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Enwor 1 - Der wandernde Wald

Enwor 1 - Der wandernde Wald

Titel: Enwor 1 - Der wandernde Wald Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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erneut den Kopf und griff dann sanft und gleichzeitig energisch nach seinem Arm. »Es ist nicht allein die Wunde, Skar. Ich glaube gern, daß du schon schlimmere Verletzungen überstanden hast. Aber du hast große Entbehrungen hinter dir, und auch ein Held braucht von Zeit zu Zeit Schlaf und Entspannung, das solltest du wissen.«
    Skar starrte Thoranda sekundenlang verwirrt an, aber er vermochte nicht zu sagen, ob ihre Worte ernst oder spöttisch gemeint waren. Wahrscheinlich beides. Thoranda führte ihn ins Haus zurück und wies mit einer Kopfbewegung auf die hölzerne Bank neben der Tür. »Setz dich dorthin und warte. Ich bin gleich zurück.«
    Skar gehorchte achselzuckend. An einem anderen Ort und bei anderer Gelegenheit hätte ihn ein Verhalten wie das Thorandas vielleicht in Rage versetzt, aber im Moment amüsierte es ihn beinahe.
    Die Heilerin schlurfte mit hängenden Schultern durch den Raum, machte sich eine Weile an einer Truhe zu schaffen und kam dann, leise vor sich hinmurmelnd, zurück. Sie erschien Skar plötzlich älter und gebrechlicher als noch am Morgen. »Laß die Wunde sehen«, verlangte sie.
    Skar hob gehorsam den Arm, und Thoranda löste den Verband von seiner Brust. Skar fuhr verblüfft zusammen, als er die dünne rote Linie über seinen Rippen gewahrte. Die Wunde war nicht wirklich gefährlich gewesen, aber tief und schmerzhaft, und nun war nicht viel mehr zurückgeblieben als eine kaum sichtbare Narbe, die Monate alt schien statt weniger Stunden.
    »Deine Heilkraft«, sagte er unsicher, »muß wirklich gewaltig sein. Die Wunde ist fast verheilt.«
    Thoranda fuhr mit dem Fingernagel über seine Rippen. »Fühlst du das?« »Nein«, antwortete Skar. »Nicht, wenn du meinst, ob es schmerzt. Ich spüre die Berührung, aber…«
    »Das wollte ich wissen«, nickte Thoranda. »Ich denke, wir können den Verband weglassen. Der Rest wird auch so heilen. Aber schone dich noch ein paar Tage, und versuche, die Seite nicht mehr als notwendig zu belasten.«
    Skar grinste. »Ich werde versuchen, für die nächste Zeit die Gesellschaft von Hogern und anderen Ungeheuern zu meiden.«
    Ein Schatten flog über Thorandas Züge, und Skar senkte verlegen den Blick. Er hatte geglaubt, die Situation durch einen Scherz entspannen zu können, aber er schien, als hätte er kaum etwas Falscheres sagen können. Vielleicht hatte dieses Volk schon zuviel unter den Hogern gelitten, um auch nur noch so etwas wie Galgenhumor zu besitzen.
    »Wie hast du es fertiggebracht, die Wunde so rasch zu heilen?« fragte er, weniger aus wirklichem Interesse als aus dem Bemühen, das Thema zu wechseln. »Heute morgen noch…«
    »Du hast drei Tage geschlafen«, unterbrach ihn Thoranda, »nicht einen. Du hattest Fieber, und dein Körper hat das meiste von dem, was zu tun war, selbst getan. Unser Wissen über den menschlichen Körper ist sehr alt, Skar, und wir haben schon vor langer Zeit erkannt, wie widerstandsfähig ein Mensch ist. Ich habe nur die Kräfte geweckt, die in dir waren.«
    Skar erschrak. »Drei Tage?« wiederholte er ungläubig.
    »Drei Tage und drei Nächte. Der Trank, den ich dir gab, versetzte dich in tiefen Schlaf.« Thoranda lächelte flüchtig. »Zürne mir nicht, Skar. Nach allem, was ich über dich gehört — und selbst gesehen — habe, war es die einzige Möglichkeit, dir die Ruhe zu geben, die du brauchtest.«
    Skar seufzte. Es war kein Wunder, daß er sich so frisch und ausgeruht fühlte. Drei Tage… Er konnte sich nicht erinnern, jemals so lange ununterbrochen auch nur im Bett gelegen, geschweige denn geschlafen zu haben. Für einen Moment stieg ein leises Gefühl der Verärgerung in ihm empor, aber dann lächelte er, schob Thorandas Hand beiseite und stand auf. »Danke«, murmelte er, bewußt und vielleicht übertrieben freundlich. »Du hast ein wahres Wunder vollbracht, Thoranda. Ich fühle mich wie neugeboren.«
    Thoranda winkte ab. »Bei dir war es leicht, Skar. Bei deinem Freund Del dagegen…«
    Skar zuckte sichtlich zusammen. Er hatte, wie ihm mit einem plötzlichen Gefühl der Schuld bewußt wurde, nicht an Del gedacht, seit er aufgewacht war. »Was ist mit ihm?« fragte er hastig.
    »Er lebt.« Thoranda machte eine besänftigende Handbewegung, als sie das Erschrecken auf seinen Zügen sah. »Und er wird auch wieder gesund werden. Aber es stand auf des Messers Schneide. Del ist stark, doch seine Verletzung war schwer, und das Wundgift war bereits tief in seinen Körper eingedrungen. Ihr hättet keine

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