Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Enwor 1 - Der wandernde Wald

Enwor 1 - Der wandernde Wald

Titel: Enwor 1 - Der wandernde Wald Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
Vom Netzwerk:
emporzusteigen. Aber obwohl sie wahrscheinlich nicht einmal halb soviel wog wie der junge Satai, gelang es ihr ebensowenig.
    »Es hat keinen Sinn«, sagte Del. »Wir müssen einen anderen Weg suchen.« Er drehte sich einmal um seine Achse und blinzelte zu der unsichtbaren Decke über ihren Köpfen empor, als könne er die Dunkelheit mit Blicken durchdringen.
    »Dieses Rattenloch muß noch mehr Ausgänge haben.« Er zögerte einen Moment und deutete dann mit einer Kopfbewegung auf das schwarze Gewebe. »Was ist mit dem Zeug? Man müßte daran emporklettern können. Es sieht stabil genug aus, das Gewicht eines Mannes zu tragen.« Er wartete nicht auf eine Antwort, sondern trat entschlossen auf einen der armdicken schwarzen Stränge zu und rüttelte daran. »Fest ist es jedenfalls«, murmelte er.
    »Das gefällt
mir
nicht«, sagte Bernec.
    Del lachte kurz und hart auf. »Mir auch nicht. Aber hast du vielleicht eine bessere Idee, wie wir hier herauskommen?«
    »Es muß Hunderte von Gängen geben. Der Stollen, den wir entdeckt haben, war sicher nicht der einzige.«
    »Natürlich«, antwortete Del ernsthaft. »Wahrscheinlich hast du recht, und es gibt sogar Tausende von Stollen. Aber ich habe keine Lust, sie der Reihe nach zu erkunden. Das Zeug hier«, fuhr er mit einer Geste auf das schwarze Gewebe fort, »führt auf zwei oder drei Meter an den Stollen heran. Wenn ich hoch genug komme, kann ich springen.«
    »Und wenn du es nicht schaffst?«
    »Dann fängst du mich auf«, grinste Del. Er rüttelte noch einmal prüfend an dem Strang, trat dann zurück und begann mit raschen Bewegungen, Harnisch und Stiefel auszuziehen. »Das Seil«, verlangte er. Skar bückte sich und gab es ihm. Del wickelte die Lederschnur um seinen Oberkörper, verknotete das Ende sorgfältig und streckte die Hand nach einer Fackel aus. »Wenn ich oben bin«, sagte er, »dann kommt als erstes der leichteste Mann. Zu zweit können wir die anderen dann leicht heraufziehen.« Er schob das Ende der Fackel unter die Lederschnur, die seinen Oberkörper umgab, legte die Hände auf den schwarzen Strang und begann mit sicheren Bewegungen nach oben zu steigen. Die Flammen leckten kaum eine Handbreit neben seinem Gesicht in die Höhe, aber die Hitze schien
ihm
nichts auszumachen.
    Skar trat ein paar Schritte zur Seite und verfolgte mit klopfendem Herzen, wie Del rasch emporkletterte. Er erreichte eine der Verdickungen, setzte den Fuß darauf und ruhte ein paar Sekunden aus, ehe er weiterstieg. Das Netz bebte unter seinem Gewicht, aber es hielt. Aber darum machte Skar sich die geringsten Sorgen. Er wußte, daß Del ein geschickter Kletterer war, und vermutlich würde er auch den Sprung zum Stolleneingang bewältigen können. Die Gefahr war eine andere. Was immer den Mann zu ihren Füßen — und vermutlich auch den anderen — getötet hatte, konnte noch dort oben lauern. Del wußte sich seiner Haut zu wehren und würde sicher auch mit einem einzelnen Hoger fertig werden, aber irgendwie glaubte Skar trotz seiner eigenen Worte nicht mehr daran, daß die beiden Männer wirklich einem Hoger zum Opfer gefallen waren. Sie hatten das Geheimnis dieser Höhlen entschleiert, aber er war plötzlich sicher, daß sie noch ein zweites, schrecklicheres bargen.
    »Ich bin da!« drang Dels Stimme von oben zu ihnen herab.
    »Wie sieht es aus?«
    »Finster!« antwortete Del. »Sehr finster.«
    »Hör mit dem Blödsinn auf!« rief Skar.. »Kannst du den Stollen sehen?« Del antwortete nicht sofort. Ein leises, schleifendes Geräusch drang zu ihnen herab, und der dunkelrote Lichtschein seiner Fackel begann für einen Moment wild hin und her zu schwanken.
    »Was ist los?« rief Skar besorgt.
    »Nichts. Ich versuche Schwung zu nehmen. Es ist weiter, als ich dachte.«
    »Spring nicht, wenn du es nicht schaffst!« warnte Skar.
    »Keine Sorge«, antwortete Del. »Der Eingang ist groß genug. Wenn ich
ihn
verfehle, wirst du es hören.« Er fuhr fort, auf dem Strang hin und her zu pendeln, um Schwung zu holen. Für einen Moment verwandelte sich seine Fackel in einen funkensprühenden, sanft nach unten geneigten Strich, dann war er verschwunden. Ein dumpfes, polterndes Geräusch erklang.
    »Del?«
    Keine Antwort. Ein Stein löste sich von der Wand und polterte lautstark hinab, und irgendwo über ihnen schien sich etwas zu bewegen.
    »Del?!« rief Skar noch einmal. »Bist du in Ordnung?«
    Wieder vergingen endlose Sekunden voller quälender Ungewißheit, dann erschien Del unter dem

Weitere Kostenlose Bücher