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Enwor 10 - Die verbotenen Inseln

Enwor 10 - Die verbotenen Inseln

Titel: Enwor 10 - Die verbotenen Inseln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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gedacht sind, wie?«
    Kiina versuchte spöttisch zu klingen, aber es gelang ihr nicht. »Vielleicht«, antwortete Skar ernst.
    »Du hättest sie nicht allein gehen lassen dürfen«, sagte Kiina nervös. »Sie werden —«
    »Sie werden tun, was immer sie tun müssen«, unterbrach sie Skar. »Das hier geht uns nichts an, Kiina.«
Vielleicht müßten sie uns töten, wenn wir wüßten, was hinter dieser Tür ist,
dachte er. Vielleicht war es das letzte, schreckliche Geheimnis der Quorrl, das Geheimnis ihrer Existenz, und vielleicht bezahlten Titch und der Bastard dafür, ihr Volk befreit zu haben, jetzt mit einem Wissen, das so furchtbar war wie das seine, und unter dem sie so zerbrechen mußten wie er.
    Kiina schloß die Augen, lehnte sich gegen die Wand und seufzte tief. »Ich kann es kaum glauben, Skar«, flüsterte sie. »Es ist vorbei. Wir haben gesiegt. Es ist unmöglich, aber wir haben sie geschlagen.«
    Hatten sie das wirklich?
Skar war nicht sicher. Es gab Dinge, die nicht einmal er wußte; und sei es nur, weil er sie nicht wissen
wollte.
Mit Ennarts Tod war der Widerstand der Zauberpriester endgültig zusammengebrochen. Die wenigen, die den Kampf im Hof überlebt hatten, hatten sich in das Labyrinth aus Hallen und Gängen zurückgezogen, aus dem der Tempel zum größten Teil bestand, verfolgt von Titchs Quorrl, deren Zahl im Laufe der letzten Stunde wieder auf mehr als tausend angewachsen war: mehr als die Hälfte des Heeres war geflohen und würde wahrscheinlich nie wieder zurückkehren, aber es waren vor allem Rowl und seine Bastarde, die ihre Furcht schließlich doch überwanden und ihnen folgten. Und sie waren es auch, die am schlimmsten unter Ians Brüdern wüteten, wo immer sie ihrer habhaft wurden. Als die Sonne aufgegangen war, brannte der Tempel der Verbotenen Inseln an zahllosen Stellen, und die heiligen Räume hallten wider von Waffengeklirr und den Schreien der Kämpfenden. Schwarze Rauchwolken verdunkelten den Himmel über dem Sturz, und mehr als einmal hatten gewaltige Explosionen die Tempelanlage erschüttert. Der Kampf würde vielleicht noch Stunden dauern, vielleicht auch den ganzen Tag oder noch länger, aber Kiina hatte trotzdem recht — es war vorbei. Aber er hatte auch Ennarts letzte Worte nicht vergessen. Als hätte Kiina seine Gedanken erraten und reagierte darauf, zog sie den kleinen Metallkasten unter dem Gürtel hervor und drehte ihn fast ehrfürchtig in der Hand. Skar betrachtete sie aufmerksam. Er wußte, daß dieses Ding jetzt so harmlos war, wie es ein totes Stück Metall nur sein konnte, und trotzdem behagte es ihm nicht, Kiina damit spielen zu sehen. Allein sein Anblick bereitete ihm Unbehagen. Auf eine schwer in Worte zu fassende Art fand Skar den Gedanken fast obszön, daß ein so harmlos aussehendes kleines Etwas über den Untergang einer ganzen Welt entscheiden konnte.
    »Ob er es getan hätte?« fragte Kiina nachdenklich.
    Skar zuckte mit den Schultern und sah weg. Auch die Antwort auf diese Frage gehörte zu den Dingen, die er nicht wissen wollte. Er wartete darauf, daß Kiina das Kästchen wieder einsteckte, aber sie tat es nicht, sondern hielt es im Gegenteil dichter unter die Augen und fuhr mit den Fingern an seinen Kanten entlang, als betaste sie ein kostbares Schmuckstück, hütete sich aber, einem der kleinen Knöpfe auf seiner Oberseite auch nur nahe zu kommen.
    »Wir sollten es zerstören«, sagte Kiina plötzlich.
    Skar lächelte. Er wußte, daß das nicht ging, und Kiina wußte es ebenfalls. Das Kästchen war aus dem gleichen Metall gefertigt, aus dem sein Schwert bestand, aus dem gleichen Stahl, aus dem die Schiffe geschmiedet worden waren, mit denen ihre Vorfahren von den Sternen kamen; Eisen aus dem Herzen einer Sonne, das durch keine Gewalt des Universums zerstört werden konnte. Aber er begriff, warum Kiina dies gesagt hatte, und allein dieses Wissen stimmte ihn ein ganz kleines bißchen froher.
    »Oder es an einen Ort bringen, an dem es nie wieder gefunden wird«, fuhr Kiina fort. »Gibt es einen solchen Ort?«
    »Vielleicht«, antwortete Skar. »Warum suchst du nicht danach?«
    »Warum suchen wir beide nicht danach?« Sie lächelte — oder
versuchte
es wenigstens —, steckte das Kästchen mit einer plötzlich hastigen Bewegung wieder ein und fragte noch einmal: »Warum bleiben wir nicht zusammen, Skar? Enwor ist groß, und wir werden einen Ort finden, an dem —«
    »Du kannst nicht bei mir bleiben, Kiina«, unterbrach sie Skar sanft.
    »Aber wieso

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