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Envy-[Neid]

Envy-[Neid]

Titel: Envy-[Neid] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
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ausstehen.
    Während sich Roark auf den Fahrersitz seines voll gepackten Toyotas quetschte, versuchte er noch einmal, Todds Laune zu verbessern. »Ich weiß ja, das scheint jetzt alles furchtbar wichtig zu sein, aber eines Tages werden wir uns kaum mehr daran erinnern. Wirst schon sehen.«
    Wie vereinbart hatte er Todd unmittelbar nach seiner Ankunft in Key West angerufen. Ein paar Tage später rief er wieder an, um zu berichten, dass er für sie ein Appartement gemietet hatte. Obwohl ihn Todd mit Fragen bombardierte, gab er lediglich ausweichende Antworten und vage Beschreibungen. Nachdem er aufgelegt hatte, dämmerte Todd, dass er über ihren neuen Wohnsitz lediglich eines wusste: Er sprengte ihr Budget nicht.
    Erst sechs Wochen später konnte Todd seine Übersiedlung an die Südspitze des Landes in Angriff nehmen. Als er am Morgen seiner Abreise das Haus seiner Kindheit zum letzten Mal im Leben verließ, verschwendete er keine Zeit, weder auf rührselige Gefühle noch auf einen Blick zurück. Er kam sich vor, als hätte man ihn aus dem Gefängnis entlassen.
    Am ersten Tag fuhr er fast vierundzwanzig Stunden durch und überquerte noch die Grenze zu Florida. Erst dann bog er in einen Parkplatz ein, und machte auf dem Fahrersitz seines Autos ein kurzes Nickerchen. Am Nachmittag des zweiten Tages kam er in Key West an. Nicht alle seine Erwartungen erfüllten sich bei der Ankunft, einige aber doch.
    Zum Beispiel die Luft. Sie war warm und duftete. Nie wieder müsste er an einem bitterkalten windigen Tag frühmorgens zur ersten Vorlesung rennen. Besten Dank. Die Sonne schien heiß. Jede Menge Palmen und Bananenstauden. Und überall die Musik von Jimmy Buffet. Die Stadt schien sie förmlich durch die Poren auszuschwitzen.
    Während er Roarks groben Richtungsangaben folgte und durch die von Touristen verstopften Straßen steuerte, wich seine anfängliche Enttäuschung langsam hektischer Erregung. Eindrücke, Klänge, Düfte gaben seiner Stimmung Auftrieb.
    Leider hielt diese Hochstimmung nicht lange an. Beim Anblick seines frisch gemieteten Domizils war sie radikal dahin. Bestürzt überprüfte er zweimal die Adresse, in der Hoffnung, falsch abgebogen zu sein.
    Das war sicher wieder einer von Roarks Witzen.
    Hohe Oleanderbüsche bildeten eine ungepflegte Hecke zwischen der Straße und dem flachen, mit Unkraut übersäten Rasenstück vor dem Haus. Eigentlich müsste Roark jeden Moment mit einem breiten Grinsen zwischen den blühenden Sträuchern heraushüpfen und plärren:
    »Mensch, du solltest dich mal sehen! Schaust aus, als hätte man dir ’nen Mistkübel ins Gesicht geschüttet.«
    Anschließend würden sie sich gemeinsam schieflachen, und Roark würde ihn zur richtigen Adresse führen. Später würden sie dann ein Bier trinken gehen und diesen Moment noch einmal durchspielen. Mindestens tausend Mal würden sie sich diese Geschichte erzählen, so wie sie es mit all ihren guten Geschichten machten, wenn sie lachen wollten oder mussten.
    Mit einer Ausnahme: der unglückliche Vorfall mit Professor Hadley. Diese Geschichte gab keiner von ihnen zum Besten. Darüber verloren sie nie ein Wort.
    Todd parkte sein Auto am kaputten Randstein und stieg aus. Höchst widerwillig trat er zwischen den Oleander – diese Büsche sahen wie gedopt aus –, und ging über den aufgeplatzten Weg zur Tür des dreistöckigen Hauses. Man hatte die Außenwände aus Betonblöcken quietschpink angestrichen, als könnte die grelle Farbe das billige Baumaterial übertünchen. Stattdessen betonte sie nur noch die schlechte Qualität.
    Vom Fundament bis zum Giebel zog sich ein Riss durch die Mauer, so breit wie Todds Zeigefinger. An einer Stelle wuchs wilder Farn heraus. An den erbsengrünen Sturmläden fehlten Latten. Es sah aus, als klammerten sie sich nur noch an das Gebäude, weil sie Angst hatten, in den stehenden Tümpel rings um das Fundament zu fallen. Er war so breit wie ein Burggraben und bildete eine üppige Brutstätte für Moskitos.
     
    inzwischen war sie von zahllosen Dellen und Knicken grotesk verformt. Ein Großteil des Maschendrahts hing lose herunter. Ihre Wirkung war gleich Null gegen geflügelte Insekten – und gegen Leguane, wie Todd entdeckte, als er nach dem Öffnen einen unangenehm feuchten Vorraum mit einem Zementboden betrat. Zwei der grünen Echsen lungerten an der Innenwand herum. Als Todd eintrat, flitzte eine weg. Die andere blähte ihren roten Kropf wie zum Protest gegen den Eindringling auf.
    An der Wand hingen,

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