Entzweit : Vereint (ambi : polar) (German Edition)
als würde er zögern. Ich kapierte nicht, was los war, und schwieg deswegen ebenso, aber irgendetwas war plötzlich anders. Ich spürte eine Unsicherheit in der Gruppe der Dunklen und einige warfen mir einen skeptischen, leicht unwilligen Blick zu, den ich ebenso wenig deuten konnte wie Davids undurchsichtige Gelassenheit.
Flavius schien plötzlich aus seiner Starre zu erwachen. Er gab ein raues Lachen von sich und machte plötzlich ein ganz zufriedenes Gesicht. „Man soll mir nicht vorwerfen, ich würde keine Gastfreundschaft zeigen.“ Er machte eine überzogene Geste der Ehrerbietung in Davids Richtung. „Es ist mir eine Ehre, den werten Monsieur de Montfort in meine bescheidene Hütte einzuladen. Markus, Rufus, bitte nehmt ihn doch mit in unser Geleit auf.“ Er deutete auf zwei der Dunklen, die der Aufgabe mit deutlichem Unwillen nachkamen.
Skeptisch und mürrisch zugleich stellten sie sich in gebührendem Abstand neben David, um ihn zu eskortieren. Der behielt seine gleichgültige Maske bei, nickte Flavius zum Zeichen seiner Akzeptanz nur kurz zu und ging dann ohne mich eines Blickes zu würdigen mit uns in die gezeigte Richtung.
Auch Flavius nahm den Weg wieder auf und ich folgte ihm zögerlich. Ich wusste nicht, was ich von Davids Verhalten halten sollte. Aber da er mich nicht beachtete, auch nicht per Gedankenkommunikation, nahm ich an, dass das wohl Teil seines Planes war. Ich versuchte also, ihn ebenfalls zu ignorieren und schwor mir, ihn während meiner ganzen Unterhaltung mit den Dunklen nicht zu beachten. Er sollte bloß nicht meinen, er hätte mir mit seiner Begleitung einen Gefallen getan. Ich brauchte seine Hilfe nicht und das würde ich ihm auch noch mal ganz deutlich sagen, sollte er sich nochmals in meine Entscheidungen einmischen.
Wir liefen eine Weile die dunkle Straße entlang und ich fragte mich schon, wie lange diese Prozession wohl noch weitergehen sollte, als einer der Dunklen vor mir plötzlich zu einem Hauseingang ging, die Tür aufschloss und Flavius mir zu Verstehen gab, hineinzugehen. Zögernd trat ich ein.
Es war ein langer Hausflur, der in einem schummrigen Dämmerlicht lag, so dass ich fast nichts erkennen konnte. Über meine Schulter warf ich Flavius einen unsicheren Blick zu, doch er bedeutete mir mit einer Handbewegung weiter zu gehen. Ich schritt langsam den langen Flur entlang, bis ich gezwungen war, vor einer massiv wirkenden Tür stehen zu bleiben.
Ich drehte mich wieder um und sah im schwachen Licht, dass Flavius und noch ein Typ direkt hinter mir standen, dann kam David, und der Rest der Mannschaft hatte sich hinter ihm aufgestellt, als würden sie die Haustüre absichern, um eine Flucht zu verhindern. Ein ungutes Gefühl beschlich mich und ich fragte mich, ob ich nicht doch zu leichtsinnig gehandelt hatte, Flavius so leichtfertig zu folgen. Plötzlich gab mir Davids Anwesenheit eine gewisse Sicherheit, mit seiner arroganten, gelassenen Mimik, die keinerlei Unbehagen andeutete. Ich bemühte mich, ebenfalls eine ungerührte Miene aufzusetzen und warf Flavius einen ungeduldigen Blick zu.
Dieser drehte sich mit einem scheinheiligen Grinsen zu David um. „Bist du sicher, dass du weiter mit uns kommen möchtest, de Montfort? Da unten“, Flavius zeigte auf die massive Tür, die anscheinend in einen Keller führte, „könnte es für dich ein bisschen ungemütlich werden.“ Über Flavius Gesicht zog ein hämischer Ausdruck. „Ich weiß noch nicht, wie lange die Unterhaltung dauern wird.“ Es beunruhigte mich, wie seltsam gedehnt Flavius das Wort „Unterhaltung“ ausgesprochen hatte. Er verstand darunter offenbar kein normales Gespräch.
Mein Blick zuckte zu David, der mich immer noch ignorierte und Flavius ungerührt, ja fast gelangweilt ansah. Flavius fuhr fort. „Nicht dass du am Ende noch Hunger leidest.“ Nun war seine Miene eindeutig schadenfroh.
Ich zuckte zusammen. Erschrocken starrte ich David an, weil ich mich an unsere Unterhaltung bezüglich seiner Ernährungsgewohnheiten erinnerte. Die Auswirkungen eines Nahrungsentzugs. Wie konnte ich das vergessen haben? Flavius schadenfrohem Grinsen nach zu urteilen, war er sich eindeutig im Klaren darüber, was David blühte, wenn er nicht innerhalb eines angemessenen Zeitraums seine Nahrungsquelle aufsuchte. Hatte er David, da er mit ihnen gegangen war, nun etwa in seiner Gewalt? Konnte er ihn drei Tage lang festhalten, bis ….
Mir wurde siedendheiß. Der Gedanke, dass David seine Fähigkeiten verlieren und
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