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Enwor 1 - Der wandernde Wald

Enwor 1 - Der wandernde Wald

Titel: Enwor 1 - Der wandernde Wald Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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ihm genug. Coar beendete die kurze Diskussion schließlich mit einem unwillig hervorgestoßenen Befehl. Der Mann zuckte die Achseln, wandte sich um und verschwand genauso rasch, wie er aufgetaucht war. Skar hatte geglaubt, daß der Ritt jetzt weitergehen würde, aber Coar wartete reglos ab. Wieder vergingen Minuten quälenden Schweigens, dann teilte sich das Grün vor ihnen erneut, und eine Abteilung gepanzerter Reiter sprengte auf die Lichtung hinaus. Sie waren — gleich Coar und ihren Kriegerfinnen — in schimmernde goldene Harnische gehüllt, aber auf ihren Helmen prangten große, farbige Federbüsche, und ihre Bewaffnung bestand, soviel Skar erkennen konnte, ausschließlich aus Langbögen und kleinen, goldenen Wurfdolchen, die sie in dünnen Ketten wie barbarische Schmuckstücke um die Hüften trugen. Lange, weit über die Flanken ihrer Pferde fallende Umhänge hüllten die Gestalten ein.
    Coar wechselte ein paar Worte mit ihrem Führer und deutete mehrmals abwechselnd auf Skar und Del. Der Mann schwieg einen Moment, sah die beiden Gefangenen nachdenklich an und wandte sich dann um, um — diesmal am Ende der Kolonne — erneut in den Wald einzudringen. Coar und die Garde folgten ihm. Sie ritten, einem scheinbar vollkommen willkürlich gewählten Kurs folgend, weiter nach Norden. Ihre Führer verhielten sich auffallend unsicher und zögernd. Den Grund dafür erkannte er wenig später.
    Der Wald war nicht so leer, wie es schien. Große, an riesige Spinnweben erinnernde Netze spannten sich in unregelmäßigen Abständen zwischen den Baumwipfeln, drahtige, mit tödlichen Widerhaken versehene Gewebe, die jeden, auf den sie herabstürzten, zerfleischen mußten. Es gab Fallgruben: jäh aufklaffende, senkrechte Schächte, auf deren Grund tödlich zugespitzte Holzpflöcke lauerten, und mehr als nur einmal glaubte er im dichten Unterholz Metall aufblitzen zu sehen. Del und er hätten nicht einmal die ersten Augenblicke überlebt, wären sie in diesen Teil des Waldes hineingestolpert. Die scheinbare Friedfertigkeit ihrer Umgebung täuschte. Sie mochte Ruhe und Geborgenheit suggerieren, aber zumindest dieser nördliche Teil des Waldes war eine einzige tödliche Falle. Eine gewaltige Verteidigungsanlage, perfekt getarnt und vermutlich stark genug, selbst dem Ansturm einer großen und gut ausgerüsteten Streitmacht zu trotzen. Skar schauderte, als er daran dachte, welches Schicksal ihm und Del beschieden gewesen wäre, wären sie ahnungslos in dieses System tödlicher Fallen hineingetappt.
    Sie bewegten sich weiter nach Norden. Der Wald veränderte abermals seinen Charakter. Die Bäume traten auseinander, und das Unterholz verschwand nach wenigen hundert Metern vollends, so daß die Strahlen der soeben aufgegangenen Sonne ungehindert bis zum Waldboden durchdringen und auch die letzten Nebelfetzen verjagen konnten. Der Boden war so eben, als wäre er künstlich geglättet worden.
    Nach einer Weile tauchte ein dreifach mannshoher, aus stacheligen Dornbüschen, die mit schräg zueinander versetzten Balken und metallenen Stützen verstärkt waren, gepflanzter Wall auf, an dessen Fuß ein schmaler, sandbestreuter Weg entlangführte. In regelmäßgen Abständen erhoben sich runde, hölzerne Wachtürme über die Krone des natürlichen Bollwerkes. Das Ganze machte einen zugleich zerbrechlichen wie auch äußerst wehrhaften Eindruck. Dem Ansturm eines gepanzerten Reiterheeres würde diese Barriere nur wenige Augenblicke standhalten, aber gegen andere Gegner mochte sie durchaus Schutz bieten.
    Sie wandten sich nach links und ritten etwas weniger als eine Meile im Schatten der Dornenhecke entlang. Schließlich tauchte ein niedriges, halbrundes Tor vor ihnen auf. Coar wechselte ein paar Worte mit dem Führer der zweiten Reitergruppe, und erneut hatte Skar den Eindruck, daß das Gespräch alles andere als ruhig verlief.
    Der Reiter — ein schlanker, sehniger Mann, dessen dunkel getöntes Gesicht unter dem wulstigen Helm einen seltsam herrischen und befehlsgewohnten Eindruck machte — deutete wiederholt auf Skar und die zweischneidige Satai-Waffe an seiner Seite. Coar beendete das Gespräch schließlich mit einer wütenden Geste, drehte sich halb im Sattel herum und sagte ein paar Worte zu den hinter ihr reitenden Kriegerfinnen. Die beiden wendeten ihre Pferde, ritten in weitem Bogen zu Skar zurück und nahmen ein wenig hinter und rechts und links von ihm Aufstellung. Ihre Säbel glitten scharrend aus den metallenen

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