Envy-[Neid]
gegenüber an die Wand gelehnt. Vielleicht, um die Mauer abzustützen, schoss es ihm einen Augenblick lang durch den Kopf.
Hinter der Öffnung lag ein Bad, das sich in einem Punkt vom Gemeinschaftsbad im Verbindungshaus unterschied: Das dortige war – trotz Spucknäpfen, Schimmel in den Duschen und kaputter Armaturen – sauberer und hygienischer gewesen.
Eines allerdings war noch entsetzlicher als der Zustand von Waschbecken und Toilette: der Anblick seines Freundes, der das Handtuch fallen gelassen hatte und wieder unter die Dusche gestiegen war. Da stand er nun unter dem Duschkopf und starrte zum offenen Fenster hinaus.
»Welcher Onkel? Warum hast du mir nicht erzählt, dass dir dein Onkel zum Abschluss einen PC geschenkt hat?«
Roark warf einen flüchtigen Blick über die Schulter.
»Kommst du jetzt, oder was?«
»Ich geh doch nicht mit dir unter diese dreckige Dusche. Ich warte darauf, dass du mir endlich sagst, was…«
»Halt die Luft an und komm her. Schnell, bevor sie reingehen.«
Roarks Begeisterung wirkte einfach ansteckend. Trotz allem wurde Todd neugierig, schlüpfte aus seinen Turnschuhen und stieg, voll bekleidet, unter die Dusche, wo er Roark vom Fenster wegschubste und durchs rostige Gitter spähte.
Auf dem Dach des zweistöckigen Nachbarhauses lagen drei Mädchen nackt in der Sonne. Und zwar gänzlich nackt, nicht nur ohne Oberteile. Splitterfasernackt. Ihre einzige Bekleidung bestand aus einer glänzenden Schicht Sonnenöl. Während er wie betäubt dastand, verteilte eines der Mädchen genüsslich Öl auf seinem Oberkörper.
»Die da heißt Amber«, flüsterte Roark.
Inzwischen war Amber bei ihrem Busen angelangt und schmierte sich das Öl über Brustwarzen, deren Größe und Farbe an reife Erdbeeren erinnerten. Todd schluckte. »Du kennst sie?«
»Jaha, verdammich. Flüchtig. Unsere Häuser haben einen gemeinsamen Parkplatz. Sie tanzen in einer Stripbude.«
Also deshalb erschienen sie ihm wie eine Fata Morgana der allerfleischlichsten Art. Dies war kein normales Damen-Trio. Die Drei waren eine einzige Wucht. Vermutlich waren sie mit diesen Titten nicht geboren worden, aber wen kümmerte das schon?
»Die mit dem rasierten Unterleib ist Starlight«, teilte ihm Roark mit. »Bei ihrem großen Finale glitzert sie mit diesem Zeug.«
»Ihre Muschi glitzert?«
»Heiliger Eid. Die leuchten das direkt an.«
»Verdammt.«
»Die Brünette ist Mary Catherine.«
»Klingt nicht wie eine typische Stripperin.«
»Sie schält sich aus einem Nonnengewand. Dann nimmt sie den Rosenkranz und…«
»Verrat’s nicht. Lass mir die Überraschung.« Die Brünette lag mit dem Gesicht nach unten auf ihrem Handtuch. Todd küsste die Luft. »Schau dir diesen Arsch an.«
»Habe ich«, lachte Roark in sich hinein. »Wie ein Geschenk zum Valentinstag, stimmt’s? Für die habe ich, offen gestanden, eine besondere Schwäche. Sie ist auch die freundlichste.«
»Machen die das jeden Tag?«
»Außer sonntags. Samstagnacht haben sie drei Auftritte, deshalb verschlafen sie normalerweise den ganzen Sonntag.«
Amber schraubte die Flasche mit dem Sonnenöl zu. Dann legte sie sich auf ihr Strandtuch und breitete die Schenkel so weit auseinander, dass die Sonne auch sicher die Innenseite beschien.
»Oh, Mann«, stöhnte Todd.
Lachend stieg Roark aus der Dusche und holte sein Handtuch. »Vermutlich brauchst du jetzt ein paar ungestörte Minuten.«
»Das dürfte kaum so lange dauern, Kumpel.«
Als Todd unter der Tür auftauchte und ermattet gegen den Rahmen sackte, saß Roark, in Shorts und mit der Tastatur auf den Knien, im Schneidersitz auf seinem Bett. Grinsend schaute er zu ihm hinüber. »Nun, was hältst du von dieser Wohnung?«
»Saustark, Mann. Kann mir nicht vorstellen, wo ich lieber wohnen möchte.«
Kapitel 21
Mike Strother legte die Manuskriptseiten weg und trank einen Schluck frisch gepresste Zitronenlimonade, von ihm selbst zubereitet. Er hatte sich einen Tag frei genommen und arbeitete heute nicht an der Kaminummantelung. Gestern hatte er eine Lasurschicht aufgetragen, die er damit einen Tag zusätzlich trocknen ließ. Wegen der Feuchtigkeit. Wenigstens hatte er es Parker so erklärt.
Den ganzen Vormittag hatte Mike im Freien gearbeitet. Parker hatte beobachtet, wie er auf Händen und Knien mit einem Handspaten die Erde in den Blumenbeeten umgrub. Später hatte er die Veranda gekehrt und die vorderen Fenster geputzt. Allerdings hatte ihn die Nachmittagshitze noch rechtzeitig ins Haus getrieben,
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