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Envy-[Neid]

Envy-[Neid]

Titel: Envy-[Neid] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
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um Parkers Mittagessen vorzubereiten. Der aber kam erst jetzt zum Essen.
    Seit Tagesanbruch hatte er geschrieben – eigentlich korrigiert –, und erwartete nun ängstlich Mikes Reaktion auf seinen letzten Entwurf.
    Parker schätzte Mikes Kritik an seiner Arbeit, auch wenn sie negativ ausfiel. Obwohl er dem Alten manchmal am liebsten erklärt hätte, er solle sich zum Teufel scheren und seine lausige Meinung gleich mitnehmen, las er die umstrittenen Stellen unweigerlich aus einem anderen Blickwinkel erneut, um dann festzustellen, dass Mikes Anmerkungen sehr wohl begründet waren. Während der nächsten Durchgänge zog er dann Mikes Erkenntnisse in Betracht, selbst wenn er damit nicht einverstanden war.
    Mike gab nie rasch einen Kommentar ab, ganz gleich, ob er mit seiner Kritik lobte oder verriss. Wenn er aber aus dem einen oder anderen Grund pikiert über Parker war , hielt er sich mit seinen Bemerkungen bewusst so lange zurück, bis Parker danach fragte. Heute ließ er sich damit sogar noch mehr Zeit als sonst. Dies tat er nur, um zu irritieren. Und Parker wusste das.
    Aber Parker war selbst ziemlich schlecht gelaunt und wartete verstockt, während Mike die Seiten zum zweiten Mal durchblätterte, mehrere Stellen erneut las und dabei wie ein Arzt, der sich die Klagelitanei eines Hypochonders anhört, undefinierbare Räusperlaute von sich gab und nachdenklich an seiner Unterlippe herumzupfte.
    So ging das noch über zehn Minuten. Parker knickte als Erster ein. »Hättest du die Güte, diese Grunzlaute in etwas zu übersetzen, das annähernd Ähnlichkeit mit Wörtern besitzt?«
    Mike schaute zu ihm hinüber, als wäre ihm seine Anwesenheit entfallen, obwohl Parker wusste, dass dies nur eine List war. »Das Wort ›Scheiße‹ und seine Abarten verwendest du häufig.«
    »Das ist alles? Und dazu musstest du zehn Minuten lang meditieren? Das ist die Quintessenz deiner Kritik?«
    »Ich konnte nicht umhin, es zu bemerken.«
    »Jungs in deren Alter verwenden so eine Sprache, besonders in Gesellschaft Gleichaltriger. Im Grunde versuchen sie, einander zu übertrumpfen, um zu sehen, wer die vulgärsten Kraftausdrücke verwenden kann.«
    »Ich nicht.«
    »Du bist eine Anomalie.«
    Mike zog ein finsteres Gesicht, ging aber nicht weiter auf diese Beleidigung ein. »Außerdem hast du das Wort ›Homo‹ verwendet. Höchst anstößig.«
    »Zugegeben. Aber anno ’88 war der Begriff ›politisch korrekt‹ noch nicht geprägt. Außerdem halte ich mich, wie gesagt, voll und ganz an meine Figuren. Wenn zwischen geilen männlichen Heteros bei einem Gespräch unter vier Augen von Schwulen die Rede ist, kommen Empfindsamkeit und Höflichkeit nicht zum Zug.«
    »Offensichtlich auch nicht bei weiblicher Anatomie.«
    »Ganz besonders nicht bei weiblicher Anatomie«, sagte Parker, womit er den stillen Tadel ignorierte. »Denen würde es nie einfallen, das höfliche oder klinisch-korrekte Wort für eine Handlung oder einen Körperteil zu verwenden, wenn es dafür eine schlüpfrige Alternative gibt. Nachdem du dich nun auf kleinliche Art über die derbe Sprache ausgelassen hast, was hältst du von…«
    »Du warst heute nicht in der Baumwollmühle, stimmt’s?«
    »Was hat das denn mit dem Manuskript zu tun?«, fragte Parker ungeduldig.
    »Hat es denn etwas mit dem Manuskript zu tun?«
    »Heute bist du wirklich ein schrecklicher Widerspruchsgeist. Hast du gestern Abend dein Abführmittel vergessen?«
    »Parker, du wechselst das Thema.«
    »Oder ist deine Limonade mit Jack Daniels aufgepeppt?«
    »Noch genauer gesagt: Du meidest das Thema.«
    »Ich? Ich dachte, es geht um mein Manuskript. Du hast von…«
    »Maris gesprochen.«
    »Von der Mühle.«
    »Beide hängen zusammen«, sagte Mike. »Monatelang warst du von diesem Ort wie besessen. Nun bist du seit ihrer Abreise nicht wieder dort gewesen.«
    »Also?«
    »Also hat die Tatsache, dass du nicht wieder in die Mühle gegangen bist, etwas mit dem zu tun, was dort zwischen dir und Maris am Morgen ihrer Abreise vorgefallen ist.«
    »Nein. Ich meine, ja. Ich meine… Scheiße. Egal wie, du hast Recht. Verdammt.« Mürrisch ließ Parker die Schultern hängen. »Außerdem ist nichts vorgefallen.«
    »Ein Besuch dort würde also keine Erinnerungen hervorrufen, seien sie angenehmer oder verwirrender Natur? Würde dich das nicht an sie erinnern? Würde dir dann nicht wieder eine ihrer oder deiner Bemerkungen einfallen, die du lieber vergessen möchtest?«
    »Weißt du was?« Parker lehnte den Kopf

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