Entzweit : Vereint (ambi : polar) (German Edition)
Gedanke gefiel mir überhaupt nicht und David anscheinend noch viel weniger, denn er machte einen Schritt auf Flavius zu und starrte ihn noch bedrohlicher an.
Die beiden Kampfhähne musterten sich gegenseitig finster und argwöhnisch. Die Spannung zwischen ihnen war zu m Greifen. Hier ging es um mehr als nur um mich, das war eindeutig. Die alte Fehde zwischen Hell und Dunkel schien sich hier bemerkbar zu machen. Doch da ich keine Lust hatte, der Prellbock für irgendeine langjährige Feindschaft zu sein und mich auch nicht länger als wehrloses Mädchen darstellen lassen wollte, befand ich es an der Zeit, mich wieder ins Spiel zu bringen und dieses nach meinen Regeln zu gestalten.
„Um etwas verlieren zu können, muss man es erst einmal besessen haben“, gab ich mit klarer, kräftiger Stimme von mir und zog damit die Aufmerksamkeit aller wieder auf mich. Ich hatte genug von diesem machohaften Getue auf beiden Seiten und ich wollte endlich wissen, was der dunkle Typ von mir wollte. Ob er wusste, wer beziehungsweise was ich wirklich war, und außerdem war ich irgendwie auch neugierig, die Dunklen kennen zu lernen. Bisher kannte ich nur eine Seite meiner vermeintlichen Verwandtschaft und von dieser hatte ich gerade die Nase gestrichen voll. Es wurde Zeit, auch die andere Seite der Medaille, wie David nie müde wurde zu betonen, kennen zu lernen, um mir ein umfassendes, unvoreingenommenes Bild meiner Lage machen zu können.
Immerhin wusste ich schon, dass mir die Dunklen keinen Schaden zufügen konnten mit ihrer Art der Ernährung, was sollte mir also schon groß passieren? David hatte ich auch eine Weile an der Nase herumführen können, was mein wahres Wesen betraf, deshalb war ich zuversichtlich, dies auch mit den Dunklen tun zu können und dabei etwas über sie zu erfahren. Denn es war immer besser, seine Feinde zu kennen. Dass ich mit dieser Aktion zusätzlich David eins auswischen konnte, gab dem ganzen einen herbsüßen Beigeschmack.
Ich stellte mich noch ein Stückchen aufrechter hin, um meine Entschlossenheit zum Ausdruck zu bringen. „Ich gehöre zu keinem der hier Anwesenden und brauche deswegen auch niemandes Schutz. Das kleine Mädchen entscheidet für sich selbst. Und ich habe mich dazu entschieden, mich mit Flavius zu unterhalten und ich bitte ihn darum, mich jetzt höflich an den Ort zu begleiten, an dem dieses Gespräch stattfinden soll. Der Hund hat gebellt, Monsieur de Montfort“, schloss ich meine kleine Rede mit beißendem Sarkasmus in Davids Richtung ab und wandte dann meinen Blick auffordernd auf Flavius. Dieser grinste mich an, wie jemand, der gerade einen ungleichen Kampf gewonnen hatte, und verbeugte sich elegant vor mir.
„Wie ihr wünscht, Madame.“
„Tu’s nicht“, hallte Davids Gedankenbefehl durch meinen Kopf, doch ich ignorierte ihn und nickte Flavius zu, der mir mit einer Hand den Weg wies und mit der anderen seine Gefährten zurückscheuchte.
„Du bringst dich in Gefahr!“, versuchte David es erneut.
Ich ignorierte ihn weiter, weil ich vermutete, dass ihn das am meisten ärgern würde, denn ich wollte ihn nur noch los sein. Was immer er von mir wollte oder sich durch mich versprach, ich würde dabei nicht seinen Handlanger spielen. Ich war niemandes Handlanger. Es wurde Zeit, ihm zu zeigen, dass ich meinen eigenen Weg ging und mich von niemandem herumschubsen ließ. Und um das zu beweisen, kam mir ein Treffen mit den Dunklen gerade recht. Ich drehte David den Rücken zu und ging entschlossen an Flavius Seite, der respektvoll Abstand zu mir hielt.
„ Wartet“, rief David uns laut nach und seine Stimme klang plötzlich nicht mehr ganz so selbstsicher, aber vielleicht bildete ich mir das auch nur ein, denn als ich mich zu ihm umdrehte hatte er immer noch einen grimmigen Ausdruck im Gesicht. „Auch wenn sie es nicht will. Ich werde sie nicht alleine mit euch gehen lassen.“
Bevor ich etwas sagen konnte, meldete sich Flavius zu Wort. „Soll das etwa heißen, du möchtest uns begleiten?“ Er lachte laut auf, als hätte er etwas völlig Irrsinniges gesagt und seine Kumpane stimmten in sein Gelächter ein.
„Ja, gen au das soll es“, gab David ruhig aber entschlossen zurück.
Es ging ein fassungsloses Raunen durch die Gruppe der Dunklen und auch Flavius war die Verblüffung offen ins Gesicht geschrieben und einen Moment lang herrschte ein seltsames Schweigen. Flavius warf einen rätselhaften Blick auf mich, dann wieder auf David, und wirkte plötzlich unsicher. So,
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