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ENTWEIHT

ENTWEIHT

Titel: ENTWEIHT Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
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Katze –, mit dem die Kugel sein Fenster durchschlug. Direkt über ihm war ein weiteres Splittern deutlich zu vernehmen. Einen Sekundenbruchteil lang schien die Zeit still zu stehen, ehe sich die Säure mitsamt den Splittern der gläsernen Lotosblüte über ihn ergoss.
    Jake hörte Frankie vor Entsetzen und Überraschung aufheulen. Dann begann er zu schreien, ließ das Telefon fallen und taumelte von der Wand weg auf das Bett zu. Er war regelrecht in Säure gebadet. Von seinen Kleidern, und auch seinem Fleisch, stieg bereits Rauch auf. Er hüpfte und tanzte wie ein Irrer umher und begann sich die schmelzenden Kleider vom Leib zu reißen. Doch das Telefon zerschmolz ebenfalls, und Frankies Schreie wurden sehr rasch zu einem fauchenden Zischen. Dann herrschte Stille.
    »Tu es!«, murmelte Jake, der diesen Moment auskostete. Zugleich jedoch war er von Entsetzen erfüllt und wollte es endlich hinter sich bringen.
    Und Frankie tat es.
    Auf seinem Nachttisch stand ein Wasserkrug. Nur dass sich nun kein Wasser mehr darin befand, sondern Brandbeschleuniger, und Jakes zweite Kugel war ein Leuchtspurgeschoss, so konzipiert, dass es beim Einschlag entflammte.
    Frankie übergoss sich mit dem Brandbeschleuniger, schüttete ihn sich über Kopf und Schultern. Jake drückte ein weiteres Mal ab.
    Das Geschoss prallte gegen Frankies Fenster und durchschlug es. Eine sengend heiße, schweflige Flamme schoss als bleistiftdünner Strahl quer durch den Raum ... geradewegs auf Frankie zu. Augenblicklich breitete sich ein weißglühender Feuerball in dem Zimmer aus. Innerhalb eines Sekundenbruchteils wurde er zu einem Flammenmeer, und inmitten dieses Infernos tanzte Frankie noch ein bisschen umher, ehe er zusammenbrach, während die Fenster zerbarsten und die Flammen ins Freie wogten.
    Das war erledigt. Und Jake ebenfalls.
    Als er die Pension verließ, nahm ihn die italienische Polizei fest. Sie hatten sich draußen auf der Straße aufgehalten, um Frankie zu überwachen, keineswegs Jake. Auf einen Wink Castellanos hin hatten sie begonnen, den Schläger zu beschatten. Einer von ihnen hatte die Stichflamme gesehen, mit der Jakes Leuchtspurgeschoss Frankies Fenster durchschlug, und daraufhin das stählerne Aufblitzen des in die Nacht hinausragenden Gewehrlaufs ausgemacht.
    Das war‘s ...
    Normalerweise erwachte Jake am ganzen Körper zitternd aus derartigen Albträumen, diesmal jedoch war es anders. Mittlerweile hatte er sich daran gewöhnt, in seinen Träumen ständig daran erinnert zu werden, wie unmenschlich er gehandelt hatte, und sich mit der Tatsache abgefunden, dass dies wohl so weitergehen würde, bis er ihre Ursache aufgespürt und beseitigt hatte – oder selbst beseitigt worden war. Außerdem war er entsetzlich müde.
    Also schlief er weiter …
    Jakes Erschöpfung war eher geistiger als körperlicher Natur, und daran lag es auch, dass seine Abschirmung unten war – wie bereits während seines gesamten Albtraumes. Und da die drängenden Probleme der wirklichen Welt vorübergehend vergessen, quasi auf Eis gelegt waren, während sein Traum-Ich nochmals die grässlichen Ereignisse der jüngsten Vergangenheit durchlebte (und Jakes Gewissen vergebens versuchte, damit fertig zu werden), bemerkte er nicht, dass er nicht allein war.
    Schon die ganze Zeit über war der tote Vampir Korath zugegen und hatte alles mitbekommen.
    Denn nachdem Liz Merrick ihn im entscheidenden Zeitpunkt – als er drauf und dran gewesen war, tiefer, womöglich sogar dauerhaft in Jakes Geist einzudringen – vertrieben hatte (oder vielmehr, nachdem er, damit sie nicht hinter sein wahres Wesen kommen konnte, Jakes Geist aus freien Stücken verlassen hatte), war Korath erpicht darauf gewesen, bei der nächsten sich bietenden Gelegenheit zurückzukehren. Also hatte er Gewehr bei Fuß gestanden, um wieder an Jakes gequältem Geist zu schmarotzen und mit eigenen Augen zu sehen, wie weit die Besessenheit des Necroscope reichte; wie weit dieser wohl gehen würde – und in der Tat auch gegangen war – um Rache zu üben.
    Da Korath davon ausging, dass Jake, solange ihm sein Albtraum noch frisch im Gedächtnis war, auf jede weitere Störung nur verärgert reagieren würde, und da der Vampir auch nicht als etwas, was gleichermaßen zu meiden und zu verabscheuen war, damit in Verbindung gebracht werden wollte, wartete er am Rande von Jakes Unterbewusstsein ab und ließ ihn noch eine Weile vor sich hindämmern.
    Doch als Jakes Geist sich nach etwa einer Stunde wieder

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