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Enwor 10 - Die verbotenen Inseln

Enwor 10 - Die verbotenen Inseln

Titel: Enwor 10 - Die verbotenen Inseln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Fuße der Treppe, fast schon ein Saal, und hier sah er auch all die Pracht und den Zierat, den er bisher vermißt hatte — jedenfalls hielt er das Blitzen von Gold und Silber, das Funkeln von Edelsteinen und kostbaren Metallen im ersten Moment dafür. Bis er erkannte, was es wirklich war.
    Er war nicht sicher, ob er wirklich verstand, was er da sah.
    Der Saal war voller großer, funkelnder Blöcke aus poliertem Metall, voller Rohre und Kessel, voller blinkender Lichter und anderer, verwirrender Dinge, deren wahre Natur er nicht einmal erraten konnte. In großen, mattsilbernen Schalen brodelte farblose Flüssigkeit, und die Luft war erfüllt vom Wispern äonenalter, metallener Stimmen.
    Jemand hatte versucht, ihn in einen Tempel zu verwandeln —inmitten des verwirrenden Durcheinanders aus Maschinen und Rohren stand ein Altar aus schwarzem Basalt, über und über bedeckt mit Schmuck und Opfergaben und sakralen Dingen, und an den Wänden — den wenigen Stellen, die freigeblieben waren — entdeckte er kunstvoll gewebte Teppiche, Bilder und Waffen. Aber das Ergebnis dieser Bemühungen war kein heiliger Ort, sondern ein Chaos, in dem der Blick kaum mehr Halt fand und sich zu verlieren drohte. Gleichzeitig wirkte der Anblick erschütternd, denn er machte klar, wie hoffnungslos die Bemühungen der Quorrl geblieben waren, diesem Ort auch nur einen Deut von seinem fremdartigen Wesen zu nehmen.
    Er entdeckte Titch nur wenige Schritte neben dem Eingang.
    Der Quorrl stand hoch aufgerichtet und starr vor einer der flachen Schalen, die Skar auf den ersten Blick an ein Taufbecken erinnert hatten. Er hatte das Schwert gezogen, aber der Arm, der es hielt, hing nutzlos herab, und seine linke Hand umklammerte den Rand des Beckens. Im ersten Moment dachte Skar, daß er seine Schritte gar nicht gehört hatte; aber dann reagierte er doch und begann zu sprechen.
    »Es ist eine Maschine, Skar.«
    Auch dieser Raum gehörte zum Reich des roten Lichts und der unheimlichen Echos. Als die vier Worte zurückkehrten, gebrochen und verzerrt und um Tonlagen höher, wie die kichernden Stimmen unendlich böser Kinder, da bedeuteten sie etwas anderes. Skar hörte erst aus diesem Echo das wahre Entsetzen heraus, das die Erkenntnis für Titch bedeuten mußte.
    »Nichts als eine verdammte alte Maschine. Wir… wir haben einen Gott aus Stahl angebetet!«
    »Niemand muß das erfahren, Titch«, antwortete Skar. Er kam sich lächerlich vor, bei diesen Worten, und dumm, und falls Titch sie überhaupt hörte, so reagierte er nicht darauf, sondern starrte nur weiter ins Leere. Für einen Moment fragte sich Skar voller Angst, ob Titch diesen Schock überwinden würde. Dies war der Ort, an dem seit Urzeiten das Schicksal seines Volkes entschieden worden war. Das Sanktuarium des Goldenen Tempels, der Quell des Wassers des Lebens. Hierher hatten die
Bestimmer
die ungeborenen Kinder der Quorrl gebracht, um ihr Leben festzulegen, hier war entschieden worden, ob die nächste Generation der Quorrl zu Kriegern oder Bauern, zu Ärzten oder Schlächtern, zu Geschöpfen wie Titch und Rowl oder zu Ungeheuern heranwachsen würde. Und es war nichts Göttliches an diesem Ort.
    Es war so, wie Titch gesagt hatte: es war eine Maschine. Nicht mehr.
Großer Gott, was um alles in der Welt sollte er sagen, um ihn zu trösten?
    Nach einer Weile drehte Skar sich wortlos herum und ging zu Rowl hinüber. Der Bastard hockte vornübergebeugt neben dem Altarblock, und Skar sah erst jetzt die zweite, reglose Gestalt, die neben ihm lag: der Priester. Er erkannte sein Gesicht nicht wieder, aber es war der gleiche Quorrl, der am vergangenen Abend zu ihm gekommen war, um ihn zu töten. Sein Arm hing in einer Schlinge, und seine Schulter war unter einem dick und ungeschickt angelegten Verband verborgen, auf dem dunkle Flek-ken die wieder aufgebrochene Wunde verrieten. Sein Kopf lag in einer dunklen Lache, und sein Gesicht war blutverschmiert.
    Aber er lebte noch.
    Und er war sogar bei Bewußtsein. Als er Skars Schritte hörte, flatterten seine Lider, und er versuchte kraftlos den Kopf zu heben. Rowl sah auf, und in den maßlosen Schmerz auf seinen Zügen mischte sich eine fast ebenso maßlose Wut. Er ballte die Faust, um den Priester abermals zu schlagen.
    »Bitte nicht«, sagte Skar.
    Rowls Kopf ruckte herum, und für einen winzigen Moment konzentrierte sich sein Zorn nun auf Skar. Aber er verrauchte, noch ehe er die Energie aufbrachte, hochzuspringen und sich auf ihn zu stürzen.
    »Bitte

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