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ENTWEIHT

ENTWEIHT

Titel: ENTWEIHT Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
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Telefon an der Wand angebracht waren.
    Während Frankies Schatten sich hinter den zugezogenen Vorhängen hin und her bewegte, baute Jake rasch das Gewehr zusammen, setzte das Zielfernrohr auf und … wartete. Nach ein paar Minuten wurde das Licht im Zimmer gelöscht.
    Selbstverständlich hätte Jake Frankie gleich in dessen Zimmer erschießen oder ihm beim Verlassen des Hotels eine Kugel ins Herz jagen können. Es wäre ein Leichtes gewesen, ihn ins Visier zu nehmen und abzudrücken ... viel zu leicht. Auf diese Weise hätte Frankie nämlich nichts mitbekommen, allenfalls einen Sekundenbruchteil lang etwas gespürt. Und er hätte mit Sicherheit nicht gewusst, wer ihm dies antat oder weshalb. Außerdem wäre es ihm wohl auch egal gewesen. Aber wie bei den beiden anderen Mistkerlen, die Jake umgelegt hatte, wollte er, dass auch Frankie Bescheid wusste! Darum musste er es auf die harte Tour über die Bühne bringen.
    Jake sah zu, wie seine Zielperson das Hotel verließ und in ein Taxi stieg. Während der Wagen auf der lauten, überfüllten nächtlichen Straße Richtung Innenstadt schlich, hob Jake den Telefonhörer ab und rief das Novara an. Sein Italienisch war zwar keineswegs gut, aber wenigstens konnte er sich verständlich machen.
    »Könnte ich bitte Mister Reggio sprechen?«, sagte er. »Er rief mich vor einigen Minuten an aus Zimmer, äh ... ich glaube, es war Zimmer zwei, eins … äh ...?« Das Novara machte zwar einen recht anständigen Eindruck, war für ein Hotel aber nicht gerade groß; es verfügte wohl über kaum mehr als zwei Dutzend Zimmer pro Etage.
    Der Mann am Telefon fiel darauf herein. »Ja, Sir, Zimmer zwei-eins-sieben. Einen kleinen Moment bitte, ich stelle Sie durch.«
    Aber natürlich war Mister Reggio nicht zu erreichen ... ob Jake eine Nachricht auf dem Anrufbeantworter hinterlassen wolle?
    Nein, das wollte er nicht. (Doch, selbstverständlich würde er eine Nachricht hinterlassen, allerdings nicht auf dem Anrufbeantworter).
    Fünfzehn Minuten später hatte Jake ein paar Gegenstände aus seinem Koffer – zwei schwere, gläserne, sorgfältig in Hotelhandtücher eingewickelte Korbflaschen mit einem Fassungsvermögen von je zwei Litern – in seine Aktentasche gepackt und einen dunklen Business-Anzug angezogen. Mit gekämmtem Haar und ohne zu hinken erregte er so gut wie kein Aufsehen, als er durch das Foyer des Novara auf die Rezeption zuging. Ein kurzer, nervöser Blick auf den Plan mit der Raumaufteilung, und wenige Minuten später hatte er eingecheckt.
    Er verlangte ein Zimmer in der zweiten Etage. Zwei-eins-fünf, sofern es frei wäre? Von dort habe man doch einen Blick auf die Straße, oder? Ja, vor ein paar Jahren habe er schon einmal hier übernachtet und das Zimmer habe ihm gut gefallen – danke sehr.
    Jake vertraute auf sein Glück, und es ließ ihn nicht im Stich. Der Mann an der Rezeption hatte nichts mit der Telefonzentrale zu tun. Er war nicht derjenige, mit dem Jake telefoniert hatte, und erkannte darum auch seine Stimme nicht wieder. Und, ja, zwei-eins-fünf sei zu haben.
    Zehn Minuten später befand Jake sich in seinem Zimmer, alles andere lief danach wie am Schnürchen. Nachdem er das Licht in zwei-eins-fünf gelöscht hatte, ging er hinaus auf den Balkon, stieg über das Geländer und kletterte zu Frankie Reggios Seite hinüber. Den Glasschneider benötigte er gar nicht; die Balkontür ließ sich fast bei der ersten Berührung aufschieben. Frankie machte sich keine allzu großen Gedanken über Sicherheitsvorkehrungen. Niemandem, der seine fünf Sinne beisammen hatte, wäre es je in den Sinn gekommen, sich mit ihm anzulegen. Außerdem hatte er ohnehin nichts, was die Mühe wert war, in seinem Zimmer zurückgelassen.
    Allerdings hatte er nicht mit Jake Cutter gerechnet – auch nicht mit einem Racheakt – und schon gar nicht mit der Heimtücke seines eigenen Chefs, Luigi Castellano. Denn zum damaligen Zeitpunkt war weder Frankie noch Jake bekannt, dass Francesco lediglich ein Lockvogel war, der Köder in der Falle, die Castellano Jake gestellt hatte.
    Aber es war ja durchaus möglich, dass Jake gar nicht mehr Herr seiner fünf Sinne war. Vielleicht hätte er sich noch nicht einmal von seinem Tun abhalten lassen, wenn er Bescheid gewusst hätte. Was er in Zimmer zwei-eins-sieben, direkt auf der gegenüberliegenden Straßenseite, zurückgelassen hatte – nämlich das Überraschungspaket für Frankie mitsamt der düsteren Nachricht, die er dessen Boss übermitteln wollte –

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