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Enwor 10 - Die verbotenen Inseln

Enwor 10 - Die verbotenen Inseln

Titel: Enwor 10 - Die verbotenen Inseln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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zum Grab geworden wäre, aber es begann. Er wußte es. Auch Caran war ein Vermächtnis der
Alten,
und es begann zu erwachen, kaum, daß er auch nur in seine Nähe gekommen war. Und er wußte noch etwas mit unerschütterlicher Sicherheit: daß Caran ebenso untergehen würde wie diese beiden Orte. Wie vielleicht ganz Enwor.
    »Die Ssirhaa«, flüsterte Rowl. Er schüttelte den Kopf, sah abwechselnd Skar und Titch an und spannte die Hände um die Armlehnen seines Sessels; so kraftvoll, daß das rostzerfressene Metall bedrohlich knirschte. »Soll ich dir glauben, Titch?«
    Anders als bisher antwortete Titch nicht mit einer scharfen Bemerkung oder auch nur mit Spott. Er nickte einfach. »Du weißt es doch längst«, sagte er, nach einer ebenso langen, nachdenklichen Pause wie der, die Rowl vorher gemacht hatte. »Du weißt besser als ich, was in Ninga vorgeht. Und nicht erst seit heute.«
    »Weiß ich das?«
    »Die Frage ist eher, ob du es wissen
willst«,
antwortete Titch.
    Er machte eine komplizierte Quorrl-Geste, deren Sinn Skar verschlossen blieb, die Rowl aber zu einem fast ärgerlichen Stirnrunzeln veranlaßte. »Du kannst mir nichts vormachen, Rowl«, fuhr er fort. »Ich kenne dich. Dich und deine Bastarde. Vergiß nicht, daß wir einmal Feinde waren. Und ich weiß alles über meine Feinde.«
    Rowl lächelte. Schwieg. Zum ersten Mal, seit sie hier heraufgekommen waren, suchte sein Blick bewußt den Skars.
    »Und du, Satai?« fragte er. »Glaubst du auch, wir sollten uns gegen unsere eigenen Götter auflehnen?«
    Skar antwortete nicht sofort. Titch hatte Rowl beinahe alles erzählt, was seit ihrer ersten Begegnung vor den Toren der Trutzburg der Zauberpriester geschehen war.
Beinahe —
nicht vollkommen. Von seiner — Skars — wirklichen Rolle hatte er kein Sterbenswörtchen verlauten lassen. Skar fragte sich, wie lange es noch dauern mochte, bis sie selbst in dem Gespinst aus Lügen und Halbwahrheiten die Orientierung verlieren würden, das Titch in den vergangenen Stunden gesponnen hatte. In seiner Geschichte waren zu viele Lücken; zu vieles, was Rowl mißtrauisch oder zumindest nachdenklich machen mußte, sobald er Gelegenheit fand, in Ruhe über das nachzudenken, was Titch ihm erzählt hatte. Er mußte aufpassen.
    »Sie sind nicht eure Götter«, sagte er zögernd.
    »Sie haben uns erschaffen«, sagte Rowl.
    »Und?« Skar machte eine wegwerfende Geste. »Deine Männer haben ihre Kleider und Waffen selbst erschaffen. Sind sie deshalb
Götter?«
    »Das ist ein Unterschied.«
    »Das ist es nicht«, behauptete Skar verärgert. »Es ist eine Frage des
Wissens,
nicht göttlicher Macht.«
    Er beobachtete Rowl genau, und er überlegte sich jedes Wort zweimal, ehe er es aussprach. Ohne daß er selbst es auch nur gemerkt hätte, war seine Art zu reden so langsam und betont geworden wie die, in der sich Rowl und Titch unterhalten hatten. Skar war nicht halb so sicher wie Titch, daß sie Rowl
wirklich
trauen konnten. Daß die Bastarde sich gegen die Herrscher in Ninga auflehnten, bedeutete keineswegs automatisch, daß sie sich auch gegen ihre
Götter
auflehnen mußten. Ganz im Gegenteil — Skar war nicht überzeugt davon, daß er sich nicht um den Hals redete mit dem, was er sagte. Trotzdem fuhr er fort: »Ich habe Ennart gegenübergestanden, Rowl. Er war kein Gott.« »Woher willst du das wissen?« fragte Rowl. »Bist du schon so vielen Göttern begegnet, daß du sie erkennst, wenn du einen siehst?«
    »Nein«, antwortete Skar. »Aber ich erkenne einen Betrüger, wenn ich einen sehe. Und um auf die Frage zurückzukommen, Rowl — es ist völlig gleich, ob ihr euch gegen die Ssirhaa auflehnen
wollt
oder nicht. Es ist nicht eure Entscheidung. Ennart und die anderen Ssirhaa haben längst entschieden.«
    »Unseren Tod?« Rowl bemühte sich, spöttisch zu klingen, aber es mißlang. Und Skar antwortete auch nicht, sondern sah ihn nur weiter schweigend und durchdringend an, bis es plötzlich
Rowl
war, der unter seinem Blick immer nervöser wurde und schließlich wegsah.
    »Ihr verlangt zu viel von mir«, sagte er.
    »Zu viel? Was, Rowl? Daß du um dein Leben kämpfst? Und wenn schon nicht um deines, dann um das der Männer, die dir ihre Leben anvertraut haben?«
    Rowl wirkte irritiert. »Was soll ich tun?« fragte er. »Meine Männer bewaffnen und Ninga stürmen? Wenn du die Wahrheit sagst, Satai, dann würde ich sie damit in den Tod schicken.« Er schüttelte den Kopf, noch immer verstört und unsicher, aber zugleich

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