Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Enwor 1 - Der wandernde Wald

Enwor 1 - Der wandernde Wald

Titel: Enwor 1 - Der wandernde Wald Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
Vom Netzwerk:
jetzt allein lassen«, sagte sie entschuldigend. »Aber du kannst beruhigt hinaufgehen. Larynn und ein paar der anderen sind oben. Sie erwarten dich.«
    Skar sah unwillkürlich an sich herab. Der Riß an seiner Seite —eine gezackte, rotgeränderte Wunde, die zur Hälfte von seinem Harnisch verdeckt wurde — war von Larynns Salbe noch immer taub und schmerzte kaum. Aber er wußte auch, daß das nicht so bleiben würde. Er nickte, setzte einen Fuß auf die Rampe und blieb noch einmal stehen, als Coar sich zum Gehen wenden wollte.
    »Ich hoffe, du bekommst unseretwegen keine Schwierigkeiten«, sagte er.
    Coar machte eine wegwerfende Handbewegung und lächelte; beides wirkte nicht echt. »Kaum. Logar macht manchmal einen sehr grimmigen Eindruck, aber er ist in Wirklichkeit nur halb so gefährlich, wie er es gerne wäre.« Sie schien selbst zu merken, wie wenig glaubhaft ihre Worte auf Skar wirkten, denn sie wechselte abrupt das Thema. »Thoranda wird sich um deine Wunden kümmern und dir einen Raum zuweisen, in dem du ruhen kannst. Ich habe Befehl gegeben, dich ungestört schlafen zu lassen, so lange du willst. Und nun geh, Skar. Ich… habe zu tun.« Sie lächelte noch einmal, jetzt deutlich nervös und unsicher, und wandte sich dann ruckartig ab, um zu gehen.
    Skar sah ihr noch eine Weile nach, ehe er die Hand nach Geländer ausstreckte und langsam die Rampe emporstieg. E eine freitragende, stützenlose Konstruktion aus wagemuti€ spannten Balken und Tauen, die alles andere als kräftig a und unter jedem seiner Schritte spürbar erzitterte. Aber er vor wenigen Augenblicken selbst gesehen, wie Coars Kriel nen mit ihren Pferden hinaufgeritten waren, ohne auch nur Sekunde zu zögern. Die Erbauer Wents mußten eine Kunstfertigkeit in der Verarbeitung von Holz und Pflanzen erlangt haben.
    Drinnen war es — wie schon in Logars Haus — kühl und sch Ein kleiner, vollkommen leerer Vorraum nahm ihn auf. E ein, sah sich unschlüssig um und ging dann durch die erst Tür. Dahinter lag ein niedriger, aus Bast und lebenden g~ Ranken geflochtener Gang, der nach wenigen Schritten wied vor einer Tür endete. Gedämpfte Stimmen und die Geräusch Menschen schlugen ihm entgegen. Er zog den Kopf ein, un nicht an dem niedrigen Türsturz zu stoßen, und betrat de grenzenden Raum. Er war niedrig, aber groß. Eine Handvox Coars Kriegerinnen hielt sich darin auf, und nach wenigen Al blicken gewahrte er Larynn. Sie befand sich in der Gesellsch; ner alten, in ein einfaches graues Gewand gekleideten Frag bei seinem Eintreten aufgesehen hatte und ihn nun mit unve: lener Neugierde musterte.
    Larynn löste sich aus der Gruppe und kam mit fede~ Schritten auf ihn zu. »Skar«, sagte sie. In ihrer Stimme schi~ was wie ehrliche Freude mitzuschwingen. »Wir haben bereu dich gewartet. Das«, sie deutete mit einer flüchtigen Geste a~ Frau, mit der sie geredet hatte, »ist Thoranda. Unsere Hei Sie wird sich um deine Wunden kümmern.«
    »Das habe ich schon ein paarmal gehört, heute mor knurrte Skar gereizt. Er wußte, daß Larynn es nur gut meinte aber zu der Erschöpfung und der Müdigkeit kamen nun noch Ungeduld und Verwirrung hinzu. Auf der einen Seite er jetzt weniger als zuvor, ob sie den nächsten Tag noch er leben würden und auf vier anderen Seite würde er umheet und eel sehen, aber dieses ständige Hin und Her war beinahe mehr, als er in seinem momentanen Zustand verkraften zu können glaubte. »Der Kratzer heilt schon von selbst«, fuhr er übellaunig fort. »Was mich im Moment mehr interessiert, ist Del. Wie geht es ihm? Wird er überleben?«
    »Er wird leben«, antwortete Thoranda an Larynns Stelle. Sie hatte eine dunkle, rauchige Stimme, die so gar nicht zu ihrem graugewordenen Haar und dem schmalen Gesicht passen wollte, das mit Falten und unzähligen winzigen, wie mit einem dünnen Messer in die Haut gegrabenen Runzeln bedeckt war. Die Stimme einer jungen Frau, dachte Skar verblüfft. Es war, als hätte sich ihre Stimme geweigert, im gleichen Maße wie ihr Körper zu altern.
    »Er wird leben«, sagte sie noch einmal, »und wenn er ein wenig Glück hat, wird er sogar seinen Arm wieder bewegen können. Du solltest zu euren Göttern beten, wenn ihr welche habt. Habt ihr Götter?«
    Skar nickte verwirrt. »Nein«, sagte er, »das heißt — ich glaube nicht an sie. Del tut es.«
    Thoranda lächelte, aber die Augen in ihrem schmalen Gesicht blieben ernst. »So bete für deinen Freund, Skar. Auch meiner Kunst sind Grenzen

Weitere Kostenlose Bücher