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Enwor 1 - Der wandernde Wald

Enwor 1 - Der wandernde Wald

Titel: Enwor 1 - Der wandernde Wald Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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herunter, zog die Beine unter den Körper und legte die Hände dicht nebeneinander auf die Oberschenkel. Vom kleinen Finger ihrer linken Hand fehlte das letzte Glied. Aber es war eine sehr alte Wunde, die sauber vernarbt war. »Hier bei uns zählt ein Mann nach dem, was er leistet. Ist das bei euch anders?«
    Skar glaubte, eine leichte Spur von Spott in ihrer Stimme zu vernehmen, aber als er in ihr Gesicht sah, erkannte er nichts außer Neugierde.
    Er lächelte. »Manchmal schon«, gestand er. »Aber hier bei euch ist vieles anders als da, wo ich herkomme.« Er unterdrückte ein Gähnen, ließ den Kopf gegen die Wand sinken und schloß die Augen. Die Müdigkeit kehrte nun mit Macht zurück, und diesmal wehrte er sich nicht dagegen. In seinen Gliedern breitete sich eine wohltuende, bleierne Schwere aus.
    »Wie ist es dort, wo du herkommst?« fragte Larynn.
    »Wo ich herkomme?«
    »Deine Heimat. Deine Stadt.«
    Skar zuckte die Achseln. »Heimat…«, murmelte er. »Ich habe keine… Heimat.« Larynn runzelte verwirrt die Stirn. »Aber jeder Mensch hat irgendeinen Ort, an den er gehört.«
    »Mag sein«, gestand Skar. »Aber Del und ich sind Satai. Wir… wir leben nicht an einem bestimmten Ort. Manchmal bleiben wir eine Zeit, wenn es uns irgendwo gefällt, aber meist ziehen wir durch das Land, ohne länger als ein paar Tage an einem bestimmten Ort zu bleiben.«
    »Und dieses Leben macht euch Spaß?«
    »Warum nicht?« sagte Skar. »Es bringt auf jeden Fall Abwechslung.«
    »Und Gefahren.«
    »Natürlich.« Er schwieg für einen Moment, konnte sich aber die Spitze nicht verkneifen, zu sagen: »Zumindest gibt es dort, wo wir herkommen, keine Hoger.« Thorandas Rückkehr bewahrte sie davor zu antworten. Die Heilerin kniete erneut neben Skar nieder und reichte ihm eine Schale mit einer farblosen, scharf riechenden Flüssigkeit.
    »Was ist das?«
    »Ein Tee aus Kräutern und Moos«, antwortete Thoranda. »Trink. Er wird dich müde machen und deinem Körper die Kraft zurückgeben, die er verbraucht hat.« Skar schob die Schale von sich weg und schüttelte den Kopf.
    »Zuerst möchte ich Del sehen.«
    »Trink trotzdem«, beharrte Thoranda. »Der Trank wirkt nicht sofort. Ich führe dich zu deinem Freund.«
    Skar zögerte noch einen Moment, setzte dann die Schale an die Lippen und trank mit kleinen, vorsichtigen Schlucken. Trotz ihres scharfen Geruches schmeckte die Flüssigkeit mild und angenehm, und er spürte beinahe augenblicklich, wie sich ein wohltuendes Gefühl der Wärme in seinem Magen ausbreitete. Er leerte die Schale bis auf einen winzigen Rest und stellte sie neben sich auf den Boden. Dann stand er auf und sah die Heilerin auffordernd an.
    Thoranda wandte sich um und forderte ihn mit einer stummen Geste auf, ihr zu folgen. Auch Larynn erhob sich und ging hinter ihm und der Heilerin her. Sie durchquerten den Raum und stiegen über eine breite Treppe nach oben. Thoranda begleitete ihn bis zu einer kleinen, dunklen Kammer dicht unter dem Dach des Gebäudes und deutete wortlos auf den Eingang.
    Skar schob sich an ihr vorbei und kniete neben dem einfachen Lager aus Blättern und Stroh nieder, auf das man Del gebettet 'hatte. Der junge Satai schlief. Sein Gesicht glänzte noch immer fiebrig, aber sein Atem ging jetzt ruhiger. Seine verwundete Schulter war unter einem dicken Verband verborgen, der Arm war geschient und zusätzlich mit dünnen Lederriemen am Körper festgebunden, um ihn ruhigzustellen.
    Er blieb lange neben dem reglos daliegenden Körper des jungen Satai hocken. Seine Augen brannten plötzlich, aber das schob er auf die Müdigkeit, die nun immer machtvoller über ihm zusammenschlug. Schließlich stand er auf, wandte sich um und trat, zu Larynn und Thoranda auf den Gang hinaus.
    Die Heilerin deutete auf einen zweiten Durchgang auf der anderen Seite des Korridors. »Deine Kammer«, sagte sie. »Leg dich jetzt hin und schlafe.«
    Diesmal widersprach Skar nicht.

Wurme hüllte ihn ein, als er erwachte. Er blinzelte, öffnete für einen Moment die Augen und ließ die Lider darin wieder zurücksinken. Er hatte Schwierigkeiten, in die Realität zurückzufinden, wenigstens für einen Augenblick. Auf der einen Seite war er hellwach, wie immer, wenn er geruht hatte, aber ein Teil seines Bewußtseins schien noch in der Umarmung des Schlafes gefangen zu sein. Er fühlte sich benommen und matt, als hätte er Drogen genommen oder zuviel getrunken. Er setzte sich auf, fuhr sich mit den Händen über das Gesicht und

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