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Enwor 1 - Der wandernde Wald

Enwor 1 - Der wandernde Wald

Titel: Enwor 1 - Der wandernde Wald Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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überhaupt zu bemerken, daß es hier eine Stadt gab, hätten sie 'nicht Coar und ihre Reiterinnen als Führer gehabt. Legte man die Strecke, die sie bis hierher zurückgelegt hatten, als Maßstab zugrunde, so war der Wald von Cearn nicht allzu groß; einen, anderthalb Tagesritte vielleicht in seiner längsten Ausdehnung, immer noch gewaltig für eine Oase, aber nicht so groß, wie er bisher vermutet hatte.
    »Was ist auf der anderen Seite?« fragte er mit einer entsprechenden Geste. »Auch Wüste?«
    Logar nickte. »Cearn ist auf allen Seiten von Wüste umschlossen, Skar. Und niemand weiß, was dahinter liegt, wenn dies deine nächste Frage ist. Keine unserer Expeditionen kam weit genug, um das Geheimnis der Nonakesh zu ergründen —falls es eines gibt.«
    Skar hatte mit einemmal das Gefühl, daß Logar ihm nicht die ganze Wahrheit sagte. Aber er zog es vor, zu schweigen und abzuwarten. Wenn Logar ihm vertraute, würde er ihm früher oder später alles sagen, was er ihm jetzt vielleicht noch verschwieg. Wenn nicht, würden ihm auch Fragen nicht weiterhelfen.
    »Ich weiß; daß dir meine Worte seltsam erscheinen mögen, nach allem, was du erlebt und von Coar erfahren hast«, fuhr Logar nach kurzem Zögern fort, »aber du wirst sie gleich besser verstehen. Die Hoger leben nicht in Cearn. Würden sie ein Gebiet des Waldes bewohnen, dann wäre es ein leichtes, ihre schwache Stelle herauszufinden und die Gefahr ein für allemal zu beseitigen. Aber ihr eigentlicher Lebensraum ist die Wüste. Sie kommen nur von Zeit zu Zeit hierher und überfallen uns. Sie leben dort draußen, in großen, weitverzweigten Höhlen, einem Labyrinth, das uneinnehmbarer als die stärkste Festung ist.«
    »Ihr kennt diese Höhlen?«
    Logar nickte. »Ein paarmal haben wir versucht, sie auszukundschaften, aber diese Versuche kosteten vielen tapferen Männern und Frauen das Leben und brachten so gut wie keinen Nutzen, so daß wir es schließlich aufgaben und uns darauf beschränkten, sie uns vom Hals zu halten, so gut es ging. Es mag dir seltsam vorkommen, aber wir wissen nicht viel von unseren ärgsten Feinden. Sie haben einen Verbündeten, dem wir nicht gewachsen sind — die Wüste. Solange sie dort draußen sind, sind sie unangreifbar.«
    Skar erhob sich aus der unbequemen, hockenden Stellung, in der er Logars Worten gefolgt war, sah noch einmal sinnend auf die Zeichnung vor sich im Sand und dann zu den dunklen Punkten im Westen hinüber. Sie waren nicht näher gekommen, hatten sich aber auch nicht entfernt, sondern schienen über einer bestimmten Stelle zu kreisen, wie es Geier oder anderes Raubzeug tut.
    »Diese Hoger«, sagte er nach kurzem Überlegen, »was sind sie wirklich?« Er spürte, daß er sich mit dieser Frage auf ein gefährlich dünnes Eis hinauswagte, aber das Bild, das ihm Coar gezeigt hatte — die
Khtaäm
ging ihm nicht aus dem Sinn. Es war zu real gewesen, um ein bloßer Alptraum zu sein.
    »Was sie sind?« wiederholte Logar, als verstünde er den Sinn der Frage nicht. »Vögel, Monster, Drachen, Dämonen — ich habe eine Menge Erklärungen gehört, seit ich sie das erste Mal gesehen habe, aber wenn ich ehrlich sein soll, hat mich keine befriedigt.«
    »Etwas von allem«, antwortete Logar nach kurzem Zögern. »Sicher sind sie Vögel, aber sie sind intelligent und böse. Sie und die
Khtaäm
sind unsere ärgsten Feinde. Eigentlich sogar unsere einzigen. Cearn könnte ein Paradies sein, wenn sie nicht wären. Aber es ist nicht immer so schlimm wie jetzt. Außerhalb der Brutzeit lassen sie uns in Ruhe. Manchmal beschränken sie sich monatelang darauf, über dem Wald zu kreisen und von Zeit zu Zeit ein Reh oder ein streunendes Pferd zu schlagen.
    Aber wir haben genug über Hoger und den Tod geredet, für den Augenblick. Deinem Freund geht es besser, höre ich?«
    Skar nickte, wenn er auch in Wirklichkeit lieber mehr über die geflügelten Todesboten erfahren hätte, statt mit Logar Konversation zu machen. Er haßte es, über einen Feind nichts zu wissen.
    Und Logar hatte ihm nicht alles gesagt, das spürte er. Aber er respektierte auch die Tatsache, daß man hier nur ungern über dieses Thema zu reden schien. »Ich habe ihn noch nicht gesehen, seit ich aufgewacht bin«, sagte er. »Aber wenn man Thorandas Worten glauben darf, so hat er das Schlimmste überstanden.«
    »Du kannst ihr glauben«, versicherte Logar lächelnd. »Sie versteht sehr viel von der Heilkunst. Ich hoffe, ihr werdet bald kräftig genug sein, nach

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