Entzweit : Vereint (ambi : polar) (German Edition)
sterben würde, wenn er hier von Flavius festgehalten wurde, ließ mich erschaudern. Ich wollte nicht, dass David wegen mir in Gefahr geriet. Das konnte ich nicht zulassen. Ich wollte gerade den Mund aufmachen und Flavius dazu auffordern, David gehen zu lassen, als seine kalte, überhebliche Stimme gelassen auf Flavius Hinweis antwortete.
„Wie rührend, dass du dir Sorgen um mich machst. Aber es besteht kein Anlass zur Beunruhigung.“ Und dabei wanderten seine Augen zu mir und er sah mich an, als wäre ich die Antwort auf Flavius unausgesprochene Frage. Dabei wirkte er kalt, unnahbar, unberührt. Als wäre ich ein Stück …
„Nahrung!“, durchfuhr es mich eiskalt. David wollte Flavius weismachen, ich wäre für ihn eine Nahrungsquelle ! Also ein Mensch! Und solange er in meiner Nähe bliebe, bestünde keine Gefahr für ihn. Er tat das, um Flavius zu verwirren, was mein wahres Wesen betraf. Und offensichtlich hatte er damit Erfolg, denn Flavius wirkte eindeutig irritiert. Sein Blick irrte unsicher zu mir und er musterte mich forschend.
Ich wusste nicht , wie ich reagieren sollte. Ich wusste ja, dass David von mir keine nährenden Gedanken aufnehmen konnte, aber natürlich sollte ich mir das nicht anmerken lassen. Immerhin wollte auch ich, dass Flavius dachte, ich wäre ein ganz normaler Mensch. Naja, zumindest fast normal. Aber ich wollte David auf keinen Fall an Flavius ausliefern. Ich hatte ihm eins auswischen wollen mit dieser Aktion, aber ich wollte ihn nicht in Gefahr bringen.
Die unters chiedlichsten Gefühle brachen über mich herein und einige davon erschreckten mich ziemlich, aber ich hatte jetzt keine Zeit, über meine widersprüchlichen Gefühle für David nachzudenken. Fieberhaft suchte ich nach einer Lösung, wie ich David loswerden konnte. Ich verstand nicht, wieso er darauf bestand, mich zu begleiten. Damit unterschrieb er sein Todesurteil, da dieser Flavius offensichtlich keine Skrupel hatte, David verhungern zu lassen.
In was hatte ich mich da bloß wieder hineinmanövriert? Was hatte David erst behauptet? Ich wäre „einzigartig, eigensinnig und stur. Eine gefährliche Kombination. Pass auf, dass du dich damit nicht selbst austrickst.“
Na, super. Warum nur musste er immer Recht behalten? Und warum gab er sich überhaupt mit mir ab, wenn er wusste, dass ich eine einzige Katastrophe war?
Da ich für einen Moment völlig überfordert war, erwiderte ich verwirrt Flavius ratlosen Blick und damit schien ich ihn noch mehr zu irritieren. Er stand stirnrunzelnd da und betrachtete abwechselnd mich und David, und auch mein Blick wanderte zu David, doch der schaute weiterhin völlig ungerührt und wartete scheinbar gelangweilt auf Flavius Reaktion. Dabei sah er auch mich unbeteiligt an, was mir vollkommen die Sprache verschlug.
W ieder einmal konnte ich nicht den Hauch einer Emotion in seinen Augen lesen. Er blieb völlig undurchsichtig. Ließ sich nicht anmerken, ob ihn die Drohung des Nahrungsentzugs beängstigte. Was es eigentlich sollte, wollte er seine Fähigkeiten erhalten und am Leben bleiben.
Ich verstand nichts mehr. Ich hatte David nie verstanden, aber sein jetziges Verhalten ergab so gar keinen Sinn. Sollte er in den nächsten achtundvierzig Stunden jeglichem menschlichen Gedanken entbehrt werden, würde er ernsthaft in Gefahr kommen, wobei mich die Aussicht, dass das bedeuten konnte, dass auch ich zwei Tage von den dunklen Gesellen festgehalten werden würde, auch nicht gerade gelassener stimmte, aber darüber wollte und konnte ich jetzt nicht nachdenken. Ich würde deswegen nicht sterben.
Aber w arum ging David das Risiko ein? Warum bestand er darauf, mich zu begleiten? Was war der Plan dahinter? Ich überlegte, ob ich ihn in Gedanken ansprechen sollte, doch irgendetwas in Davids Gesicht sagte mir, dass er mir nicht antworten würde und außerdem hatte ich Angst, mich dabei den Dunklen gegenüber zu verraten. Immerhin sprach David ständig von einer Energie, die die Hellen ausstrahlten, und wer wusste schon, ob ich diese Energie nicht automatisch ausstrahlte, wenn ich mich der Gedankenkommunikation hingab.
Ich fühlte mich wie gelähmt und konnte keine Entschluss fassen und schließlich zuckte Flavius mit den Schultern, griff an mir vorbei zum Türgriff und zog die schwere Eisentüre auf, hinter der eine steile, enge Treppe in den Keller führte. „Dann wollen wir mal weitergehen“, sagte er schlicht und bedeutete mir, voranzugehen.
Zögernd sah ich ihn an und dann die Treppe
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