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Enwor 10 - Die verbotenen Inseln

Enwor 10 - Die verbotenen Inseln

Titel: Enwor 10 - Die verbotenen Inseln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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sich den Ellbogen und blickte aus geschwollenen, aber bereits wieder von Zorn erfüllten Augen zu Skar hoch. »Was für —?«
    »Du weißt genau, wovon ich rede!« unterbrach sie Skar mit perfekt geschauspielerter Wut. Gleichzeitig versuchte er, Kiina mit Blicken zu signalisieren, daß sie mitspielen sollte. Aber
so
wach schien das Mädchen nun doch noch nicht zu sein — das oder Skars Worte hatten sie so wütend gemacht, daß sie ihn einfach nicht verstehen wollte.
    Mit einem Ruck richtete sie sich auf, preßte den schmerzenden Ellbogen gegen den Leib und funkelte ihn an. »Wovon, zum Teufel, sprichst du überhaupt?« fauchte sie. »Du verschwindest, ohne ein Wort zu sagen, bleibst eine ganze Nacht fort und läßt mich mit diesen Ungeheuern hier allein, und dann —«
    »Gebt euch keine Mühe«, sagte Rowl.
    Kiina verstummte mitten im Wort und sah den Quorrl überrascht und neugierig zugleich an, und auch Skar drehte sich langsam herum und forschte in Rowls Augen. Zu seiner eigenen Überraschung fand er nichts von dem Zorn darin, den er erwartet hatte. Im Gegenteil — Rowl wirkte eher amüsiert als wütend.
    »Man sollte sich nicht auf
Kinder
verlassen, wenn es um das eigene Leben geht«, sagte Skar. Er kam sich selbst albern vor bei diesen Worten. Rowl hatte ihn längst durchschaut. Trotzdem —er wäre sich noch hilfloser vorgekommen, hätte er nicht versucht, die Geschichte wenigstens noch einen Augenblick aufrechtzuerhalten. »Sie ist —«
    »Du hast mich belogen, Satai«, unterbrach ihn Rowl.
    Skar schwieg. Rowl sah Titch an. Sein Blick forderte eine Antwort, aber auch der Quorrl sah weg. Schließlich wandte sich Rowl wieder zu den beiden Truhen um und machte eine fordernde Handbewegung. »Öffnet sie.«
    Kiina wollte sich herumdrehen und seinem Befehl nachkommen, aber Titch hielt sie hastig am Arm zurück und schob sie mit sanfter Gewalt ein Stück zur Seite. Dann ließ er sich — so langsam, daß es fast wie eine zeremonielle Handlung aussah —in die Hocke sinken, streckte beide Hände nach dem Deckel der ersten Kiste aus und hob ihn vorsichtig an. Rowl trat neben ihn und blickte auf den kostbaren Inhalt der Truhe hinab; lange.
    Was er sah, schien ihn zufriedenzustellen. Er winkte Titch, die Truhe wieder zu schließen, und deutete auf die zweite Kiste. Diesmal zögerte Titch eine Spur zu lange, um Rowl nicht spüren zu lassen, daß es kein Zufall gewesen war, daß er ausgerechnet
diese
Truhe nicht zuerst geöffnet hatte.
    Rowl bemerkte die fehlenden Eier sofort. Er fuhr hoch, starrte Titch und Skar abwechselnd und voller Mißtrauen an und fragte in herrischem Ton: »Was ist passiert?«
    »Der
Bestimmer«,
antwortete Titch. »Er hat —«
    »Du lügst!« unterbrach ihn Rowl. Seine Stimme war ganz kalt, aber es war eine Kälte, die Skar nur zu gut kannte. Sie enthielt eine unüberhörbare Drohung.
    »Er sagt die Wahrheit«, sagte Skar. »Cron und dieser andere Quorrl aus Ninga hatten Streit. Der
Bestimmer
hat nach ihm geschlagen. Cron wehrte sich, und der andere stürzte. Dabei ist es passiert.«
    »Und aus diesem Grund hat Cron ihn auch getötet«, fügte Titch hinzu. »Ich glaube, er wollte es nicht einmal. Es ging alles sehr schnell.«
    Rowl starrte ihn an. Sein Gesichtsausdruck verriet, daß er Skar und Titch kein Wort glaubte.
    Aber dann geschah etwas Seltsames: Mißtrauen und Zorn verschwanden wie weggezaubert aus seinem Blick. Er beugte sich zu Titch herab, nahm ihm den Deckel der Truhe aus der Hand und ließ ihn unendlich behutsam wieder einrasten. Mit einer kraftvollen Bewegung richtete er sich wieder auf, scheuchte Titch ein Stück zurück und winkte die vier Krieger herbei, die ihn begleitet hatten. Die Quorrl postierten sich rechts und links der beiden Truhen und streckten die Hände nach den Tragegriffen aus.
    »Einen Augenblick«, sagte Titch.
    Rowls Kopf flog mit einem Ruck in die Höhe.
    »Du hast bekommen, was du wolltest«, sagte Titch. »Was ist mit uns?«
    »Warum fragst du?« fragte Rowl. »Reicht dir mein Wort nicht? Die beiden Menschen und du —«
    »Davon rede ich nicht«, unterbrach ihn Titch. Er wies mit den gespreizten Fingern der linken Hand auf die Krieger, die hinter Rowl und seinen vier Begleitern eine dicht geschlossene Mauer bildeten. »Ich spreche von ihnen, Rowl.«
    »Du kennst die Antwort auf diese Frage ebenfalls«, antwortete Rowl. Er zog eine Grimasse. »Ich muß verrückt geworden sein, dir und diesem Satai Zuflucht in Caran zu gewähren. Aber so

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