ENTWEIHT
an der Bettkante stand und grunzend mit bedächtigen, wohl bemessenen Stößen in sie eindrang.
Jake hatte das Ganze schon einmal erlebt. Er wusste, was jetzt kam, und zerrte heftiger an der dünnen Nylonschnur, die ihn ebenso fest an seinen Stuhl fesselte wie sein Erinnerungsvermögen an seinen Albtraum. Doch vergebens. Denn der Kerl, der es nicht abwarten konnte, war eine Bestie, das reinste Tier, und am liebsten schändete er seine Opfer – und zwar zur Gänze.
Er war hässlich und gedrungen, und vor lauter Vorfreude stand ihm bereits der Schweiß auf der Stirn. Er hatte breite Schultern, lange, affenartige Arme, die in riesige, schwere Hände übergingen, kleine Schweinsäuglein und ein rundes Mondgesicht, in dem sich eine widernatürliche Lust spiegelte. Doch seinem Aussehen zum Trotz spielte er gern den zivilisierten Mann von Welt, auch wenn er seine Herkunft aus dem Milieu nicht verleugnen konnte.
Er trug Lacklederschuhe und einen seidenen Anzug, möglicherweise war er auch aus Satin. Der Kragen seines Seidenhemdes stand (da er so gut wie keinen Hals hatte) offen. In seiner schmiedehammerähnlichen Hand hielt er eine Zigarettenspitze samt Zigarette, von der sich Rauch emporkräuselte. Indem dieser äffische Kerl auf Natascha zuging, deren Körper nach wie vor von den Stößen des Grunzenden ruckte und zuckte, streckte er die Hand mit der Zigarette nach ihrem Gesicht aus ...
In seinem Sessel hinter der Lampe richtete sich der dunkle Schatten, der Castellano war, etwas auf. »Nein, Francesco, ich kann nicht zulassen, dass du sie zeichnest.« Castellanos Stimme war ein tiefes Grollen. Es klang wie das Schnurren einer Raubkatze ... das jeden Moment in ein warnendes Brummen umschlagen und zu einem drohenden Knurren werden konnte.
Prompt zog Francesco die Hand zurück. Er wandte den runden Schädel zur Seite. »Sie zeichnen, Luigi? Ich? Aber nicht doch!« Er blickte Jake direkt in die Augen und bedachte ihn mit einem Haifischgrinsen: »Ich wollte die kleine Lady nur mal ziehen lassen, mehr nicht. Bloß ein Zug, damit das Kratzen im Hals weggeht. Siehst du denn nicht, wie sie stöhnt und nach Luft schnappt?« Damit drehte er die Zigarettenspitze um und steckte sie Natascha zwischen die leicht geöffneten Lippen. »Ist das nicht gut, kleine Lady! Das ist doch genau, was du willst? Ein kleiner Zug an Frankies Zigarette?«
Der Kerl zwischen Nataschas Beinen war fertig. Er zog sich zurück, verschwand in den Schatten außerhalb von Jakes Gesichtskreis, und Jake hörte, wie er seinen Reißverschluss hochzog. Natascha blieb einfach liegen, wo sie lag. Ihre an den Knien abgewinkelten Beine baumelten über die Bettkante. Irgendwie gelang es ihr, das Wenige, was ihr noch an Kraft oder Kampfgeist geblieben war, zu sammeln. Mit einem heftigen Ruck warf sie den Kopf zur Seite, um die Zigarettenspitze samt Zigarette auszuspucken. In hohem Bogen flog beides in den Schatten hinter dem Lichtkegel. Man sah nur noch die Glut umherwirbeln wie ein wild gewordenes Glühwürmchen.
Francesco hievte ihre Beine aufs Bett, zerrte ihren Oberkörper an die Kante und wedelte ihr mit seinem halb angeschwollenen Glied im Gesicht herum. »Nun«, sagte er, »wenn du nicht an der Zigarette ziehen willst, dann wollen wir doch mal sehen, wie dir das hier gefällt!«
Wut und Angst schnürten Jake die Kehle zu. Denn mittlerweile war offensichtlich, dass weder er noch Natascha dies hier überleben würden. Er musste zusehen, wie der brutale Frankie sich über sie hermachte.
Doch selbst dann war es noch nicht vorüber. Erst nachdem Frankie Natascha angepinkelt hatte, ermahnte Castellano ihn: »Jetzt ist es genug, Francesco. Vergiss nicht, du musst sie hinterher wieder saubermachen. Wenn sie Natascha finden, will ich, dass sie voller Flusswasser ist und nicht voller Pisse. Und ganz bestimmt nicht vollgeschissen! Voller Shit , ja natürlich – Designershit, Traumkristalle. Aber keine menschlichen Fäkalien!«
Und dann war es vorbei ...
… Jakes eigentlicher Albtraum hingegen fing gerade erst an – die Erkenntnis nämlich, was jene Nacht aus ihm gemacht hatte, dass er selber zum Mörder geworden war ...
Schließlich war der Tag der Abrechnung, die Zukunft, auf die er kaum zu hoffen gewagt hatte, doch gekommen. Es war eine regnerische Nacht in Turin. Jake war seinem Opfer – dem nunmehr dritten, Francesco Reggio höchstselbst – zu einem Hotel am Corso Alessandria gefolgt.
Zwischenzeitlich hatte Jake sein Äußeres verändert. Als
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