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Enwor 10 - Die verbotenen Inseln

Enwor 10 - Die verbotenen Inseln

Titel: Enwor 10 - Die verbotenen Inseln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Mädchen«, sagte er. »Die junge
Errish,
die ich zu Del geschickt habe — ich habe ihren Namen vergessen.«
    »Ich auch«, antwortete Kiina. »Aber ich weiß, was du meinst.
    Sie wird angekommen sein. Daktylen sind schnell.«
    »Schneller als ein Pfeil? Oder ein Scannerblitz?«
    Kiina machte eine wegwerfende Bewegung. »Du denkst zu viel, Hoher Herr«, sagte sie spöttisch. »Glaubst du wirklich, Ennart hätte es dir nicht gesagt, wenn es ihnen gelungen wäre, Dels Heer zu schlagen?«
    Das war etwas, woran Skar noch gar nicht gedacht hatte. Aber er mußte Kiina recht geben. Der angebliche
Gott
war viel zu sehr von sich und seiner Allmacht überzeugt gewesen, um eine
solche
Nachricht für sich zu behalten.
    Außerdem,
flüsterte eine Stimme in seinen Gedanken,
spielt es überhaupt keine Rolle, ob Del siegt oder nicht, ob Ikne befreit wird oder untergeht. Das Schicksal Enwors wird sich hier entscheiden. Hier und jetzt.
    Er legte seinen Waffengurt um, zog das Schwert halb aus der zerschrammten ledernen Umhüllung und ließ es übertrieben wuchtig zurückfallen, ehe er sich wieder über die Truhe beugte. Sorgsam wählte er vier
Shuriken
aus, kleine, fünfzackige Wurfsterne mit rasiermesserscharfen Schneiden, befestigte sie in den dafür vorgesehenen Schlaufen seines Gürtels und nahm schließlich noch einen Dolch an sich. Die mattsilberne Scannerwaffe —eine von Tausenden, die sie aus den Waffenkammern Carans mitgenommen hatten, ließ er unberührt — wie die meisten. Skar hatte keinen entsprechenden Befehl gegeben, aber nur sehr wenige Quorrl hatten sich mit diesen fürchterlichen Waffen ausgerüstet. Wenn er es recht bedachte, dann war der Scanner an Kiinas Seite eigentlich der einzige, der ihm bewußt aufgefallen war. Es war gut so. Carans finstere Katakomben bargen noch andere Geheimnisse; Dinge (Waffen), die so fürchterlich waren, daß die Scanner der
Ehrwürdigen Frauen
dagegen wirken mußten wie eine Kerze gegen einen Waldbrand. Sie hatten — fast nur auf Kiinas Drängen hin — einiges davon mitgenommen, aber niemand machte Anstalten, es zu benutzen. Und Skar wußte auch, warum das so war. Wenn sie diesen Kampf gewinnen wollten, dann mit der Kraft ihrer Herzen und ihren Schwertern, nicht mit der gleichen Macht, der sie gegenüberstanden.
    Sie verließen das Zelt und gingen zum Fluß hinunter; ein Weg von einer halben Stunde, den sie wortlos zurücklegten, und jetzt wieder in zwei Schritten Abstand. Trotzdem schien etwas Neues zwischen ihnen zu sein; eine Art von Vertrautheit, die Skar nicht zum ersten Mal in Kiinas Nähe spürte, aber sehr lange vermißt hatte. Und es war nicht nur Einbildung, nichts, was er sich nur selbst einzureden versuchte, denn als sie das Ufer des Ningara erreichten und Titch zu ihnen trat, zögerte der Quorrl den Bruchteil eines Atemzuges, und sein Blick wanderte fragend zwischen Skars und Kiinas Gesichtern hin und her. Dann, wie um eine Frage zu beantworten, die Skar noch gar nicht gestellt hatte, schüttelte er den Kopf und deutete gleich darauf ein Nicken an, ein Zeichen der Ehrerbietung, das Skar mehr schmerzte, als dem Quorrl klar sein mochte. Er wollte nicht Titchs
Herr
sein, sondern sein
Freund.
Aber vielleicht hatte er seinen Anspruch auf das Wort
Freundschaft
verwirkt, vor sieben Tagen.
    »Wie kommt ihr voran?« fragte er — sinnlose Worte, die einzig dem Zweck dienten, das Schweigen zu brechen. Er hatte selbst Augen, um zu sehen.
    Trotzdem antwortete Titch: »Nicht so gut, wie ich es mir wünschte. Aber es wird reichen.«
    Skar konnte Titchs Besorgnis nur zu gut verstehen. Er zweifelte nicht an ihrem Sieg, aber was er sah, machte ihm abermals und mit schmerzhafter Deutlichkeit klar, wie hoch die Opfer sein würden, die er verlangte. Möglicherweise gab es kaum ernstzunehmenden Widerstand von Priestern und den wenigen Gardesoldaten, die noch nicht geflohen, erschlagen oder kurzerhand zu ihrem Heer übergelaufen waren — aber die Verbotenen Inseln brauchten auch keine klug ausgedachte Verteidigung — sie selbst waren ihr bester Schutz. Inmitten des fast zwei Meilen breiten Ningara gelegen, war es beinahe unmöglich, sie zu erreichen.
    Die Hälfte ihrer Flöße würde von der Strömung zerbrochen oder über den Sturz gerissen werden, ehe sie den Inseln auch nur nahe kamen. Und
ganz
so naiv, wie Skar es sich gewünscht hatte, waren die Baumeister des Goldenen Tempels leider doch nicht gewesen: Zumindest schienen sie die Möglichkeit eines Angriffes bedacht zu haben,

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