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ENTWEIHT

ENTWEIHT

Titel: ENTWEIHT Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
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Gedanken zu dem Albtraum zurück, aus dem Liz ihn, Gott sei Dank, gerissen hatte ... Aber er konnte sich beim besten Willen nicht mehr erinnern, worum es darin gegangen war.
    Ein Kampf? Er hatte sich eindeutig gegen etwas gewehrt, gegen etwas Ungeheures, aber wogegen? Er entsann sich, dass er mit Korath gesprochen hatte, erinnerte sich an die Wortspiele des Vampirs und an ein paar seiner Argumente und auch daran, dass sie zu keiner wirklichen Einigung darüber gelangt waren, wie sie ihre beiderseitigen Pläne umsetzen sollten – beide sannen sie auf Mord, falls Mord denn das richtige Wort dafür war oder nicht vielmehr: Ausrottung von Ungeziefer. Doch abgesehen davon erinnerte er sich an nichts.
    Jake nahm an, dass er, ungefähr in der Mitte ihrer Totensprache-Unterhaltung, wohl in einen noch tieferen Schlaf gefallen war und der Vampir ihn dann seinen Träumen überlassen hatte. Oder vielmehr seinem Albtraum. Nun, war Jake Cutter Albträume denn nicht gewohnt? Und ob er das war, insbesondere seit er das E-Dezernat kennengelernt hatte. Doch normalerweise erkannte er ihren Ursprung, wusste, woher sie stammten und worum es eigentlich ging, und konnte sie stets verdrängen bis zum nächsten Mal. Dieser war jedoch anders und hörte nicht auf, ihn zu quälen – wahrscheinlich gerade weil er sich nicht an die Einzelheiten erinnern konnte.
    Nein, an kein einziges Detail – außer vielleicht an seine Angst. Schließlich wachte er nicht allzu oft schweißgebadet und um sein Leben kämpfend auf ( oder um mehr als »bloß« sein Leben – um die Kontrolle über sein Leben womöglich? Aber es fiel nicht schwer zu erraten, woher diese Vorstellung stammte! ), sich gegen etwas zur Wehr setzend, an das er sich nicht zu erinnern vermochte.
    Und dann hatte er anscheinend auch noch Liz zurückgewiesen. Dabei war das Letzte, was er wollte, Liz vor den Kopf zu stoßen! Da, jetzt hatte er es zugegeben, er fühlte sich zu ihr hingezogen. Zur Hölle, nein, er fühlte sich verdammt zu ihr hingezogen, hatte allerdings nicht vor, mit ihr Liebe zu machen, solange auch nur die geringste Chance bestand, dass Korath noch irgendwo da drin – in seinem Innern – lauerte oder womöglich zurückkehrte.
    Mist – Jakes Geist war zu einem öffentlichen Ort geworden! Er gehörte nicht länger nur ihm, sondern hatte sich quasi zum allgemeinen Totentreff entwickelt! Für einige Tote zumindest! Harry Keogh, Zek Foener, Korath und all die anderen, die er im Dunkeln raunen hörte, auch wenn sie sich bislang noch nicht an ihn gewandt hatten, weil sie sich aus irgendeinem nicht näher bestimmten Grund vor ihm fürchteten. Dennoch hallten ihre Stimmen in den finsteren Höhlen seines Geistes wider ...
    … Was sollte das nun wieder heißen? Hatten sie, die zahllosen Toten, etwa Angst vor ihm? Zu was für einem höllischen Ungeheuer war Jake denn geworden, dass er den körperlosen Hirnen der großen Mehrheit nun Furcht einflößte? Und wer, zum Teufel, wünschte sich schon, ein Necroscope zu sein?
    Fragen und wirre Bilder wirbelten in seinem Kopf vor dem gewaltigen Hintergrund mysteriöser Zahlen und der geheimnisvollen Symbole des Möbiuskontinuums bunt durcheinander.
    Am meisten störte ihn dabei die Tatsache, dass die Gleichungen zwar alle da waren und nur darauf warteten, aktiviert zu werden, er aber immer noch keine Ahnung hatte, wie er dies eigentlich anstellen sollte. Bislang war es ihm noch nicht gelungen, sie einfach so an seinem geistigen Auge vorüberziehen zu lassen, bis zu dem Punkt, an dem sie die numerische »kritische Masse« erreichten, bei der sich ein Möbiustor bildete.
    In dieser Welt war Korath der Einzige, der dies schaffte, und auf den toten Vampir konnte Jake gut verzichten ... oder etwa nicht?
    Ein halbes Dutzend Mal und öfter hatte er auf seinen Nachttisch gelangt, sich einen von Trasks Aktenordnern geschnappt und, an die aufeinander gestapelten Kissen gelehnt, mit dem ungeöffneten Ordner einfach nur dagesessen und versucht, seine sich überschlagenden Gedanken zu sammeln. Doch er war viel zu erschöpft dazu, viel zu müde – zu ausgelaugt – von der ständigen Furcht, Korath könne wieder ungebeten erscheinen, und wenn der Vampir zugegen war, dann ging er ihm unaufhörlich auf die Nerven. Jake war nicht in der Lage, auch nur einen Gedanken festzuhalten und sich auf einzelne Facetten seiner misslichen Situation zu konzentrieren.
    Und als die Ordner auf seinem Bett ihn allmählich zudeckten, schwirrte ihm der Kopf vor lauter auf

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