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ENTWEIHT

ENTWEIHT

Titel: ENTWEIHT Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
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Körper! Und so, wie wir jetzt sind? Nein, ganz bestimmt nicht, das ist doch völlig gegen die Natur.«
    »So darfst du nicht reden!«, sagte die einstige New Yorkerin. »Wenn sie uns hört ...«
    »Sie ist oben in ihrem Turm«, sagte Delia. »Da oben hinter ihren schweren Samtvorhängen, wo niemals die Sonne hinscheint. Und weißt du was, ich habe mir etwas überlegt.«
    »Was denn?« Annas Stimme war ein bebendes Krächzen.
    »Wie wir diese Vampirschlampe loswerden und damit die Welt von ihr befreien können!«
    »Sie wird dich noch hören!« Annas Stimme klang immer schriller. »Sie wird dich hören und uns bestrafen. Sie hört alles!«
    »Pssst!«, machte Delia, indem sie Anna packte und ihr die Hand vor den Mund legte. »Sonst hört sie uns tatsächlich! Aber stell dir doch einmal vor: Wenn wir alle gemeinsam – huh! als ein ›Orden‹ – auf sie losgehen und sie in ihrem Turmzimmer überraschen und dann die Vorhänge aufziehen würden, damit die Mittagssonne hereinscheinen kann … was dann?«
    »Dann würden wir ebenfalls verbrennen«, meinte Anna ganz logisch.
    »Aber nicht so heiß und nicht so schnell wie Vavara. Und wäre es das denn nicht wert? Schließlich werden wir ohnehin bald im Feuer brennen, ob wir es nun tun oder nicht!«
    Doch mittlerweile schluchzte Anna bitterlich vor sich hin. »Sind wir so tief gesunken? Haben wir denn keine Hoffnung mehr und müssen in Mord unsere Zuflucht suchen? Und selbst wenn wir dazu in der Lage wären – würden die anderen Schwestern uns folgen? Vavara nahm uns als Letzte, weil wir uns von ihrer lügnerischen Schönheit fernhielten. Aber die anderen … sie zehren voneinander!«
    »Huh!«, seufzte Delia. »Sag bloß, du weißt nicht, was sie sonst noch treiben. Hast du nicht mitbekommen, wie sie umherschleichen, wenn sie schläft? Hörst du sie nicht lachen? Sie schnallen sich hölzerne Schwänze um, um die Männer zu imitieren, die sie sie nicht haben lässt! Bist du noch Jungfrau, Anna? Ich glaube kaum. Was war, bevor du dein Gelübde ablegtest? Ich war jedenfalls keine mehr, dessen kannst du dir sicher sein. In Irland gibt es nur ziemlich wenige Jungfrauen in meinem Alter! Ich bekam einen Tripper, du weißt doch, was das ist? Und nachdem ich genesen war, kam ich hierher, so sehr schämte ich mich. Zwölf Jahre lang kam ich ohne Männer zurecht und hielt mich an mein Gelübde, fingerte noch nicht einmal an mir selber herum. Und wofür? Damit diese wunderschöne Schlampe mich nächtens aufsucht, um mir in die Brüste zu beißen und mir ihr ganz spezielles Gift einzuflößen? Ah, wenn es dafür doch nur ein Heilmittel gäbe …!«
    »Glaubst du, dass sie mich holen werden?«, stieß Anna hervor. »Ich meine, mit ihren hölzernen … Dingern?« Sie presste ihre Hände auf ihre Kutte, direkt zwischen den Beinen, wie um sich zu schützen.
    »Ich weiß nicht«, erwiderte Delia. »Aber wenn es so weit ist, wirst du wahrscheinlich bereit dazu sein. Begreifst du denn nicht, dass wir Tag für Tag, Nacht für Nacht mehr ihrem Bann – und damit dem Bösen – erliegen? Was mich angeht, ich werde wohl die Letzte sein. Ein hölzerner Pfahl ist mir immer noch lieber als irgendein hölzerner Schwanz. Oh, ha ha ha! Ich habe nämlich die Erfahrung gemacht, wie es sich in echt anfühlt!«
    »Nein, nein!« Anna packte sie, ließ ihren Blick ringsum schweifen. Ihre Augen hatten einen nur ganz leicht tierhaften Ausdruck. »Du musst jetzt still sein, sonst hört uns noch jemand!«
    »Na und?«, meinte Delia. »Je eher, desto besser! Lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende! Aber trotzdem sage ich dir, es heißt sie oder wir. Glaubst du vielleicht, sie wird mit uns anders umspringen als mit Schwester Sara? Sie weiß, wer von uns sich ihr widersetzt, also ist es nur eine Frage der Zeit.«
    »Schwester Sara?« Anna schlug die Hand vor den Mund. »Es stimmt also? Ich habe Gerüchte gehört, dass ...«
    »Oh ja, es stimmt«, schnitt Delia ihr das Wort ab. »Bist du denn wirklich so naiv? Hast du wirklich angenommen, Sara sei die ganze Zeit über in ihrer Stube eingesperrt gewesen? Nun, hör zu, ich werde dir sagen, was ich gehört habe:
    Sara war die Beste von uns und stets vernünftig. Sie stand ganz oben auf der langen Liste derer, die Vavara verführen und verwandeln wollte. Aber leider hielt Sara es für Liebe! Sie glaubte, unsere neue ›Mutter Oberin‹ habe sich in sie verliebt, und obwohl sie zunächst Abscheu davor hegte, konnte sie Vavaras Annäherungsversuchen

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