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Enwor 10 - Die verbotenen Inseln

Enwor 10 - Die verbotenen Inseln

Titel: Enwor 10 - Die verbotenen Inseln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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zurück oder floh gar aus seiner Nähe. Selbst Titch warf ihm nur einen flüchtigen Blick zu und starrte dann wieder gebannt nach Westen.
    War der Plan Skar vorhin schon verrückt vorgekommen, so begriff er beim Anblick des winzigen Bootes erst richtig, wie
aberwitzig
er war. Die Strömung des Ningara war selbst hier, noch eine halbe Meile vom Sturz entfernt, schon so gewaltig, daß sich das Wasser in eine Fläche aus Glas verwandelt zu haben schien; Steine, die man hineinwarf, erzeugten keine Wellen, sondern verschwanden einfach unter der Oberfläche, und die armdicken Taue, mit denen die bereits fertiggestellten Flöße befestigt waren, waren zum Zerreißen gespannt; einige
hatten
bereits nachgegeben, und allein in der Stunde, die Skar hier unten gestanden hatte, hatten sich drei oder vier Flöße losgerissen und waren im Sturz verschwunden, gottlob ohne Besatzung.
    Das Boot hatte keine Chance, dachte Skar. Er zweifelte nicht daran, daß Rowl seine besten Männer ausgesucht hatte; aber Quorrl
waren
nun einmal keine Seefahrer, und auch ein
guter
Quorrl war noch immer ein
miserabler
Matrose. Außerdem hätte der genialste Seemann der Welt keine Chance gehabt, gegen das Toben dieses Flusses.
    Sie mußten das Boot Meilen weiter im Westen zu Wasser gelassen haben, um sich dann einfach der Strömung anzuvertrauen und wie mit einem Pfeil auf die Inseln zu zielen: ein Vorhaben, das schon unter normalen Umständen an Wahnsinn gegrenzt hätte. In diesem Fluß mit seiner unglaublichen Strömung, seinen tückischen Untiefen und Strudeln und Riffen und den Sandbänken, die fast stündlich ihre Lage und damit das Strömungsverhalten des gesamten Flusses änderten, grenzte es an Selbstmord.
    Dabei sah es für Minuten fast so aus, als würde es gelingen: das Boot tauchte als winziger Punkt über dem Fluß auf, der stumpfe Bug deutete genau auf das Westufer der größten der drei Inseln, und irgendwie (Skar versuchte nicht einmal, sich vorzustellen,
wie
sie es bewerkstelligten) gelang es den Quorrl sogar, das Schiffchen zu steuern und halbwegs auf Kurs zu halten.
    Aber nicht sehr lange.
    Skar war nicht der einzige, der das Unglück kommen sah.
    Vielleicht gab es eine Unterströmung, vielleicht lauerten Riffe wie eine unsichtbare Barriere vor den Inseln, oder die riesige Felsmasse verursachte unter der Wasseroberfläche Strudel, die sie besser schützten als jede Mauer — aber was immer es war, es vernichtete das Boot. Eine halbe Meile vor dem Ufer bäumte sich das winzige Schiffchen plötzlich auf. Skar sah, wie einer der Quorrl über Bord stürzte und im Wasser versank, dann verwandelte sich das Boot in einen sich immer schneller und schneller drehenden Kreisel, rotierte acht-, neun-, zehnmal um seine eigene Achse — und wurde wie von einer Riesenfaust gepackt und meterweit in die Luft geschleudert.
    Es zerbrach, ehe es wieder auf der Wasseroberfläche aufprallte.
    Skar wandte sich mit einem lautlosen Stöhnen ab.
Wahnsinn,
dachte er.
Das ist heller Wahnsinn. Sie werden alle ertrinken!
    »Bist du jetzt zufrieden, Quorrl?« fragte Kiina hinter ihm.
    Skar drehte sich widerstrebend um und sah, daß sie auf Titch zugetreten war und herausfordernd die Fäuste in die Hüften gestemmt hatte. Ihr Gesicht flammte vor Zorn. »Und das gleiche wird euren närrischen Flößen passieren! Ihr werdet —«
    »Sei still!« unterbrach sie Titch. »Es gibt keinen anderen Weg
    - oder weißt du einen?«
    Kiina ignorierte seine Frage. Statt zu antworten, schlug sie ihren Mantel zurück und zerrte die silberne Scannerwaffe aus dem Gürtel. »Und wenn!« sagte sie. »Zehn Männer mit
diesen
Waffen dort drüben auf den Mauern, und
keines
deiner Flöße erreicht auch nur die Flußmitte, mein Wort darauf.« Sie begann zu schreien und erinnerte Skar nun vollends an ein hysterisches Kind.
»Warum benutzt ihr sie nicht? Ihr
habt
diese Waffen — nehmt sie und brennt diese verfluchte Insel aus dem Fluß!«
    Ihr Zornesausbruch bewirkte das Gegenteil dessen, was er sollte — Titch beruhigte sich von einer Sekunde auf die andere, und aus dem Zorn in seinem Blick wurde ein sanfter, fast väterlicher Tadel. Vorsichtig hob er die Hand, nahm Kiina den Scanner aus den Fingern und schob ihn behutsam in ihren Gürtel zurück. »Das geht nicht, Kind«, sagte er.
    »Nenn mich nicht so!« Kiina schlug wütend seine Hand beiseite und funkelte ihn an. »Und wieso geht es nicht?«
    »Frag Skar«, antwortete Titch. »Er wird es dir erklären.« Und ließ Kiina einfach

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