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Enwor 10 - Die verbotenen Inseln

Enwor 10 - Die verbotenen Inseln

Titel: Enwor 10 - Die verbotenen Inseln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Pyramidenberges befinden mußten. Rowl hatte sie durch Stollen und Gänge geführt, die scheinbar meilenlang gewesen waren: endlose Treppenfluchten hatten sich mit niedrigen, vollkommen leeren Gängen und schrägen Rampen abgelöst, und ein paarmal hatten sie klettern müssen; nicht, weil es die Erbauer Carans so vorgesehen hatten, sondern weil Teile der chtonischen Anlage zusammengebrochen waren — manchmal über primitive Treppen und Leitergerüste aus Holz, manchmal über steile Halden aus Trümmern und scharfkantigem Schutt. Caran war ein Alptraum; ein Alptraum aus Stahl und Rost, denn nichts hier war natürlichen Ursprungs. Der Berg war kein Berg, sondern ein
Gebäude,
ein tief in die Erde gerammtes Gegenstück zum flüsternden Turm im Herzen des Drachenlandes, nur größer; und unendlich viel älter. Auf dem Weg hier herauf hatte Skar die Last der Jahrhunderttausende gespürt, die an diesen Mauern vorübergegangen waren wie Stunden im Leben eines Menschen.
    Seltsamerweise half ihm diese Erkenntnis nicht, mit dem Unwohlsein fertig zu werden, das Caran ihm einflößte. Das Wissen, daß dies ganz und gar kein magischer Ort war, sondern nur ein weiteres Überbleibsel aus der phantastischen Welt der
Alten
hätte ihn beruhigen müssen, aber das genaue Gegenteil war der Fall. Skar kam sich eingesperrt vor, lebendig begraben in einer riesigen Falle aus Metall und erstarrter Zeit.
    Caran war nicht tot, das fühlte er. Die titanischen Wände aus Stahl, von Jahrhunderttausenden oder auch —millionen in zusammengebackene Gebilde aus scharfkantigem Rost verwandelt, die uralte, verbrauchte Luft, die zum Husten reizte und ihm trotz der allgegenwärtigen Feuchtigkeit immer das Gefühl gab, Durst zu haben, die toten Dinge, unverständliche Hinterlassenschaften einer Kultur, deren Denken so fremd wie ihre Architektur unangenehm gewesen war, das alles suggerierte dem Betrachter das Gefühl von Verfall und Tod. Aber es war falsch. So zerfallen und leer dieses Gebilde auch sein mochte, etwas war hier, etwas, das lebte, oder zumindest
existierte.
Es hatte nicht einmal lange gedauert, bis Skar begriffen hatte, woher dieses Gefühl kam: obwohl äußerlich vollkommen verschieden, erinnerte ihn Caran doch an Ennarts Turm im Tal der Drachen. Es war das gleiche Gefühl des ständig Belauertwerdens, das gleiche Empfinden unsichtbarer böser Augen, die ihn aus Ecken und Winkeln heraus anzustarren schienen, gesichtslose Dämonenfratzen, die ihn von den Wänden herab angrinsten und blitzartig verschwanden, wenn er versuchte, genauer hinzusehen.
    Skar verscheuchte den Gedanken und sah wieder zu Rowl auf, der am anderen Ende des wuchtigen Metalltisches Platz genommen hatte, der wie ein Pilz aus Rost aus dem Boden wuchs.
    Titch hatte länger als eine Stunde geredet, und Rowl hatte sich verändert in dieser Zeit. Nicht äußerlich. Sein Gesicht war noch immer so unbewegt wie vorher, und seine Haltung noch immer die eines Herrschers, obwohl er sich lässig auf eines der sonderbaren Sitzmöbel gelümmelt hatte, die wie der Tisch und die übrigen Möbelstücke (?) direkt aus dem Boden hervorwuchsen.
    Trotzdem spürte nicht nur Skar, wie erschüttert der Quorrl war; erschüttert und auf eine Art und Weise getroffen, die ihn an die schreckliche Veränderung erinnerte, die mit Cron vor sich gegangen war, kurz vor seinem Tod. Skar hatte versucht, sich in Titchs Erzählung einzumischen, aber der Bastard hatte ihn so rüde unterbrochen, daß er es kein zweites Mal versuchte. Was Titch erzählte, war eine Sache der Quorrl, und
nur
der Quorrl. Daß Skar — selbst als Akteur — in die Geschehnisse um die Ssirhaa hineingezogen worden war, änderte daran gar nichts.
    »Und was erwartet ihr jetzt von mir?« fragte Rowl. Er klang müde;
erschüttert.
Sein Gesicht, seine Haltung und selbst seinen Blick hatte Rowl noch immer unter Kontrolle. Seine Stimme nicht. Sie zitterte. Aus jedem einzelnen Wort sprach Angst.
    Und etwas hier fing diese Angst auf, griff mit gierigen, unsichtbaren Klauen danach und saugte sich voll damit, wie ein Schwamm, der nach Äonen wieder mit Wasser in Berührung kam.
Skar spürte es; so deutlich, daß er fast glaubte, ein widerliches Schmatzen und Schlürfen zu hören, die ersten mühsamen Lebensäußerungen der Bestie, die aus ihrem ewigen Schlaf erwachte.
    Es beginnt auch hier,
dachte er. Nicht so schnell wie im schwarzen Turm Ennarts, und nicht mit so entsetzlicher Zielbewußtheit wie in Drasks Burg, die ihnen um ein Haar alle

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