Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Enwor 10 - Die verbotenen Inseln

Enwor 10 - Die verbotenen Inseln

Titel: Enwor 10 - Die verbotenen Inseln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
Vom Netzwerk:
richtete sich auf und wich wieder hinter die unsichtbare Wand zurück. Der Zauber des Augenblicks war dahin, und Skar versuchte nicht einmal, ihn zurückzuhalten. Was zwischen ihnen gewesen war, vielleicht nur für die Dauer eines Atemzuges, das war mehr als Liebe gewesen, mehr als Freundschaft und Vertrauen, sondern etwas, das auf seine Art so tief und allumfassend gewesen war wie der unstillbare Haß, der in seiner Seele brodelte. Der
Daij-Djan,
der nach Hause zurückgekehrt war.
    Der Gedanke irritierte ihn, aber er beruhigte ihn auch, denn er bewies, daß irgendwo in ihm noch etwas Menschliches war.
    Der
Schläfer
war erwacht, aber der Traum hatte zu lange gewährt, um sich nicht ein winziges Stückchen weit in die Wirklichkeit hinübergerettet zu haben.
    Kiina deutete sein Schweigen falsch und versuchte, ihre Behauptung zu untermauern. »Vor einer Stunde sind schon wieder Boten gekommen«, sagte sie. »Es ist überall dasselbe, Skar, in ganz Cant. Die Quorrl stehen gegen die Tyrannei Ningas auf und wehren sich. Und es sind nicht nur Bastarde. Sie töten
Bestimmer
und Prediger, wo immer sie auftauchen. Es wird nicht mehr lange dauern. Ninga ist schon gefallen. Diese närrischen Priester wissen es nur noch nicht.«
    »O doch, sie wissen es«, antwortete Skar. »Sie
wollen
es nicht wissen — das ist der Unterschied.«
    Noch bevor Kiina antwortete, wußte er, daß ihr Gespräch auf eine rein pragmatische Ebene zurückfallen würde; Dinge, die er ebensogut — und besser und vor allem
produktiver —
mit Titch oder Rowl hätte bereden können. Enttäuschung machte sich in ihm breit, ein kurzes, aber hefiges Hadern mit einem Schicksal, das ihm noch einmal einen Schatten niemals gehabten Glücks gezeigt hatte, nur um es ihm sofort wieder zu entziehen.
    »Glaubst du wirklich, die Erde wird sich aufm und uns alle verschlingen, wenn wir diese alberne Insel betreten?« fragte Kiina.
    »Nein«, antwortete Skar lächelnd. »Aber vielleicht der Himmel.«
    Kiina seufzte. Sie war nicht dabei gewesen, als Skar mit dem Priester gesprochen hatte, aber es gab niemanden im Lager, der nicht den genauen Wortlaut ihrer Unterredung kannte. Rowl, dachte Skar, halb amüsiert, halb verärgert. Verschwiegenheit schien nicht unbedingt zu den Tugenden des Bastards zu gehören. »Worte«, sagte sie. »Nichts als —«
    »Denk an Elay«, unterbrach sie Skar.
    Kiina verstummte abrupt. Sie starrte ihn an, und zum ersten Mal, seit sie hereingekommen war, machte sich Unsicherheit auf ihrem Gesicht breit. »Was… meinst du?«
    »Ich weiß es nicht«, gestand Skar. »Ennart hat versucht, mich zu warnen, und Yul auch — erinnerst du dich?«
    Kiina nickte abgehackt. »Das Sternenfeuer?« Sie versuchte zu lachen, aber es klang wenig überzeugend. Das Bild der verwüsteten Stadt hatte sich in ihr Gedächtnis so unauslöschlich eingegraben wie in das Skars. »Der Staub —«
    »Nicht der Staub.« Skar sprach langsam, beinahe schleppend.
    Wie alles war auch das Wissen um dieses Geheimnis da, aber seinem gewollten Zugriff noch entzogen. Die Türen hinter der Tür öffneten sich nur langsam. Der
Schläfer
wachte eifersüchtig über jedes Schloß, das er aufzubrechen versuchte; vor allem in Momenten wie jetzt, in denen Skar wieder ein wenig mehr Skar war. »Das, was ihn ausgelöst hat.«
Was Elay getroffen hat, könnte auch anderen Städten geschehen…
    Und für einen kurzen Moment hatte er eine Vision. Er wußte hinterher selbst nicht zu sagen, ob die Worte des Quorrl-Priesters sie ausgelöst hatten oder seine eigene überreizte Phantasie — oder ob der unsichtbare Wächter in seinem Kopf vielleicht nur für einen Moment unaufmerksam war, so daß er einen Blick hinter eine der verschlossenen Türen tun konnte. Was er sah, war
…ein berstender Himmel, aus dem Flammen auf die Erde fielen und Mensch und Tier versengten.
    … Städte, die zu Fackeln geworden waren, gigantischen Scheiterhaufen, deren Bewohner schneller starben, als sie das Unheil überhaupt begriffen, das über sie kam.
    … Wälder und Ebenen, zu einer schwarzverkohlten Schlackemasse verbrannt.
    … kochende Seen und Flüsse, und Feuer, das aus der Erde brach, eine lodernde Antwort auf die Flammen, mit denen der Himmel den Angriff begonnen hatte.
    Die Vision verging so schnell, wie sie gekommen war, aber nicht vollständig. Etwas blieb zurück, etwas wie ein übler Geschmack, die düstere Ahnung, daß das, was er gesehen hatte, mehr war als eine Vision, daß es geschehen
war
und

Weitere Kostenlose Bücher