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Enwor 1 - Der wandernde Wald

Enwor 1 - Der wandernde Wald

Titel: Enwor 1 - Der wandernde Wald Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Unheimliches. Skar wäre fast wohler gewesen, wenn sie geschrien hätten. So aber rückten sie stumm vor, und selbst die Pferde schienen sich zu bemühen, leise aufzutreten und so wenig Geräusche wie nur irgend möglich zu verursachen.
    Skar stellte sich Rücken an Rücken mit Del und hob abwehrbereit sein Schwert. Er spürte, wie sich Dels Rückenmuskeln spannten.
    »Nicht«, sagte Skar leise. »Eine falsche Bewegung, und sie machen uns nieder.«
    Der Vormarsch der Reiter kam zum Stehen. Sie waren dicht genug herangekommen, daß die Spitzen ihrer Lanzen beinahe Skars Brustharnisch berührten. Er überschlug blitzschnell ihre Chancen. Eine schnelle Drehung, ein Sprung unter den Spießen hindurch und direkt auf die Reiter zu — die ledernen Harnische mochten einem nicht zu kraftvoll geführten Stoß der zerbrechlichen Spieße durchaus standhalten — und dann mitten durch und ein paar von ihnen aus den Sätteln gehauen, ehe die anderen sich von ihrer Überraschung erholt hatten . .
    . Aber er verwarf den Gedanken sofort wieder. Die Männer machten nicht den Eindruck, als würden sie sich überrumpeln lassen. Ihre Haltung suggerierte Furcht, aber sie konnte genausogut Vorsicht bedeuten. Sie wären von einem Dutzend Lanzen durchbohrt, ehe sie auch nur zwei Schritte gemacht hätten.
    Einer der Reiter löste sich aus der Formation und lenkte sein Tier dichter an Skar heran.
»Norpah!H
sagte er mit einer herrischen Handbewegung zu Skars Schwert.
»Kama shah pankashul!«
    Skar schüttelte langsam den Kopf. »Wir . . verstehen… dich…nicht«, sagte er ruhig. Er sprach jedes Wort deutlich und mit übermäßiger Betonung aus, damit, wenn der Reiter die Bedeutung der einzelnen Worte auch nicht begriff, ihm doch wenigstens ihr gemeinsamer Sinn klarwurde.
    Die Augen hinter dem geschlitzten Visier blitzten ungeduldig auf. Der Reiter wiederholte seine Bewegung, diesmal mit mehr Nachdruck.
    »Ich spreche eure Zunge nicht«, sagte Skar geduldig und in dem Versuch, seiner Stimme einen einigermaßen unbeteiligten Klang zu verleihen. Es gelang ihm nur halb. »Versteht ihr mich?«
    Der Reiter überlegte einen Moment und nickte dann. »Ich verstehe dich«, antwortete er. Die Metallmaske vor seinem Gesicht verzerrte seine Stimme und verlieh ihr einen seltsam hohlen, widerhallenden Klang, aber Skar konnte trotzdem noch hören, wie schwer es dem Reiter fiel, die komplizierten Konsonanten und Vokale des Tekanda auszusprechen.
    »Legt… die Waffen ab!«
    Skars Schwert senkte sich um eine Handbreit.
    »Legt die Waffen ab, wenn ihr diesen Ort lebend verlassen wollt«, verlangte der Gepanzerte noch einmal. »Ich warne kein drittes Mal.«
    Skar glaubte ihm. Er senkte sein Schwert vollends und registrierte nach einigen Sekunden erleichtert, daß Del es ihm gleichtat.
    Durch den Kreis der Gepanzerten ging ein sichtliches Aufatmen. Offenkundig war ihnen die Vorstellung, gegen die beiden hünenhaften Männer kämpfen zu müssen, alles andere als angenehm gewesen.
    Der Anführer lenkte sein Tier mit sanftem Schenkeldruck in die Phalanx der anderen zurück und machte eine stumme, befehlende Geste. Zwei Reiter schwangen sich aus den Sätteln und eilten herbei, um ihre Waffen aufzuheben.
    Skar ließ es widerstandslos geschehen, daß ihm Dolch und Wurfsterne aus dem Gürtel gezogen wurden.
    »Jetzt die Panzer!«
    Skar gehorchte auch diesmal. »Ihr mißversteht die Situation«, sagte er, während er umständlicher als nötig die ledernen Befestigungsriemen seines Harnfisches löste. »Wir sind friedliche Reisende, die sich in der Wüste verirrt haben und…« »Schweig! Du kannst später genug reden. Betrachtet euch als meine Gefangenen, bis wir in Went sind. Wenn ihr vernünftig seid, geschieht euch nichts.«
    Skar nickte ergeben. Er wußte, wann er verloren hatte. Und eigentlich hatte er mehr erreicht, als er erwarten durfte. Sie waren Fremde in einem fremden Land, Eindringlinge, die das Hoheitsgebiet der goldenen Reiter ungefragt betreten hatten. Der äußere Schein sprach gegen sie. Für die Reiter waren sie nichts als zwei zerlumpte, bewaffnete Barbaren, die die strenge Schönheit des Waldes und seiner Bewohner schon allein durch ihre Anwesenheit beleidigten. Die Tatsache, daß die Männer außer ihrer Muttersprache auch das Tekanda beherrschten, bewies, daß sie nicht die ersten waren, die die Nonakesh überwunden und diesen Wald gefunden hatten. Und wahrscheinlich hatten diese Menschen schlechte Erfahrungen mit Fremden gemacht.
    Sie mußten

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