Entzweit : Vereint (ambi : polar) (German Edition)
brüskiert.“
Ich schnaubte auf . „Du meinst wohl, ich habe dich brüskiert. Armer David. Da erlaubt es sich doch tatsächlich ein dahergelaufenes, seltsames Mädchen ihm Widerworte zu geben. Ich verspreche dir, du bekommst mehr davon, solltest du mich nicht endlich in Ruhe lassen.“ Meine Wut war wieder erwacht. Langsam schlängelte sie sich an die Oberfläche. Und mir war es gerade Recht, dass es diesmal David war, der sie abbekommen sollte.
David musterte mich ungläubig. „Du drohst mir?“
„Sieht ganz so aus. Du bist nicht der Einzige, der hier auf dicke Backe machen kann.“
Zu meiner Überraschung lachte David laut auf. „Respekt, Josi. Du hast Mumm in den Knochen, das rechne ich dir ho ch an.“
„Hör auf, mich so zu nennen. Dazu hast du kein Recht. Und behandle mich nicht wie ein Kleinkind.“ In mir brodelte es gefährlich.
„Marianne hat Recht. Du bist aufbrausend.“
„Ja, und glaub mir, du willst meinen Zorn nicht spüren“, warnte ich ihn mit gefährlich klingender Stimme. Anscheinend musste ich ihn auch entsprechend angesehen haben, denn sein Blick wurde augenblicklich misstrauisch. Er musterte mich durchdringend, als suche er etwas. Ich erwiderte seinen Blick und wünschte mir, ich könnte ihn genauso hypnotisieren wie meinen Studienkollegen. Doch David blieb unbeeindruckt. Er musterte mich stumm und zuckte schließlich mit den Schultern.
„Wir wollten uns doch wie zivilisierte Menschen unterhalten.“ Er lehnte sich zurück in seinen Stuhl und trank einen Schluck Kaffee. Ich tat es ihm nach und schwieg.
„Warum glaubst du, ich würde dir hinterher spionieren?“, fragte er nach einer Weile in die Stille hinein. Seine Stimme klang interessiert, ruhig, fast sanft. Irgendwie einschmeichelnd. Doch so schnell würde ich mich nicht von ihm einlullen lassen.
„Wie kommt es denn, dass wir gerade zusammensitzen?“, gab ich sarkastisch zurück.
Er musste lächeln. „Punkt für dich. Aber ich habe dir nicht nachspioniert, ich wollte dich treffen.“
„Warum?“
Er warf mir wieder einen dieser merkwürdigen Blicke zu. Als würde er abwägen, was er mir erzählen konnte. „Ich machte mir ein wenig Sorgen nach deinem Zusammenbruch. Du wirktest ziemlich durcheinander und mitgenommen.“ Seltsamerweise klang er ehrlich besorgt.
Ich wog meine Worte sorgfältig ab. „Ich war ohnmächtig, was mir noch nie zuvor passiert ist. Ich wusste nicht, wie ich nach Hause gekommen war und dann standest auch noch du plötzlich vor mir. Wenn man da nicht durcheinander sein darf, wann dann?“
„Du wirkest aber schon vor deiner Ohnmacht etwas benebelt.“
„Der Typ hat mich überrumpelt“, wich ich aus.
„Was hat er zu dir gesagt?“ David schien nun ganz aufmerksam. Ich spürte, wenn ich jetzt vorsichtig wäre, könnte ich ihm vielleicht etwas entlocken, was mir einen Hinweis auf seine Beziehung zu dem Typen liefern konnte.
„Ich weiß nicht mehr genau“, druckste ich herum. „Er hat auf mich gewartet und irgendwas von ‚gefügig sein’ gefaselt. Und dass sein Glücks tag sei, weil ich alleine sei.“
Davids Blick verfinsterte sich. „Mistkerl“, rief er gedämpft aus.
„Zweifelsohne. Aber was meinte er damit, wo ich doch offensichtlich alleine unterwegs war?“
Davids eisblaue Augen musterten mich eingehend, schließlich zuckte er unbeteiligt mit den Schultern. „Wahrscheinlich wollte er dir nur Angst machen.“
„Es klang eher als erwartete er noch jemanden.“
„Wen sollte er denn erwarten?“ Davids Stimme klang gelangweilt, aber seine Augen blickten mich aufmerksam an.
Ich verlegte mich auf die Rolle des unbedarften Mädchens, das ich ja ohnehin für ihn war. Ich biss mir auf die Unterlippe und sah auf meine Hände, die die Kaffeetasse umschlungen hielten. „Da war noch ein anderer Kerl. Ein anderes Mal“, gab ich geheimnisvoll mit leiser Stimme von mir.
David schien anzubeißen, denn er lehnte sich erwartungsvoll nach vorne. „Ein anderer Kerl? Wann? Wie sah er aus?“
Ich hielt meinen Blick auf meine Hände gesenkt und spielte mit dem Henkel der Tasse herum. „Der Typ von neulich hat mich schon öfters bedrängt und bei diesem einen Mal, da …“, ich tat, als fiele es mir schwer, darüber zu sprechen. Ich war mir sicher, dass meine Schauspielkunst erbärmlich war, aber David legte erwartungsvoll seine Hände auf den Tisch, knapp neben meinen, und ich spürte, wie er mich gespannt ansah.
„Ja?“
Ich sah auf. „Da fuhr ein anderer Typ in einem schnittigen
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