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Enwor 10 - Die verbotenen Inseln

Enwor 10 - Die verbotenen Inseln

Titel: Enwor 10 - Die verbotenen Inseln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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aber etwas war gleich geblieben: die Unmöglichkeit, ihn mit Worten zu besiegen.
Sie sind Meister der Lüge.
»Ihr habt mich getötet, Titch und du«, antwortete Ennart.
    »Ich bin ein Gott, Satai, und für mich und meine Brüder gelten andere Gesetze als für dich oder die Quorrl. Aber dieser Körper ist sterblich, und er kann Schmerzen verspüren. Ihr
habt
mir Schmerz zugefügt, schlimmer, als du dir vorstellen kannst, und ich habe den Tod kennengelernt, durch euch. Und trotzdem bin ich bereit, dir zu vergeben. Was soll ich noch tun, um dein Vertrauen zu erringen?«
    »Wie wäre es, wenn du dein Schwert nimmst und dir die Kehle durchschneidest?« schlug Skar vor.
    »Du kannst nicht gewinnen, Skar«, sagte Ennart ernst.
    »Das will ich auch nicht«, antwortete Skar. »Es reicht mir völlig, wenn ich verhindere, daß
ihr
gewinnt.«
    Ennart seufzte. Seine Stimme nahm den Ausdruck an, den man einem uneinsichtigen Kind gegenüber anschlägt. »Was muß noch geschehen, damit du einsiehst, wie sinnlos dein Kampf ist, Satai?« fragte er. »Wie viele Leben willst du noch vernichten? Wie viel Unglück willst du noch verbreiten, du und das
Ding,
das in dir steckt?«
    Skar erschrak. »Du…
weißt
 —?«
    »Ich bin ein Gott«, wiederholte Ennart mit einem milden Lächeln. Er streckte die Hand aus. Skar machte einen raschen Schritt zurück und griff wieder nach seiner Waffe, und Ennart zog den Arm mit einem bedauernden Seufzen wieder zurück.
    Skar machte einen weiteren Schritt nach hinten und zog die Waffe vollends aus dem Gürtel.
    Ennart hob die Hand, und hinter ihm erklang ein Skar wohlvertrautes, warnendes Geräusch: der Laut, mit dem Dutzende von Pfeilen auf Bögen gelegt und die Sehnen straffgezogen wurden.
    »Versuch es nicht, Satai«, sagte Ennart. »Ich fürchte den Tod dieses Körpers nicht, aber er wäre sinnlos. Es würde Zeit kosten, ihn neu zu schaffen. Und wir haben nicht mehr viel Zeit, du und ich.«
    »Dann zaubere dir doch welche«, knurrte Skar.
    »Selbst uns sind Grenzen gesetzt«, sagte Ennart lächelnd.
    »Nicht einmal ein Gott kann die Zeit besiegen. Steck das Schwert ein — ich bitte dich. Ich bin nicht hier, um zu kämpfen. Ich will nur reden.«
    »Was willst du von mir?« fragte Skar. Ennart antwortete nicht, und das Scharren und Schleifen hinter Skar wiederholte sich. Widerstrebend ließ er die Klinge wieder in die lederne Hülle an seinem Gürtel gleiten. »Du willst mich? Dann komm und hole mich! Oder gib deinen Kriegern ein Zeichen, mich zu erschießen.«
Würde er schnell genug sein? Er wollte nicht sterben, selbst jetzt noch nicht. Skar fragte sich, ob die unendlich kurze Zeitspanne, die ein Pfeil brauchte, um von der Sehne zu schnellen und sein Ziel zu treffen ausreichte, seinen dunklen Bruder um Hilfe zu rufen.
    »Ich will nicht deinen Tod, Satai«, sagte Ennart geduldig. »Wir brauchen dich.
Enwor
braucht dich. Deine Macht.«
    »Ihr braucht mich, um zu gewinnen.«
    »Nein«, antwortete Ennart, und trotz allem spürte Skar, daß der Ssirhaa die Wahrheit sagte. »Es gibt keinen Zweifel mehr an unserem Sieg. Die Frage ist nur,
wie
wir gewinnen — ob Enwor uns kampflos zurückgegeben wird oder sein Widerstand in einem Meer von Blut ertrinkt. Diese Welt gehört uns. Sie hat uns immer gehört, und wir werden sie zurückbekommen. Aber es ist
deine
Entscheidung, wie.«
    »Enwor gehört euch nicht«, antwortete Skar. »Vielleicht hat es euch einmal gehört. Aber wenn, dann habt ihr diesen Anspruch verspielt, indem ihr es zerstört habt.«
    Ennart seufzte. Er wirkte… traurig. Nicht zornig oder aufgebracht, sondern eher enttäuscht, ein Mann, der eine Antwort bekommen hatte, die er vorher kannte.
    »Es ist zu spät, Skar«, sagte er. »Die
Sternenkreatur
ist bereits zu stark. Sie wird erwachen, so oder so. Bald!«
    »Und du fürchtest, daß ihr ihrer nicht mehr Herr werdet«, vermutete Skar. »Ist es so?«
    »Vielleicht«, gestand Ennart mit überraschender Offenheit ein. »Ja, vielleicht hattest du recht mit dem, was du mir im Tal der Drachen prophezeit hast. Die Kreatur ist stark, viel stärker, als wir glaubten. Die Zerstörung des Turmes kam zu spät. Vielleicht verlieren wir die Kontrolle über sie, wenn sie erst einmal wirklich erwacht ist. Was nicht heißt«, fügte er etwas lauter und mit deutlich veränderter, jetzt wieder durch und durch hochmütiger Stimme hinzu, »daß wir sie fürchteten. Wir haben sie erweckt, und wir können sie auch wieder zerstören. Jederzeit.«
    »Und euch

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