ENTWEIHT
in seiner Kapuzenkutte, seine Stimme kam geradewegs aus der Finsternis … mit jenem ohnmächtig vor sich hin stöhnenden, sabbernden Bündel in seinen Armen – da wusste ich, dass Satan persönlich über uns gekommen war. Ich konnte die ungeheure Niedertracht, die mir aus der Nacht entgegenschlug, geradezu spüren. Und das sagte ich auch noch! Indem ich zurückwich, unfähig, den Schlüssel im Schloss zu drehen, um ihn einzulassen, stieß ich hervor: ›Bist du es, Satan? Bist du gekommen, um deine Kinder zu besuchen?‹
Seine Augen glommen rot auf, als er mir durch das Gitter hindurch erwiderte: ›Shaitan? Ah, nein! Aber um ein Haar wäre ich ihm einmal begegnet, in einem fernen, kalten Land, und ich weiß, wie mächtig er ist! Ich danke dir für dein Kompliment, Schwester, so es denn eines war. Aber nein, ich bin nicht Shaitan – bloß ein alter Freund deiner Gebieterin Vavara, und ich komme in geschäftlichen Angelegenheiten. Nun lass mich ein, denn ich habe einen langen Weg hinter mir.‹
Damit stellte er Sara auf die Füße und hielt sie mit seiner langfingrigen Hand aufrecht, während er die andere durchs Gitter stieß und mich am Handgelenk packte und … mich durchfuhr eine Eiseskälte, ich stand Todesängste aus. Sieh her!«
Delia zeigte Anna ihr Handgelenk. Annas nachtsichtige Augen wanderten zu der langen, weißen Narbe. Vier Finger und ein Daumen hatten sich dort eingebrannt. »Nein, er ist nicht Satan«, sagte Delia, »aber Maralini ist mindestens ebenso böse, dessen bin ich mir sicher. Solange er mein Handgelenk hielt, spürte ich … da spürte ich, wie meine Gedanken und Erinnerungen aus mir heraus und in ihn strömten. Er las meine geheimsten Gedanken, und abermals glommen seine Augen rot auf. ›Hatte ich also recht‹, sagte er. ›Du gehörst wirklich zu Vavara. Nun, dann erspare dir einigen Ärger und lasse mich ein. Deine Gebieterin erwartet mich.‹
Wie hätte ich mich ihm widersetzen können? Als er mich so gepackt hielt, stand ihm mein Geist offen und er brauchte nur zu befehlen. Aber er hatte meine Gedanken gelesen und wusste Bescheid über meine Vergangenheit; als ich den Schlüssel im Schloss drehte und die Pforte öffnete, lächelte er. Doch was für ein Lächeln! Er sah so gut aus! Und doch so böse!
Nachdem er eingetreten war, legte er Sara ab, anschließend wandte er sich mir zu. Einfach so mir nichts, dir nichts öffnete er meine Kutte und begann meine Brüste zu liebkosen. Ich stand da wie erstarrt. Nach einer Weile sagte er: ›Ah, ich weiß, weshalb du hier bist! Keine Angst, Schwester Delia, das lange Darben hat nun ein Ende ...‹ Und während ich noch so dastand, der Ohnmacht nahe, hob er den Saum meiner Kutte an.«
Im fahlen Glanz des Mondes und der Sterne wirkte Schwester Annas Gesicht geisterhaft bleich. »Hat er dich …?«, keuchte sie, die Hände fest zwischen die Beine gepresst. »Hat er …?«
In gespielter Traurigkeit schüttelte Delia den Kopf. »Du Kleingläubige! Sieh dich nur an, wie dich das anmacht! Und du willst mir erzählen, du hättest Angst vor ihren hölzernen ›Dingern‹? Weshalb, du bist doch schon beinahe bereit dafür, Anna! Bereit und willig, für alles. So wie wir anderen auch. Deshalb müssen wir uns bei der nächstbesten Gelegenheit um Vavara kümmern, solange wir noch dazu in der Lage sind. Und nach Vavara ist dieser sogenannte Priester, Maralini, an der Reihe.«
»Ja, ja, wahrscheinlich hast du ja recht«, flüsterte Anna. Ihre Stimme klang heiser; ob vor Angst oder Erregung, war schwer zu sagen. »Erzähle weiter. Hat er dich genommen?«
»Er stand kurz davor«, erwiderte Delia. »Seine Hände lagen heiß auf meinem Körper, und doch waren sie eiskalt. Seine roten Augen saugten mich regelrecht in sich auf. ›Wenn du nur wüsstest‹, sagte er, ›wie ausgehungert ich bin.‹ Und dann küsste er die Spitzen meiner Brustwarzen, die mittlerweile ganz fest waren.«
»Ahhh!«, keuchte Anna und umklammerte Delias Arm.
»Ich glaubte«, fuhr diese fort, »dass er mich gleich dort, auf der Stelle nehmen würde. Und ich wusste, dass es schnell und heiß sein und wehtun würde, aber dass seine Flüssigkeiten in mir eiskalt sein würden. Ich war weit offen und wartete nur darauf, voller Wolllust, und wollte es. Doch Vavara … war aufgewacht!« In Delias Stimme schwang nicht nur Bitterkeit, sondern auch so etwas wie Bedauern mit. »Oben in ihrem Turmzimmer glomm eine Kerze auf, die Flamme flackerte im Fenster, und mit einem Mal war die
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