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Enwor 1 - Der wandernde Wald

Enwor 1 - Der wandernde Wald

Titel: Enwor 1 - Der wandernde Wald Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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sich bis auf die Lendentücher ausziehen und wurden mit dünnen, zähen Ranken gefesselt. Die Anspannung wich erst aus der Gruppe, als sie sicher verschnürt im Kreis der Reiter standen.
    Skar musterte die Männer genauer. Sie waren keine Kämpfer, das erkannte er jetzt. Und er sah auch, daß sie mindestens ebensoviel Angst vor ihnen hatten wie umgekehrt. Ihr martialisches Äußeres und die Waffen täuschten nicht darüber hinweg, daß sie wenig oder vielleicht gar keine Kampferfahrung hatten. Del und er waren nur an den Händen gefesselt. Ihre Bezwinger hätten sich gewundert, wenn sie gewußt hätten, was ein entschlossener Mann mit Füßen, Knien und Ellbogen anrichten konnte.
    Sie hatten sich überrumpeln lassen, aber die Erkenntnis kam zu spät.
    Der Anführer stieg umständlich von seinem Pferd und bückte sich nach Skars Waffe. In seinen Händen wirkte die Klinge riesig, als hätte ein Kind eine Gigantenwaffe in die Finger genommen, um damit zu spielen.
    »Wenn er damit ausholt«, flüsterte Del spöttisch, »wird er das Gleichgewicht verlieren und hintenüberfallen.«
    Der Mann legte das Schwert zurück und betrachtete Skar eindringlich. Er war so klein, daß er dazu den Kopf in den Nacken legen mußte. Dann setzte er seinen Helm ab.
    Skar ächzte verblüfft.
    Langes, goldbraun schimmerndes Haar fiel in ungebändigten Locken über die Schulterstücke der Rüstung und umrahmte ein schmales, feingeschnittenes Gesicht. Der kupferfarbene Teint der Haut ließ die leicht schrägstehenden Augen darin dunkler erscheinen, als sie waren.
    Der Reiter war kein Reiter, sondern eine Reiterin.
    »Eine Amazone!« keuchte Del verblüfft.
    Die Frau drehte beim Klang von Dels Stimme ruckartig den Kopf und sah ihn mit unverhohlenem Ärger an. Sie mochte die Worte nicht verstehen, aber Dels Tonfall war recht eindeutig. »Sag deinem Kameraden, daß er in einer Sprache zu reden hat, die ich verstehe«, herrschte sie ihn an.
    »Sprich Tekanda«, sagte Skar, ohne den Blick von dem schmalgeschnittenen Gesicht der Frau zu nehmen. »Wenigstens so lange, wie sie in Hörweite ist.«
    Die Verblüffung auf Dels Gesicht wich langsam einem ironischen Grinsen. »Eine Frau«, sagte er noch einmal. »Das darf nicht wahr sein. Die beiden gefürchtetsten Satai von Ikne und Belagon lassen sich von einer Horde junger Mädchen übertölpeln!«
    Wenn ihre Bezwingerin die Worte verstanden hatte, so ließ sie sich nichts anmerken. Ihre dunklen Augen fixierten Del abschätzend und hefteten sich dann wieder auf Skars Gesicht. »Dein Freund ist verletzt«, stellte sie fest.
    Skar nickte. »Ziemlich schlimm, fürchte ich. Einer der Gründe, deretwegen wir herkamen.«
    Ein seltsamer Ausdruck huschte über die Züge der jungen Frau. Skar hatte plötzlich den Eindruck, etwas ziemlich Dummes und noch dazu Falsches gesagt zu haben. Aber sie ging nicht weiter auf seine Worte ein.
    »Unsere Heilerin wird sich um ihn kümmern«, sagte sie. »Das heißt, wenn wir euch nicht gleich am nächsten Baum aufknüpfen.«
    Skar schluckte trocken. Aus dem Mund dieser zierlichen, mädchenhaften Frau hörten sich die Worte beinahe bedrohlicher an als aus anderen Mündern, die früher und bei anderen Gelegenheiten Gleichartiges zu ihm gesagt hatten. Die Frau und ihre Reiter waren ihm und Del unterlegen, das spürte er, und das spürte sie ebenso. Und der Schwache neigt leichter dazu, eine Gefahr gründlicher auszuschalten als der Starke.
    Er versuchte, ihr Alter zu schätzen, aber es gelang ihm nicht. Sie konnte achtzehn sein, aber auch dreißig oder vierzig. Die lang wallende Haarmähne ließ ihr Gesicht schmaler erscheinen, als es war, und die wuchtige Metallrüstung machte es unmöglich, ihre wirkliche Statur zu erkennen.
    »Wir sind in friedlicher Absicht hier«, sagte er hastig. »Wir wollten nichts, als…« Das Mädchen schnitt ihm mit einer herrischen Bewegung das Wort ab. »Ihr habt nur zu reden, wenn ihr gefragt werdet«, sagte sie schroff. »Wie sind eure Namen, und woher kommt ihr?«
    »Ich heiße Skar«, sagte Skar. »Und das da«, fügte er mit einer Kopfbewegung auf Del hinzu, »ist Del, mein Freund.«
    »Skar und Del. Mehr nicht?«
    »Mehr nicht.«
    Sein Gegenüber runzelte die Stirn und schien etwas sagen zu wollen, beließ es aber dann bei einem bloßen Achselzucken und ging zu ihrem Pferd zurück. »Mein Name ist Coar«, sagte sie, nachdem sie sich in den Sattel geschwungen und nach den Zügeln gegriffen hatte.
    »Netter Name«, griente Del.
    Zwischen Coars

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