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Envy-[Neid]

Envy-[Neid]

Titel: Envy-[Neid] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
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fest verschraubt, sechs Briefkästen, wie man sie normalerweise vor einem Haus fand. Kaum hatten sich Todds Augen ans Dämmerlicht gewöhnt, las er entsetzt, dass auf einem seiner und Roarks Name standen.
    Insgesamt gab es sechs Wohnungen, zwei in jedem Stock. Ihre lag im dritten. Er stieg über eine Pfütze mit einer nicht identifizierbaren Flüssigkeit und machte sich auf den Weg nach oben. Als er zum Treppenabsatz des zweiten Stocks kam, hörte er in einer der Wohnungen den Fernseher laufen. Der Preis ist heiß. Ansonsten war es im ganzen Haus still.
    Bis er im dritten Stock ankam, verfluchte er schwitzend dasselbe laue Lüftchen, das er noch vor wenigen Minuten auf seiner Fahrt durch die Straßen mit heruntergekurbelten Autofenstern überschwänglich gelobt und dabei die Mädchen mit den nackten Schultern und Beinen, die über die Gehsteige flanierten, mit Blicken verschlungen hatte.
    Sicher hatten die einzelnen Wohnungen eine Klimaanlage, dachte er, während er den Türgriff von 3A herumdrehte. Es war zugesperrt. Er klopfte. Insgesamt dreimal. Erst dann antwortete Roark. Sein sonnengebräuntes Gesicht grinste bis über beide Ohren.
    »He, du hast’s geschafft! Eine Stunde früher.«
    »Keine Klimaanlage? Verdammt noch mal, willst du mich verarschen?«
    Drinnen in der Wohnung herrschte – wenn überhaupt – eine noch stickigere Hitze als im ungelüfteten Eingang und im Treppenhaus. Doch das war nur eine von vielen Annehmlichkeiten, die dieser Wohnung fehlten. Unter Todds prüfenden Blicken verwandelten sich seine unguten Vorahnungen in Realität.
    Das hier war ein Rattenloch, um es mal freundlich auszudrücken. In Wahrheit könnte man es erst nach eingehender Renovierung in die Riege der Rattenlöcher einreihen. Keine anständige Ratte würde sich hier erwischen lassen, nicht einmal tot.
    Über einem Paar Sitzsäcke, der einzigen Wohnzimmerausstattung, drehte ein altersschwacher Ventilator heiße Luft im Kreis herum. Damit sorgte er außerdem dafür, dass sich überall der Geschmack von zähen Pizzaresten verbreitete. Der kleine Tisch mit der Pizzaschachtel, ein zweiflammiger Gaskocher und ein Spülbecken bildeten die ganze Küche.
    »Ich stand unter der Dusche.« Roark hatte tatsächlich triefnass geöffnet. Ein Handtuch um die Hüften war sein einziges Zugeständnis an ein Minimum von Schamgefühl.
    »Und ich dachte schon, du wärst zum Homo mutiert«, meinte Todd missmutig.
    »Komm rein, das musst du dir anschauen.« Roark drehte sich um und steuerte auf eine Tür zu, die in ein weiteres Zimmer führte.
    Todd war so wütend, dass er kaum den stickigen Sauerstoff einatmen konnte. Man hatte seine Kaution vergeudet. Wenn Roark für diese Bruchbude einen Mietvertrag unterzeichnet hatte, konnte er sich den weiß Gott wohin schieben. Todd wäre es egal, er würde jede Verantwortung rundheraus ablehnen. Offensichtlich hatte seinen Freund der Schlag getroffen, oder er hatte auf dem Weg hierher ihr gemeinsames Geld verloren bzw. es sich stehlen lassen, oder sonst was.
    Kein vernünftiger Mensch würde in diesem Gebäude Unterschlupf suchen, höchstens einer, der restlos abgebrannt war. Im Vergleich dazu lebte jeder Obdachlose in stabilen Verhältnissen, denn von denen musste keiner befürchten, von einem lockeren Stück Zimmerdecke erschlagen zu werden, es sei denn, der Himmel stürzte ein.
    »Roark, verdammt und zugenäht!« Mit Riesenschritten lief Todd hinter ihm her und brüllte aus Leibeskräften.
    »Roark! Was soll der Scheiß?«
    Die Tür führte in eine winzige Kammer mit zwei Betten, von denen eines unter dem Gewicht von Roarks Habseligkeiten stöhnte, von denen er kaum etwas ausgepackt hatte. Einzelne Kleidungsstücke hatte er aus den Kisten gezerrt. Nun hingen sie wie Eingeweide über den Rand.
    Im anderen hatte Roark geschlafen. Und offensichtlich gearbeitet. Auf dem Bett lag ein Computerbildschirm mit Tastatur, Tower und Drucker standen daneben auf dem Fußboden.
    »Ein Computer?«, rief Todd. »Du hast einen PC? Seit wann?« Beide hatten von einem Computer geträumt wie die meisten College-Studenten von einem Pontiac Firebird. Roark hatte ihm kein Wort von einem Computerkauf erzählt. »Hast du dafür unser Geld ausgegeben?«
    »Mein Onkel hat ihn mir zum Abschluss geschenkt«, flüsterte Roark bühnenreif. »Würdest du jetzt endlich die Klappe halten und reinkommen? Aber schnell.«
    Todd drehte sich zu der Öffnung, in der eigentlich eine Tür vorgesehen war. Diese hatte man ausgehängt und

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