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Envy-[Neid]

Envy-[Neid]

Titel: Envy-[Neid] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
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Analogie.«
    »Nicht wahr? Die sollte ich verwenden.« Rasch machte er sich eine Notiz.
    »Über die familiäre Verpflichtung, die Todd an der gemeinsamen Abreise mit Roark gehindert hat, hast du keine näheren Angaben gemacht.«
    »Darüber wird in der nächsten Szene diskutiert. Roark spricht Todd sein Beileid zum Tod seiner Mutter aus. Sie hatte ihn während der letzten entscheidenden Monate vor seinem College-Abschluss nicht zusätzlich belasten wollen und ihm deshalb nicht erzählt, dass sie Krebs im fortgeschrittenen Stadium hatte. Nur unter größter Anstrengung nahm sie an der Abschlussfeier teil. Ihre Therapie hat sie geschwächt, aber die bösartige Geschwulst leider nicht verändert. Deshalb fuhr Todd mit ihr nach Hause, anstatt nach Florida aufzubrechen, und blieb bei ihr, bis sie starb.«
    »Ein ziemlich großes Opfer, besonders im Hinblick darauf, was ihm der Umzug nach Key West bedeutet hat.«
    Parker lächelte zynisch. »Spar dir die Mühe. Ich lasse ihn sagen… Warte, ich lese es dir vor.« Er durchwühlte den unordentlichen Haufen handbeschriebener Seiten auf seinem Arbeitstisch, bis er die gesuchte fand.
    »Todd bedankt sich bei Roark für sein Mitgefühl, und so weiter und so weiter, und dann sagt er: ›Offen gestanden kam mir ihr Tod sehr gelegen.‹ Roark reagiert dementsprechend schockiert. Dann fügt Todd hinzu: ›Ich bin nur ehrlich.‹ ›Grausam ehrlich‹, sagte Roark. Todd zuckt gleichgültig die Achseln. ›Vielleicht, aber wenigstens bin ich kein Heuchler. Tut es mir Leid, dass sie tot ist? Nein. Ihr Sterben hat mich von allen Ketten und Lasten befreit. Ich bin frei. Jetzt muss ich an niemanden mehr denken, nur an mich selbst. Muss niemandem mehr Rechenschaft ablegen. Und kann mich ausschließlich meinem Schreiben widmen.‹«
    Mike ließ das auf sich wirken. »Dann fallen also im nächsten Abschnitt die Glacehandschuhe.«
    »Falls du damit meinst, dass sich jetzt Todds wahrer Charakter entpuppt, dann nein. Nicht ganz. Trotzdem entdecken wir allmählich Risse in der Fassade.«
    »Genau wie du nach deinem Umzug nach Key West Noah Reeds wahren Charakter kennen gelernt hast. Stück für Stück.«
    Parker spürte, wie sich seine Gesichtsmuskulatur verkrampfte. Wie immer, wenn ihm Noah bewusst ins Gedächtnis gerufen wurde. »Roark benötigt nur wenige Kapitel, bis er seinen so genannten Freund als das sieht, was er wirklich ist. Ich brauchte dazu mehrere Jahre. Und dann war es bereits zu spät.«
    Verbittert starrte er einige Augenblicke seine Beine an, ehe er die hässlichen Erinnerungen mit Gewalt unterdrückte und sich erneut seinen handschriftlichen Notizen zuwandte. »Auch Professor Hadley taucht in der nächsten Szene wieder auf.«
    Mike goss sich noch ein Glas Limonade ein, lehnte sich dann in seinen Sessel und war wieder ganz Ohr.
    »Eigentlich bringt ja Todd dieses Thema zur Sprache«, erklärte Parker. »Mit seiner Bemerkung, wie toll es doch sei, dass sie es geschafft hätten, diese Situation in den Griff zu bekommen. Wenn er Roark nicht diesen Streich gespielt hätte, sagt er, hätten sie momentan vielleicht eine weit weniger enge Beziehung zu dem Professor. Er meint , Roark sollte ihm dafür dankbar sein.
    So weit ist Roark aber noch nicht. Trotzdem gibt er zu, dass es sich auf lange Frist zu ihrem Vorteil ausgewirkt hat.«
    Parker holte Luft. »Dieser Dialog soll dem Leser vermitteln, dass Professor Hadley die Begabung dieser jungen Männer für so viel versprechend hielt, dass er ihnen ein Angebot gemacht hat. Er würde ihre Arbeiten auch nach dem Ende ihres Studiums weiter begutachten.«
    »Sehr großzügig von ihm.«
    Parker runzelte die Stirn. »Er ist nicht völlig selbstlos. Ich plane, ein Kapitel aus seinem Blickwinkel zu schreiben. Darin erfährt der Leser den wahren Grund, warum er mit den beiden jungen Schriftstellern übt. Er hat schlicht und einfach ihr Talent erkannt und möchte, dass ihre Arbeiten nach gehörigem Schliff und Verfeinerung hoffentlich publiziert und einem kundigen Publikum vorgestellt werden.«
    »Ich wittere, dass jetzt ein ›aber‹ kommt.«
    »Aber wäre es nicht die Krönung seiner Karriere, wenn er die entscheidenden Romanautoren der kommenden Generation entdeckt hätte?«
    »Mit anderen Worten, er ist ein opportunistischer Mistkerl.«
    Parker lachte. »Mike, jeder ist ein Opportunist. Jeder. Ohne Ausnahme. Nur das Maß des jeweiligen Opportunismus unterscheidet ihn von den anderen. Wie weit ist jemand bereit zu gehen, um das Gewünschte

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