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Enwor 10 - Die verbotenen Inseln

Enwor 10 - Die verbotenen Inseln

Titel: Enwor 10 - Die verbotenen Inseln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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und selbst ein Narr konnte sich an zwei Fingern abzählen, aus welcher Richtung ein eventueller Feind kommen mußte. Es gab eine einzige, schmale Brücke, die über die reißenden Fluten führte, aber die begann auf der
anderen
    Seite, dem nördlichen Ufer des Ningara.
    Trotzdem hatten sie Holz genug — während der vergangenen vierundzwanzig Stunden hatten die Krieger die spärlichen Wälder auf dieser Seite des Flusses fast völlig abgeholzt und nicht einmal vor den Dach- und Stützbalken der wenigen Häuser haltgemacht, auf die sie stießen. Längs der glattgeschliffenen Kieselstein-Ufer des Ningara war eine mächtige Barriere aus Baumstämmen und Balken entstanden, aus der jetzt eine mächtige Flotte roher, aber äußerst massiv wirkender Flöße entstand. Das unablässige Hämmern, Sägen und Nageln mußte selbst über das Tosen des Sturzes hinweg zum Goldenen Tempel dringen, wie eine düstere Todesmelodie, die für die Verteidiger dort drüben den Untergang ihrer Welt einläutete.
    »Das ist Wahnsinn«, murmelte er. »Die Hälfte der Krieger wird ertrinken.«
    »Vielleicht gibt es einen anderen Weg«, sagte Titch. Skar sah ihn fragend an, und der Quorrl machte eine vage Handbewegung nach Westen. »Wir versuchen, ein Haltetau hinüber zu bringen«, erklärte er. »Rowl hat ein Dutzend seiner besten Männer ausgesucht, die mit einem Boot übersetzen werden. Wenn es ihnen gelingt, können wir versuchen, eine Kette zu spannen.«
    »Über
eine Meile?«
fragte Kiina zweifelnd.
    Titch zuckte mit den Schultern. »Hast du eine bessere Idee, Menschenjunges? Skar hat recht — die Strömung wird die Hälfte unserer Flöße in den Sturz reißen. Wenn nicht alle.«
    »Es gibt eine Brücke«, erinnerte ihn Kiina.
    »Auf der anderen Seite des Flusses«, entgegnete Titch gereizt. »Und selbst, wenn wir zwanzig Meilen flußaufwärts marschieren und an einer ungefährlichen Stelle übersetzen — ich kenne diese verdammte Brücke. Sie ist nicht mehr als ein Steg. Was sollte die Priester daran hindern, sie niederzubrennen — selbstverständlich erst, wenn unsere Krieger versuchen, sie zu benutzen?«
    Kiina und Titch fuhren fort, so heftig aufeinander einzureden, daß zu einem richtigen Streit nicht mehr viel fehlte — aber Skar hörte kaum mehr hin. Sie hatten all diese Argumente — und Dutzende anderer — immer und immer wieder durchdiskutiert.
    Er hatte sogar mit dem Gedanken gespielt, es selbst zu versuchen. Er war vielleicht der einzige, der eine Chance hatte, den Ningara lebend zu durchschwimmen — aber das Risiko war zu hoch. Die Chancen, daß er abgetrieben und über den Sturz gerissen wurde, standen unangenehm hoch. Und selbst, wenn er es unbeschadet überstand — sie würden Zeit verlieren. Zeit, die sie nicht hatten. »Wann?« fragte er knapp, als Kiina und Titch endlich aufhörten, sich gegenseitig mit Argumenten zu beschimpfen, die der eine so gut kannte wie der andere.
    »Wann was?« Titch blinzelte irritiert, dann begriff er. »Oh, das Boot.« Er überlegte einen Moment. »Sie sind vor einer Stunde aufgebrochen, aber sie müssen weit nach Westen. Die Strömung ist auf Meilen hin unüberwindlich. Zwei, drei Stunden, schätze ich. Ich lasse dich rufen, wenn es soweit ist.«
    Weil du nicht willst, daß ich hier bleibe,
dachte Skar bitter.
Weil die Krieger Angst vor mir haben, und ich sie nervös mache.
Er sprach das nicht aus, aber seine Gedanken mußten überdeutlich auf seinem Gesicht zu lesen sein, denn Kiinas Antlitz verdunkelte sich plötzlich vor Zorn, während Titch fast hastig wegsah und so tat, als beobachte er gebannt die Bauarbeiten an einem der zahllosen Flöße.

S kar blieb, und es dauerte keine drei oder vier Stunden, bis das Boot auftauchte, sondern weniger als eine.
    Mit allem anderen schien sich auch sein Sehvermögen gebessert zu haben, denn Skar war der erste, der den winzigen, wild auf und ab hüpfenden Punkt auf den tobenden Fluten des Ningara sah, wenn auch nur Augenblicke, bevor sich Unruhe unter den Quorrl breit machte und mehr und mehr Krieger ihre Arbeit unterbrachen und aufgeregt nach Westen zu deuten begannen. Schließlich löste sich auch Skar von dem Platz im Schatten, wohin er sich zurückgezogen hatte, um die Arbeiten durch seine Anwesenheit nicht mehr als nötig zu behindern, und trat zum zweiten Mal durch eine Lücke in der Barriere aus Baumstämmen und Balken ans Ufer. Und diesmal war die Spannung unter den Quorrl größer als ihre Furcht, denn niemand wich vor ihm

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