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ENTWEIHT

ENTWEIHT

Titel: ENTWEIHT Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
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nun, aus Jakes Sicht lohnte sich jede Mühe der Welt dafür ...
    All dies war über drei Stunden her. Seitdem hatte Jake am Fenster seiner Pension gesessen und geduldig auf Frankies Rückkehr gewartet – doch das war nun vorüber, denn Jakes Albtraum gewann an Tempo. Die überwiegend schwarzweißen Szenen, die sich vor seinem geistigen Auge abspielten, wechselten einander nun so rasch ab, dass er ihnen gerade noch zu folgen vermochte.
    Draußen auf der Straße herrschte so gut wie kein Verkehr mehr. Das war nicht weiter erstaunlich, schließlich war es halb zwei Uhr morgens. Doch gehupt wurde nach wie vor, denn für italienische Autofahrer gehörte dies einfach dazu ...
    Ein Taxi kam die regennasse Straße entlang, fuhr rechts ran und kam vor dem Novara zum Stehen. Der muskelbepackte Frankie stieg aus, schlug den Mantelkragen hoch und strebte, die Hände über dem Kopf, um sich vor dem Nieselregen zu schützen, dem trockenen Bereich unter dem Vordach zu. Dort blieb er einen Augenblick stehen, um seinen Kragen zu richten, und verschwand im Hotel ...
    Äußerlich war Jake eiskalt, obwohl in seinem Innern ein Feuer loderte. Er ölte das Magazin leicht ein, wischte es wieder ab und lud es mit zwei merkwürdig unterschiedlich aussehenden Patronen. Anschließend schob er es in die Waffe und legte das nun zusammengebaute Gewehr so auf den Tisch, dass der lange Lauf durch das offene Fenster auf die gegenüberliegende Straßenseite wies ...
    In Frankie Reggios Zimmer ging das Licht an. Oder vielmehr, eine der beiden Lotosblüten flammte auf. Selbst durch die zugezogenen Vorhänge hindurch war ihr Schein deutlich auszumachen. Ein Ziel, das man unmöglich verfehlen konnte ...
    Jake hatte bereits das Telefon gerichtet; nun drückte er die Wahlwiederholung, um das Novara anzurufen. »Zimmer zwei-eins-sieben«, verlangte er Und als Frankie Reggio seinen Mantel auszog, begann sein Telefon zu summen ...
    Jake konnte sich gut vorstellen, wie Frankie wegen der defekten Glühbirne meckerte, während er durchs Zimmer zum Telefon ging … doch dann ließ er es läuten, trat ans Fenster und zog die Vorhänge auf. Nun war er ganz zu sehen und ging wieder zurück zum Telefon …
    »Si?«, grunzte er (wie ein Schwein).
    »Sprich Englisch, Frankie«, sagte Jake.
    »Eh? Englisch?«
    »Ich weiß, dass du es kannst. Ich habe dich nämlich schon mal gehört«, sagte Jake. »Erinnerst du dich? An jene Nacht, damals bei Luigi in Marseille? Ich war an einen Stuhl gefesselt. Und das Mädchen Natascha? Weißt du noch, was du und deine dreckigen Kumpels mit ihr ... angestellt habt?«
    »Du!«, sagte Frankie, und Jake sah, wie er zusammenzuckte, sich mit einem Mal straffte und seinen Blick nervös, ruckartig durch den Raum schweifen ließ. Er blickte überallhin, nur nicht nach oben.
    »Ja, ganz recht, ich«, sagte Jake. »Erinnerst du dich noch an meinen Namen?«
    »Natürlich, Jake Cutter«, sagte Frankie, nun etwas entspannter. »Luigi meinte, du könntest derjenige sein, der die anderen umgelegt hat.« Er langte unter die Achsel und zog seine hässliche kleine Pistole aus dem Holster, das er dort trug.
    »Die anderen ... waren nur eine Botschaft«, sagte Jake. »Ich wollte Luigi Castellano bloß wissen lassen, dass er bald an der Reihe ist. Nun, und jetzt habe ich eine weitere Botschaft für ihn. Und du darfst sie ihm überbringen – du widerlicher, perverser Mistkerl!«
    »Hör zu, du dämliches, britisches Arschloch! «, begann Frankie. Was folgte, war eine Schimpftirade.
    Und Jake hörte ihm zu. Zugleich jedoch nahm er, den Hörer zwischen Kinn und rechte Schulter geklemmt, das Gewehr auf, zielte und begann den Abzug bis zum Druckpunkt durchzuziehen. »He, du Knalltüte!«, unterbrach er Frankies Fluchen. »Jetzt hörst du mir mal zu! Erinnerst du dich noch daran, wie du sie angepisst hast? Ich spürte jeden Tropfen. Und das meine ich so, wie ich es sage: Jeder Tropfen brannte sich mir ein wie Säure.«
    »Huh!«, grunzte Frankie. »Nun«, versprach er Jake mit einem boshaften Grinsen, »keine Sorge. Bei dir werde ich Säure nehmen!«
    »Vorher bist du dran«, entgegnete Jake. Damit drückte er ab.
    Es befand sich in der Lotosblütenlampe – nahezu anderthalb Liter einer farb- und geruchlosen Säure. Jake hatte eine der Kugeln abgeschraubt, die Glühbirne herausgedreht und die Kugel zu drei Vierteln gefüllt, ehe er sie wieder festschraubte.
    Jake benutzte einen Schalldämpfer. Frankie hörte den hohen, spuckenden Laut – wie das Niesen einer

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