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Enwor 10 - Die verbotenen Inseln

Enwor 10 - Die verbotenen Inseln

Titel: Enwor 10 - Die verbotenen Inseln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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denn nicht? Es ist vorbei, Skar! Die Quorrl brauchen dich nicht mehr, das hast du selbst gesagt. Sie… sie…« Sie begann zu stottern, verhaspelte sich und unterdrückte nur noch halb ein Schluchzen. »Wir… wir werden zusammen bleiben, nicht wahr? Wir werden gemeinsam nach Ikne zurückgehen und Del helfen, alles wieder aufzubauen, und wir… wir werden…«
    Aber er würde nie wieder hier weggehen. Die Treppe, die sie hier heruntergeführt hatte, endete nicht in dieser Felsenkammer, sondern ging weiter, vielleicht direkt hinab in die Hölle, vielleicht an einen Ort, der schlimmer war. Skar hatte Rowl und Titch erlaubt, ihn bis hierher zu begleiten, und er hatte es auch Kiina gestattet, gegen jede Logik und wahrscheinlich aus dem einzigen Grund, noch einige weitere kostbare Minuten in ihrer Nähe zu sein. Aber er würde niemandem gestatten, ihn weiter zu begleiten, denn dort unten wartete etwas auf ihn — auf ihn und jeden, der ihm folgte — das schlimmer war als der Tod.
    Sie wußte es. Sie mußte es geahnt haben, schon ehe sie hier herunterkamen, aber sie war noch immer Kind genug, sich selbst belügen zu können. Sie versuchte es selbst jetzt noch.
    »Es ist vorbei, Skar«, stammelte sie. »Es… es ist doch vorbei, oder? Wir haben die Ssirhaa geschlagen, und… und die Quorrl töten die Zauberpriester, wo immer sie sie sehen.
Es ist zu Ende, Skar!«
    Er hatte nicht die Kraft, ihr die Wahrheit zu sagen. Sie kannte sie so gut wie er, aber sie auszusprechen, würde sie vollends zur Wirklichkeit werden lassen. Statt zu antworten, trat er mit einem traurigen Lächeln auf sie zu und hob die Hand, um sie zu streicheln, aber Kiina schlug seinen Arm beiseite und wich rasch drei, vier Schritte vor ihm zurück.
    »Es ist vorbei, Skar!« wiederholte sie wie ein Kind, das sich etwas immer und immer wieder selbst vorsagte und hoffte, daß es dadurch Wahrheit würde. »Alles wird wieder werden, wie es war. Du… du wirst doch wieder anders! Es ist doch vorbei! Es gibt keinen Grund mehr für dich, so… so… so
anders
zu sein!« Er hatte geglaubt, daß es nichts mehr gab, um ihn zu erschüttern, daß er den absoluten Höhepunkt des Schmerzes und der Angst kennengelernt hatte. Aber das stimmte nicht. Es gab nie ein
Endgültig.
Es gab kein Entsetzen, dem nicht noch ein größeres folgen konnte, keine Qual, die nicht noch verschlimmert werden konnte, kein Abgrund, unter dem nicht noch eine tiefere, bodenlosere Schlucht lauerte, und Kiinas Worte schleuderten ihn in diesen Abgrund, warnungslos und brutal und endgültig.
Es gibt keinen Grund mehr für dich, so zu sein…
    Auch sie fürchtete ihn. Ihre Angst vor ihm war so groß wie die Titchs und der anderen, und was er für die Kraft einer Liebe gehalten hatte, die selbst diese Angst zu überwinden vermochte, das war nichts als ihre kindliche Vorstellung, er könne die furchtbare Veränderung, die mit ihm vorgegangen war, einfach wieder rückgängig machen, sie überwinden wie eine Krankheit.
    Aber das konnte er nicht. Es würde schlimmer werden. Er würde auch den Rest seiner Menschlichkeit verlieren, nach und nach, im Laufe der Jahre, vielleicht auch nur Wochen, und irgendwann, das wußte er, würde sie ihre Angst nicht mehr beherrschen können. Er wußte, daß es so kommen mußte. Er war noch immer zum Teil Mensch, etwas von dem alten Skar war noch in ihm, in dieser Kreatur mit gottgleichen Kräften und einem unverwundbaren Körper, in die er sich verwandelt hatte, und er hatte sich an dieses winzige Etwas geklammert, in den letzten Tagen. Und es war nur dieser winzige Teil in ihm, der schwindende Rest seiner Seele, der noch Skar war, den Kiina in ihm sah. Aber er wurde bereits schwächer, und bald — entsetzlich
bald —
würde es ihn nicht mehr geben. Das, was Skar gewesen war, würde einfach aufgehen in der finsteren Macht des
Daij-Djan,
in der gottgleichen Gewalt des Schläfers und dem Wissen, das in ihm war. Er war Skar, aber er war auch der Mann, der vor ihm den Schläfer in sich getragen hatte, und der davor und davor und davor…
fünftausend Generationen.
In seiner Seele schlummerte ein meßbares Stück Ewigkeit, und was immer es war, in das er sich verwandelte, wenn es endgültig erwachte —Kiina würde es fürchten, und irgendwann würde sie beginnen, es zu hassen.
    Ohne ein Wort und sehr hastig, damit Kiina die Tränen in seinen Augen nicht sah, drehte er sich herum und folgte Titch und dem Bastard.

D er Raum war viel größer als die Felsenkammer am

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