenhängend unterhalten, die Lippen hingegen nicht. Ich frage mich, welcher glühende Liebhaber dich noch haben will, wenn seine Lippen im Dunkeln auf nichts als Zahnfleisch, Zähne und verhärtetes Narbengewebe treffen?«
    Damit entfernte sie sich. Liz hörte, wie sich die Tür hinter ihr schloss und knirschend ein Schlüssel im Schloss herumgedreht wurde, und zum ersten Mal, seit sie das Bewusstsein wiedererlangt hatte, war sie in der Lage, die geistige Abschirmung sinken zu lassen, die sie, in solcher Nähe zu Vavara, beharrlich aufrechterhalten hatte.
    Augenblicklich war Liz auf den Beinen. Aus dem vergitterten Fenster blickte sie auf den Hof hinab. Nach einer Zeitspanne, die ihr wie eine Ewigkeit vorkam, sah sie umherhuschende Schemen aus dem Hauptgebäude und aus den Türmen kommen, die sich in den abgeschiedenen Bereichen unter den reichlich beladenen Feigenbäumen und blühenden Bougainvilleaen zusammenscharten. Ein wunderbarer Schauplatz für eine grauenhafte Versammlung. Und über allem schwebte – wie das Klingeln kleiner

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